Alle Artikel der Kategorie: geldanlage

23. Juli 2021


Leserfrage: Haben Alpha-Fonds ein Lehman-Problem?

Philipp fragt

Absicherung in Krisen mit Finanzinstrumenten ist ja schön und gut. Aber er hat Bedenken bezüglich der Finanzinstrumente, die die Alpha-Fonds verwenden? Das sind ja Derivate. Sein Stichwörter sind Emittentenrisiko und Lehman Brothers Pleite.

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23. Juli 2021


FdFw: Krisen-Alpha

Die beiden Videos der Frag-den-Finanzwesir-Session vom Juli 2021. Normalerweise würde ich ja einfach auf Youtube verweisen. Aber da Youtube mir nun unerlaubt Reklame vor die Videos packt (ich will das nicht und Youtube behält außerdem alle Einnahmen) mache ich das hier über meinen bezahlten und werbefreien Vimeo-Account.
Ich erwäge meinen Youtube-Account zu schließen. Keine Sorge: Alle meine Videos sind auf Vimeo. Vimeo war schon immer mein Haupt-Account für Videos.
Ich muss mir jetzt überlegen, wie ich damit umgehe. Das Youtube mir "passende" Werbung einspielt will ich nicht. Etoro, Cryptos und ähnliches sind kein Alpha.

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16. Juli 2021


Ohne Risikomanagement kein Erfolg an der Börse

Meine persönliche Definition nach über 20 Jahren Börse: Risikomanagement ist, wenn man ruhig schlafen kann.

Gutes Risikomanagement für Börsianer besteht aus zwei Teilen:

  1. Begib Dich nicht in Gefahr – Vermeide Risiko
  2. Manage das Risiko, dass Du eingehen musst.

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02. Juli 2021


Risikomanagement mit Professor Lo

Definition Börsenpsychologie

Die Börsenpychologie erforscht, wie Menschen unter hoher Unsicherheit (niemand kennt den Aktienkurs von morgen) weitreichende Entscheidungen (reicht die Altersvorsorge?) fällen. Dazu nutzen die Verhaltensökonomiker mathematische Modelle und verhaltenspsychologische Experimente.

Als ich um die Jahrtausendwende angefangen habe, Aktien zu kaufen, war mir klar: An der Börse geht es ums Geld. Da wird gerechnet und Excel ist das richtige Werkzeug. Gewinne sind Gewinne und Verluste sind Verluste, was brauch’ ich da den Psychokram.

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22. Juni 2021


Anleihen: Keine gute Idee (mehr)?

Zwei Dinge gehören in ein Depot:

  1. Aktien für die Rendite
  2. Anleihen für Stabilität und Einkommen

Doch ist das noch so?

Was passiert, wenn man einem Juristen und einem Ingenieur ein Telefonbuch in die Hand drückt und sagt: "Auswendig lernen!"

Der Jurist fragt: "Bis wann?", der Ingenieur: "Warum?"

Wenn Sie als Anleger überleben wollen, müssen Sie sich wie ein Ingenieur verhalten. Fragen Sie immer: "Warum?" Besonders, wenn es sich um "amtliche Ansagen" handelt, die einfach ohne Begründung vor Ihrer Haustür abgestellt werden.

Grundsätzlich gilt das, was Samuel Arbesman in seinem Buch "The Half-Life of Facts" geschrieben hat: Alles, was wir wissen, hat ein Verfallsdatum.

Lassen Sie uns ein wenig containern. Mal sehen, was wir finden.

Anleihen und Aktien im Depot von 1970 bis heute

Entwicklung Anleihen-Anteil an typischen Anlage-Portfolios 1970 - 2020
Assetklassen-Drift von 1970 – 2020, Quelle: Salem Abraham

Diese Grafik stammt aus dem unten eingebundenen Video. Es zeigt die Assetklassen-Drift im Laufe der letzten fünfzig Jahre. In den 70-ger Jahren des letzten Jahrhunderts brachten Anleihen auskömmliche sieben bis acht Prozent vor Steuern und Inflation. Mit anderen Worten: Aktienrendite und keine Schwankungen. Kein klar denkender Mensch fasst da eine Aktie an.

Doch die Zeiten ändern sich. Die Anleihen wurden zum Juniorpartner degradiert. Von hundert Prozent auf zehn Prozent in 50 Jahren. Warum? Kümmern wir uns um den ersten Fakt: Anleihen liefern ein Einkommen. Stimmt das noch?

Anleihen: Der gnadenlose Zinsrückgang

Verlauf der Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen 1974 - 2021
Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen von 1974 – 2021; Quelle: Bundesbank

Am 28. September 1990 betrug die Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen sagenhafte 9,21 % (das ist die MSCI-World-Liga). Seit diesem Tag geht es für die deutschen Staatsanleihen nur noch abwärts.

Das bedeutet: Der deutsche Sparer hofft seit 11.189 Tagen – das sind 30 Jahre, 7 Monate und 19 Tage – auf die Zinswende.

Schauen Sie, was aus dem stolzen Zins-Himalaya der 70-ger und 80-ger Jahre geworden ist: Eine kleine blaue Niedrigzins-Pfütze, die sich verschämt am rechten Rand herumdrückt.

Umlaufrendite

Die Umlaufrendite ist die gewichtete durchschnittliche Rendite eines Korbes börsengehandelter Anleihen allerbester Bonität. In unserem Fall besteht der Korb aus deutschen Staatsanleihen aller Restlaufzeiten. Die Umlaufrendite zeigt das Zinsniveau und die großen Zinstrends an und ist das Anleihen-Äquivalent zum DAX.

Anleihen in der Falle: Sinkende Zinsen, steigende Inflation

Rendite bedeutet für uns Anleger: Was bleibt nach Steuern und Inflation über? Die steuerliche Belastung ist individuell, die Inflation ist für alle gleich. Für 10-jährige Staatsanleihen stellt die Bundesbank die längste Zeitreihe zur Verfügung. Inflation und Rendite starten im Oktober 2001:

Rendite, inflationsbereinigt 10-jährige Bundesanleihen von 2001 - 2021
Inflationsbereinigte Rendite 10-jähriger Bundesanleihen von 2001 – 2021; Quelle Anleihenrendite; Quelle Inflationsraten

Bis zum September 2011 gab es noch etwas zu verdienen, danach schlägt die Inflation die Rendite der 10-jähringen Staatsanleihen. Seit knapp zehn Jahren, das sind 3.546 Tage oder 116 Monate, "Warten auf Godot und die Zinswende".

Zwischenfazit Anleihen und Einkommen

Mit Staatsanleihen – gleich welcher Laufzeit – ist kein Geld mehr zu verdienen. Hier regiert der Niedrigzins. Aber müssen es denn Staatsanleihen sein? Es gibt ja noch andere Anleihetypen. Vielleicht klappt es da besser mit dem Einkommen.

Anleihen jenseits der Staatsanleihen

Kursentwicklung Anleihen in CoronakriseKursentwicklung Anleihen in Coronakrise im Vergleich zu MSCI ACWI; Quelle: https://www.justetf.de

Wie sind die einzelnen Anleihetypen durch die Corona-Krise gekommen? Die hellblaue Linie ist der MSCI ACWI (umfasst Industrie- und Schwellenländer). Dieser Index ist unser Maß für den Maximalabsturz.

Assetklasse (alles in Euro) maximaler Verlust Kupon (per 8.9.2020)* WKN
MSCI ACWI -29,42 % n/a A1JMDF
—- —- —- —-
Firmenanleihen kein Investment Grade (Hochzinsanleihen) -20,28 % 3,4 % A1C3NE
Schwellenländer -19,66 % 4,94 % A0NECU
Firmenanleihen Investment Grade -8,35 % 1,53 % 778928
Staatsanleihen Eurozone -4,52% 2,18 % A0RL83
Deutsche Staatsanleihen -1,17 % 0,82 % 628946

Kursverluste Anleiheklassen in Coronakrise im Vergleich zu MSCI ACWI; * = gewichteter Anteil der Jahreszinssätze der im ETF enthaltenen Anleihen

Wir sehen:

  1. Hochzinsanleihen und Schwellenländer: aktienähnliche Verluste, Rendite bestenfalls halb so groß wie bei Aktien. Heutzutage sind drei bis fünf Prozent "Hochzins". In den 80-er Jahren haben grundsolide Staatsanleihen das Doppelte abgeworfen.
  2. Firmenanleihen: Für weniger als zwei Prozent Ausschüttung kriege ich Schwankungen von knapp 10 %. Das ist kein Stabilitätsanker.
  3. Euro-Staatsanleihen: Na ja, doll ist nicht. Pro 100 € kriege ich 2 € Zinsen, kann aber knapp 5 € Buchverluste machen. Ist das nicht ein bisschen asymmetrisch in die falsche Richtung?
  4. Deutsche Staatsanleihen haben halbwegs standgehalten. Aber im Kurs gestiegen sind sie nicht. Das erwarte ich eigentlich von diesen Anleihen. Niedrigzinsen, na gut; aber dann bitte Kurssteigerungen, um die Verluste meiner Aktien auszugleichen. So wie das in der letzten großen Krise passiert ist.

Vergleich Kursentwicklung von Anleihen und MSCI ACWI in Subprime FinanzkriseKursentwicklung Anleihen im Vergleich zum MSCI World in der Subprimekrise; Quelle: https://www.justetf.de

Die Subprime-Krise beginnt im Oktober 2007. Die Kurse beginnen zu bröckeln, ab September 2008 dann der große Ausverkauf. Was machen die Anleihen? Sowohl die Firmen-, wie die Staatsanleihen sind von "Investment Grade"-Qualität und tun das, was man von Ihnen erwartet: Sie steigen im Kurs. Die Firmenanleihen werden zunächst mit nach unten gezogen, bewähren sich dann aber auch als sicherer Hafen.

Warum steigen die Anleihekurse in der Krise?

  1. In der Krise drängt jeder den sicheren Schuldnern sein Geld auf, das treibt die Preise
  2. Die sicheren Schuldner beschließen: Na, dann statten wir unsere nächste Anleihe doch mit etwas frugaleren Zinsen aus.
  3. Wenn das Zinsniveau sinkt, steigen die Alt-Papiere im Kurs. Davon profitieren die Anleger ebenfalls.

Diese Kombination hat die Preise von Qualitätsanleihen in den letzten Jahrzehnten zuverlässig in jeder Krise nach oben getrieben.

Exkurs: Was beeinflusst den Kurs von Anleihen?

Vor allem das Zinsniveau ist verantwortlich für die Kursentwicklung von Anleihen. Hier ein Beispiel.

Sie kaufen für 1.000 € eine Anleihe. Der aktuelle Marktzins liegt bei 2 Prozent und auch die Anleihe wirft jedes Jahr 2 Prozent an Zinsen ab.

Investition Laufzeit Kurs Nominalwert jährlicher Zins Marktzins zum Kaufzeitpunkt
1.000 € 5 Jahre 100 % 1.000 € 2 % 2 %
—- —- —- —- —- —-

Zahlungsströme:

  • jährlich 20 €, in Summe 100 € über die 5 Jahre
  • im 5. Jahr zusätzlich die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals von 1.000 €

Nach zwei Jahren fällt der Marktzins auf 1 Prozent.

  • Das restliche Ertragspotenzial Ihrer Anleihe: drei Jahre zu je 20 € macht 60 €. Dann wird zurückgezahlt.
  • Das Ertragspotenzial der neuen Anleihe: Die neuen Fünfjährigen bringen ein Prozent. Auf drei Jahre gerechnet sind das 30 €.

Jetzt können Sie einen höheren Preis verlangen, denn das Ertragspotenzial Ihrer Anleihe ist höher als das, was ich zurzeit kaufen kann. Für 1.030 € kaufe ich Ihnen Ihre Anleihe ab, für die Sie zwei Jahre zuvor 1.000 € bezahlt haben.

Ihre Bilanz

Zahlungsströme Summe
Zinszahlung Jahr 1 20 €
—- —-
Zinszahlung Jahr 2 20 €
Verkauf 1.030 €
Summe 1.070 €
Kaufpreis – 1.000 €
Bilanz 70 € Gewinn

Anleihenkurse steigen, wenn die Zinsen sinken

Investition Rest-Laufzeit Nominal-Wert jährlicher Zins Markt-Zins Kurs Kurswert
1.000 € 3 Jahre 1.000 € 2 % 1 % 103 % 1.030 €
—- —- —- —- —- —- —-

In meinem Beispiel gab es noch Luft nach unten, nur: Wohin sollen die Zinsen noch sinken? Irgendwann ist es für die Banken billiger einen Duck'schen Geldspeicher zu bauen und das Geld einfach zu wiegen anstatt die EZB dafür zu bezahlen das Geld zu verwahren.

Die Niedrigzinsen haben dieses Spiel umgebracht.

Zwischenfazit Anleihen als Stabilitätsanker

Nur deutsche Staatsanleihen taugen als Stabilitätsanker. Alle anderen Anlageklassen schwanken viel zu stark. Aber wenn die Zinsen so darnieder liegen hilft auch ein Triple-A nichts mehr. Sämtliche Kurssteigerungspotentiale sind ausgereizt.

So sitzen die Anleger in der Falle. Sie haben zwei Optionen

  1. Die Renditewünsche herunterschrauben
  2. Mehr Schwankungen ins Depot holen (Aktien und Junk-Bonds)

Die Renditewünsche will aber niemand herunterschrauben, also werden Anleihen durch Aktien ersetzt und man redet sich das Ganze schön: Dividenden sind die neuen Zinsen. So sind wir in den letzten fünfzig Jahren von hundert Prozent Anleihen auf zehn Prozent Anleihen gekommen

Worüber wir noch nicht gesprochen haben

Über das Warum. Das war doch der Start unserer Reise: Wir wollten das Warum containern.

Das "Warum verdrängen die Aktien die Anleihen" haben wir geklärt. Aber was ist mit dem Master-Warum:

Aber warum sinken die Zinsen so?

Dieses Warum interessiert uns als Anleger nicht. "Et is wie et is" (erster Paragraph des Kölschen Grundgesetzes). Mehr müssen wir nicht wissen. Alles andere ist wüste Spekulation. Diese ganze Wühlerei in den Makro-Faktoren ist was für den Grill oder den Elfenbeinturm.

Makro-Faktoren? Ja, so nennen die VWLer das, wenn Sie beim Grillen ganz kühn Trumps Tweets, Chinas Corona-Maßnahmen und Deutschlands Defizit zu einem Zinskomplott gegen den deutschen Sparer verrühren. Sicher eine coole Story, intellektuell aufregend; aber auch hier gilt das alte Traderwort: Willst Du recht haben oder Geld verdienen?

Als Anleger können wir entweder in alten Zeiten schwelgen oder uns auf das besinnen, was unsere Spezies von den Savannen Afrikas bis in den letzten – oft sehr kalten und unwirtlichen – Winkel dieses Planeten gebracht hat: Wir passen uns einfach an und verfrachten die fünfzig Jahre gültigen Glaubenssätze bezüglich Anleihen in den Container, denn

"Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei".

Fazit

  • Vor 50 Jahren: Anleihe = aktienähnliche Renditen, null Schwankungen
  • Heute: Anleihe = null Rendite, aktienähnliche Schwankungen

Und jetzt? Das habe ich mich auch gefragt. Die einzige Anlageklasse, die mir - konstruktionsbedingt - sinnvoll erscheint sind Alpha-Fonds

Hintergrund-Infos

In diesem Video diskutiert Salem Abraham, ein Börsenveteran mit 30-jähriger Tradingerfahrung, das Thema "Niedrigzinsen und Assetklassen-Drift".


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17. Juni 2021


Alpha oder kein Alpha

Finanzwesir goes Hegel. Das hier ist die Synthese der

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17. Juni 2021


Alpha-Quellen - wie zuverlässig sprudelt die Überrendite?

Versiegt das Alpha irgendwann?

Die große Frage ist doch: Ist das Alpha verlässlich oder bauen wir auf Sand, wenn wir unsere Altersvorsorge einer Alpha-Strategie anvertrauen?
Diese Antwort auf diese fundamentale Frage liefert ein Trick aus dem Deutschunterricht.

Seid umschlungen Millionen – Alpha-Quellen im Detail

Sechs Gründe, warum wir auch in Zukunft kein Alpha-Problem haben werden:

Alpha-Quelle Nr. 1: Regulatorik

Egal ob BaFin, ESMA oder SEC: Die Finanzaufseher sind die Kraft, die stets das Gute will und oft das Böse schafft.

Nehmen wir das Beispiel das Riester-Desaster in der Corona-Krise. Der Plan: ETF-Rendite im Riestermantel. Die Realität: Die Banken haben die ETF-Depots zu Tiefstkursen liquidiert und die kümmerlichen Reste liegen jetzt als Cash rum. Ein Vollflop für die Kunden. Warum haben die Banken das gemacht?

Vorschlag 1

Weil dort sinistre Gestalten sitzen, die ein sadistisches Vergnügen daran haben Sie persönlich in die Altersarmut zu treiben.

Vorschlag 2

Weil die Regulatorik das so vorschreibt. Riester-Fonds sind gesetzlich verpflichtet, Ihnen am Ende jeden eingezahlten Euro auch wieder auszuzahlen. Wenn’s geht auch noch ein paar Euro mehr. Aber dem Gesetzgeber geht es um die Garantie. Wenn diese Garantie in Gefahr ist, muss die Bank die Reißleine ziehen und verkaufen oder den Fehlbetrag aus der eigenen Tasche drauflegen. Also wird mit blutendem Herzen verkauft. Die Jungs in der Bank wissen auch, dass das jetzt vollkommen schwachsinnig ist und aussitzen das Gebot der Stunde ist. Aber die Regulatorik erzwingt die Alpha-Produktion im großen Stil.

Ein weiteres Beispiel: Fonds dürfen Aktien besitzen und verleihen, aber nicht leer verkaufen (shorten), auch wenn der Manager das gern tun würde, weil es in der aktuellen Situation angemessen und profitabel wäre. Die BaFin verbietet das. Damit ist diese Renditequelle für einen Publikumsfonds tabu.

Welches Missverständnis generiert das Alpha?

Diese Quelle speist sich aus der Illusion des Gesetzgebers, die Situation an den Finanzmärkten mit immer mehr und immer feinkörnigeren Regeln in den Griff zu kriegen. Die Finanzmärkte sind aber wie ein glitschiger Aal. Sie entwinden sich der Kontrolle immer wieder, verbünden sich mit den nichtbedachten Seiteneffekten und laufen fröhlich Amok.

Anleger verlieren Geld, weil sie menschengemachte Regulatorik mit amtlichen Naturgesetzen verwechseln. Naturgesetze gelten immer, Regulatorik ist löchrig und "Das politisch Durchsetzbare zum aktuellen Zeitpunkt".

Generiert die Regulatorik dauerhaft Alpha?

Dieses Alpha beutet den Authority Bias aus. Authority Bias heißt auf Deutsch: Obrigkeitshörigkeit. Wenn ein Experte, Regulator oder ein bekannter Schauspieler sagen: "So isses!", dann glauben wir das. Ich hoffe natürlich, dass das auch für mich gilt. Ich mache die Ansage: Alpha bleibt und Sie glauben das. Kritische Geister möchte ich auf das Milgram-Experiment von 1961 verweisen:

"Die extreme Bereitschaft von erwachsenen Menschen, einer Autorität fast beliebig weit zu folgen, ist das Hauptergebnis der Studie, und eine Tatsache, die dringendster Erklärung bedarf."
Stanley Milgram

Hat sich was geändert? Nein, also: Dieses Alpha-Quelle wird uns noch lange erhalten bleiben. 

Alpha-Quelle Nr. 2: Dysfunktionale Finanzinstitutionen

Fonds-Manager sind wie Gnus: In der Herde fühlen Sie sich wohl. Warum? Fragen Sie das Gnu: Herde bedeutet Schutz vor Löwen und anderem Raubzeug. Wer bedroht denn die Geldmanager?

Na Sie und Ihre Schergen von der Pensionskasse. Ein Fonds performt nicht? Dann raus damit und ruckzuck ist der Manager seinen Job los.

Die einzige Ausnahme: Die ganze Herde stürzt in den Abgrund. Wenn alle schlecht dastehen, ist das kein Kündigungsgrund. Konträrstrategien sind nur etwas für Privatanleger, denen kein Investmentkomitee im Nacken sitzt. Wenn ein Manager auch mal vom Mainstream abweichen darf, ohne dass es ihn die Karriere kostet, wäre das Herdenverhalten nicht so ausgeprägt. 

Dazu zwei interessante Studien

Meb Faber und Eric Crittenden, zwei US-Profis mit jahrzehntelanger Erfahrung diskutieren dieses Thema ab 21:35:

Ihr Fazit: 95 % aller Anleger sehen sich eine Unterperformance maximal drei Jahre an, dann wird der Manager gefeuert. Das bedeutet: Bei 95 % aller Kunden hätte Warren Buffett als Geldverwalter keine Chance.

Die Alpha-Prognose

Solange es für die meisten Fonds-Manager jobsicherer ist, mit der Herde zu gehen und Alpha links liegen zu lassen, wird diese Alpha-Quelle nicht versiegen. Tu das, was alle machen, dann kann dir keiner am Zeug flicken.

Alpha-Quelle Nr. 3: Karrierebewusste Manager

Wer gerne mal einen Serengeti-Film schaut, kennt die Szenen: Der alte Löwe ist entthront und nun macht sich der Usurpator daran, alle Löwenjungen zu töten, um sein Regime schneller an den Start zu bringen.

Gibt’s so auch im Konzern. Gut, da wird keiner totgebissen, da heißt es: "Der alte Chef hat das ja ganz gut gemacht, aber jetzt ziehen wir das hier mal zeitgemäß auf und machen alles anders."

Erst mal eigene Duftmarken setzen und Karrierepunkte sammeln.

So geschehen bei Calpers, dem Pensionsfonds der Angestellten des öffentlichen Dienstes in Kalifornien. Hier hat ein neuer Chief Investment Officer drei Monate vor der Corona-Krise die Strategie umgestellt. Dieser Move hat die kalifornischen Lehrer, Feuerwehrleute und Verwaltungsangestellten eine Milliarde Dollar gekostet.

Hier die ganze Story auf Bloomberg.

Die Warnungen des im Artikel erwähnten Mr. Junkin lesen Sie im Protokoll ab Seite 116.

Die Alpha-Prognose

Alpha-Männchen sind Alpha-Generatoren par excellence. Solange es heißt: Neue Besen generieren Alpha, müssen wir uns keine Sorgen machen.

Die ersten drei Gründe waren ganz nett – aber jetzt generieren wir noch mal richtig Alpha.

Alpha-Quelle Nr. 4: Typisches Anlegerverhalten

Sie dürfen jetzt nicht spicken. Bitte! Sonst ist der ganze Spaß weg.

Bereit? Dann fangen wir an.

Welcher der im folgenden Bild gezeigten Anlageklassen würden Sie Ihre gesamte Altersvorsorge anvertrauen? Jeder nur eine Anlageklasse – Sie dürfen nicht mischen.

Alpha-Quellen Vergleich Kursverläufe bis 2008

Was ist Ihre Wunschkurve?

Was wird aus einen Euro?

  • Die Eins: Null Schwankungen – das ist gut. Aber nur 2 Euro in der Kasse. Bisschen dünn, oder?
  • Die Zwei: Knapp 3 Euro und schwankt ganz schön. Bekommt diese Anlageklasse die Rose des Bachelors?
  • Die Drei: Hat Potential (siehe Punkt 1), verliert dann aber durch hohe Volatilität und geht mit gut 5 € durchs Ziel. Wolle mer se reinlasse ins Depot diese Achterbahnklasse?
  • Die Vier – das Beste zum Schluss: Vermögensbildung wie mit dem Lineal gezogen und mit knapp 6 Euro der Rendite-Champion.

Welche Anlageklasse haben Sie gewählt? Schisser entscheiden sich für die Eins, ein paar Adrenalin-Junkies nehmen die Drei, kein vernünftiger Mensch gibt der Zwei eine Chance; rund 80 % legen sich die Vier ins Depot. Soweit meine Erfahrung.
Ok, aber Herzblatt hin, Herzblatt her, was verbirgt sich denn nun hinter dem Paravent? Machen Sie sich auf einen Verkostungsschock gefasst (5 Experten verkosten anonym einige Buddeln Wein und am Ende gewinnt der von Aldi). Anonym hat so seine Tücken, auch bei der Vermögensbildung.

Alpha-Quellen Kursverläufe Fortsetzung, jetzt bis 2020
Aktienrenditen wie mit dem Lineal gezogen – da klingeln die Alarmglocken

Legende:

  • Die Eins ist das olle Tagesgeld.
  • Mit der Zwei haben Sie – vermutlich – ihr Depot vollgestopft. Das ist der gute alte MSCI World (1.600 Firmen aus 23 Industrieländern).
  • Die Drei ist die BASF-Aktie.
  • Die Vier ist der Fairfield-Sentry-Fonds. Nie gehört? Das war einer der Fonds, mit deren Hilfe Bernie Madoff sein Schneeballsystem betrieb. Knapp zwanzig Jahre ging alles gut, dann kam die 2008 die Finanzkrise und alles flog auf. Gut 50 Milliarden Euro: futsch! und die rote Linie crasht auf Null. Mehr zu Madoff bei Wikipedia.

Die Alpha-Prognose

Bestens! Warum? Weil alle, die sich für die Madoff-Rendite entschieden haben, damit ihre Menschlichkeit bewiesen haben. Diese Kurve hat einfach das perfekte Risiko/Rendite-Verhältnis. Wir Menschen sind evolutionär darauf getrimmt, solche Chancen sehr attraktiv zu finden. Wenn diese Chance dann noch von einem graumelierten Herrn kultiviert präsentiert wird, bleiben nur paranoide Muffel hart und sagen: "Zu schön um wahr zu sein, weg damit."
Solange die Menschheit nicht überwiegend aus Misanthropen besteht, sondern dem Belief-Bias huldigt, wird Alpha generiert.

Belief-Bias:

Die Tendenz, glaubwürdige Schlussfolgerungen zu akzeptieren, unabhängig davon, ob sie logisch korrekt aus den Prämissen hergeleitet werden können."

Aktienrenditen bei Tagesgeldschwankungen? Hallo! Heiliger Gral, Perpetuum Mobile, Einhörner, Feenstaub, Zeitreisen …, aber egal: Solange die Story stimmt, wird investiert. Das war bei Prokon genauso.

Alpha-Quelle Nr. 5: Der Peltzman-Effekt

Schluss mit den ganzen Verkehrstoten! Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Automobilindustrie vom Gesetzgeber gezwungen, die Autos sicherer zu machen. Der Ökonom Samuel Peltzman war skeptisch. Gurte, Sicherheitsglas, Knautschzonen – alles schön und gut, aber wirkt das Zeug auch? 
Tut es nicht. Warum? Weil wir Menschen Risikokompensation betreiben. Schneegestöber und Matsch auf der Straße: Runter vom Gas! Nein, wozu, ich habe ABS und ESP und 7 Airbags und ich will jetzt nach Hause.
Das ist Risikokompensation: ABS, ESP und die 7 Airbags senken das Risiko. Also ist noch Luft nach oben. Ich dreh‘ den Risikohahn auf und bin schneller zu Hause. 
Der Peltzman-Effekt besagt: Jede Risikosenkung wird sofort verfrühstückt. Wenn Ihnen das zu unwissenschaftlich ist: Nennen Sie es Risiko-Homöostase.
Was hat das mit Geldanlage zu tun?
Institutionelle Anleger rechnen fest damit, von den Zentralbanken gerettet zu werden. Private Anleger gehen zum Zins-Rumänen, da es dort Tagesgeld für 0,7 % statt für 0,15 % gibt. Risiko null; es gibt ja die Einlagensicherung.
Jedes Sicherheitspolster wird umgehend in Rendite verwandelt.

Die Alpha-Prognose

Hervorragend. In der Krise werden sich viele Menschen außerhalb Ihrer Komfortzone wiederfinden. Das generiert Alpha ohne Ende.

Alpha-Quelle Nr. 6: Die Hedger

Kommen wir zum Höhepunkt dieser Alpha-Serie. Es gibt tatsächlich Marktteilnehmer, die gar nicht an Überrenditen interessiert sind. Das sind die Hedger. Hedger = Absicherer. Ihr Ziel ist es nicht, Alpha zu ergattern, sondern ihr Tagesgeschäft zu schützen.

Ein Beispiel:
Die Bank mit angeschlossenem Turbinenbau aka Siemens möchte gerne ein Kraftwerk nach Indien verkaufen. Der Vertrieb hat nur ein Problem: Welchen Preis machen? Dollar, Euro und Rupien wuseln munter durcheinander. Ohne feste Wechselkurse keine Kalkulation. "Kommt gleich", sagt die Treasury-Abteilung und deckt sich mit den passenden Kontrakten am Währungsmarkt ein.
Das Ziel: Die Währungsschwankungen zu einem vertretbaren Preis eliminieren. Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Der Alpha-Fonds jubelt: "5 Millionen Euro Alpha gemacht." 

Der Treasurer hört’s, lächelt amüsiert, verbucht die 5 Millionen als "Cost of doing business" und schnippt noch mal den gleichen Betrag in das Töpfchen, aus dem der Vertrieb die kleinen Geschenke bezahlt, die die Freundschaft erhalten.

Die Alpha-Prognose

Was lernen wir? Des einen Alpha-Quelle ist des anderen Rundungsfehler. Solange solche Kampfkolosse die Welt bevölkern, wird das Alpha nicht ausgehen.

Eric Crittenden hat sich intensiv mit der Zusammensetzung der Futures-Märkte auseinander gesetzt und kommt zu dem Schluss, dass Alpha-Fonds und Hedger in diesem Ökosystem eine Symbiose eingehen. Die Hedger wollen Ruhe an der Preisfront. Die Alpha-Fonds liefern diese, und bekommen dafür ihr Alpha, und alle sind’s zufrieden.

Fazit

"Ick bün all hier!" – so kennen wir es aus der Geschichte vom Hasen und vom Igel. Solider Karriereehrgeiz, ein Haufen angeborener kognitiver Verzerrungen und rationale Geschäftsentscheidungen – egal in welche Ackerfurche wir schauen: Der Alpha-Igel ist schon da und macht das Rennen. 

Damit wäre die Frage: "Ist Alpha ein verlässlicher Partner für die Altersvorsorge?" geklärt. Ja, Alpha-Quellen sind genügend vorhanden, Alpha-Chancen werden immer aufs Neue generiert.
Aber wie kommt man dran? Nun, das ist Stoff für eine weitere Geschichte: "Alpha-Strategien und Alpha-Fonds."


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17. Juni 2021


Den richtigen Alpha-Fonds finden

In diese Fonds können Sie investieren

In meinen Artikeln

Alpha-Strategie und Trendfolge geht es um das große Ganze. Aber jetzt müssen wir von der Theorie in die Praxis. Sonst wird das nichts mit dem Vermögensaufbau.

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17. Juni 2021


Trendfolgestrategie, was ist das?

Holen Sie sich den Rendite-Ninja ins Depot

Trendfolgestrategien kommen nicht aus dem akademischen Elfenbeinturm, sondern sind praxiserprobt. Seit über zweihundert Jahren verdienen lebens- und börsenerfahrene Anleger mit Hilfe dieses strategischen Ansatzes Geld an der Börse.

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17. Juni 2021


Vom Alpha-Leugner zum Trendfolger

In meinen Seminaren und auf dem FinCamp wurde ich immer wieder darauf angesprochen: "Was kann man tun, um die Schwankungen im Depot zu verringern?"
Meine Antwort: Verwässern. Schütten Sie so lange Tagesgeld in die Renditesuppe, bis Sie die Schwankungen des gesamten Depots aushalten. Eine kleine Überschlagsrechung zeigt:
Ein Depot, dass maximal 20 Prozent verlieren darf, besteht zu 60 % aus Tagesgeld.
Vor Steuern bringt Tagesgeld 0,2 %, ETFs liefern 9 %.

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