Taktisches Rebalancing nach Art des Hauses
Auf das Thema Jahresrückblick habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Lassen Sie uns lieber das Depot des Finanzwesirs rebalancen.
Die Ausgangslage
Das Depot besteht ausschließlich aus ETFs. 70 % in Aktien-ETFs und 30 % in Anleihen-ETFs.
Der Aktienblock ist wie folgt gewichtet
Position |
Soll |
DJ Stoxx Small 200 (iShares) |
10 % |
DJ Stoxx US select dividend (iShares) |
10 % |
DJ STOXX 600 (iShares) |
15 % |
MSCI EM Market (iShares) |
25 % |
MSCI World (iShares) |
40 % |
Der Anleihenblock ist wie folgt gewichtet
Position |
Soll |
Deut.Börse EUROGOV® Germany 5-10 (Deka) |
40 % |
iBoxx EUR Liquid Non-Fin. Diversif. (Deka) |
20 % |
Euro Corporate Bond 1-5yr (iShares) |
20 % |
Euro High Yield Corporate Bond (iShares) |
20 % |
Daraus ergibt sich für das Rebalancing die folgende Gesamtbetrachtung
Gesamt
Position |
Soll |
Ist |
Delta |
Summe Aktien |
70% |
70,98% |
0,98% |
Summe Anleihen |
30% |
29,02% |
-0,98% |
Detail
Position |
Soll |
Ist |
Delta |
Aktien |
|
|
DJ Stoxx Small 200 (iShares) |
7 % |
6,72 % |
-0,28 % |
DJ Stoxx US select dividend (iShares) |
7 % |
7,96 % |
0,96 % |
DJ STOXX 600 (iShares) |
10,5 % |
10,06 % |
-0,44 % |
MSCI EM Market (iShares) |
17,5 % |
16,14 % |
-1,36 % |
MSCI World (iShares) |
28 % |
30,10 % |
2,10 % |
Anleihen |
Deut.Börse EUROGOV® Germany 5-10 (Deka) |
12 % |
11,44 % |
-0,56 % |
iBoxx EUR Liquid Non-Fin. Diversif. (Deka) |
6 % |
5,60 % |
-0,40 % |
Euro Corporate Bond 1-5yr (iShares) |
6 % |
6,56 % |
0,56 % |
Euro High Yield Corporate Bond (iShares) |
6 % |
5,41 % |
-0,59 % |
Die Analyse
- Aktien sind besser gelaufen als Anleihen. Es muss Geld in den Anleihetopf fließen.
- Wo soll das Rebalancing-Geld herkommen? Entweder umschichten (Aktien-ETF verkaufen, Anleihen-ETF kaufen) oder es mit frischem Geld zukaufen.
- Ein Blick aufs Tagesgeldkonto zeigt: Es steht frisches Geld zur Verfügung. Die bange Frage: "Wird es reichen?" stellen wir erst einmal zurück und schauen uns die Details an.
Die Detail-Analyse
Ein Teil der Positionen MSCI World und US select dividend muss verkauft werden. Damit kann man dann die anderen Positionen in Kombination mit dem frischen Geld auf die gewünschten Soll-Prozente bringen.
Insgesamt wären das neun Transaktionen (zwei Verkäufe und sieben Käufe). Der Transaktionskosten-Rechner meines Broker sagt: "Diese Transaktionen würden Dich zusammen rund 450 Euro Gebühren kosten!"
Der Finanzminister sagt: "Und ich nehme von den Verkäufen noch mal 26,375 % vom Gewinn". Das sind ebenfalls etliche Hundert Euro. Das mag bei Ihnen anders sein (Freibeträge, Verlustverrechnungsmöglichkeiten).
Das Problem
Ich!
Zwar schreibe ich kühne Artikel wie "Die perfekte Geldanlage? Vergiss es!" oder "Leserfrage: Passives ETF-Depot + raffiniertes Trading = mehr Rendite?" aber als Ingenieur habe ich es gerne exakt und von daher hat mir die – von meiner Frau vorgeschlagene – "schlamperte" Lösung sehr widerstrebt.
Ich habe es mit windigen Ausreden à la "Ich bin der Wegweiser. Ich weise den Weg, gehe ihn aber nicht" versucht, war aber erfolglos.
Die "schlamperte" Lösung
- Der Anleihenanteil muss aufgebohrt werden.
- Die am schlechtesten gelaufenen Anleihen sind die Euro High Yield Corporate Bonds.
- Das gesamte frische Geld wird in eben diesen Anleihen-ETF investiert.
Die Vorteile
- Nur eine Transaktion zum Preis von 69 Euro wird fällig. Gebührenersparnis: 346 Euro.
- Es fallen null Euro an Steuern an. Die Aktien können munter weiter vor sich hin wachsen und wir ruinieren uns den Zinseszinseffekt nicht. Ersparnis: Hunderte von Euro.
Der Nachteil
Psychologisch sehr unbefriedigend. Der Kopf beglückwünscht mich dazu, so eine kluge Ingenieurin geheiratet zu haben. Der Bauch sagt "Menno! Die schönen Zahlen. Und auf die zweite Kommastelle genau!"
Fazit
Wohl dem, der einen Partner / eine Partnerin hat, mit der er / sie finanzielle Dinge besprechen kann!
Das Ergebnis
Gesamt
Position |
Soll |
Ist |
Delta |
Summe Aktien |
70 % |
70,02 % |
0,02 % |
Summe Anleihen |
30 % |
29,98 % |
-0,02 % |
Detail
Position |
Soll |
Ist |
Delta |
Aktien |
|
|
DJ Stoxx Small 200 (iShares) |
7 % |
6,72 % |
-0,37 % |
DJ Stoxx US select dividend (iShares) |
7 % |
7,96 % |
0,86 % |
DJ STOXX 600 (iShares) |
10,5 % |
10,06 % |
-0,58 % |
MSCI EM Market (iShares) |
17,5 % |
16,14 % |
-1,58 % |
MSCI World (iShares) |
28 % |
30,10 % |
1,69 % |
Anleihen |
Deut.Börse EUROGOV® Germany 5-10 (Deka) |
12 % |
11,44 % |
-0,71 % |
iBoxx EUR Liquid Non-Fin. Diversif. (Deka) |
6 % |
5,60 % |
-0,47 % |
Euro Corporate Bond 1-5yr (iShares) |
6 % |
6,56 % |
0,47 % |
Euro High Yield Corporate Bond (iShares) |
6 % |
5,41 % |
0,69 % |
Fazit
Das Verhältnis Anleihen zu Aktien ist perfekt. Die Abweichungen der einzelnen ETFs vom Ideal sind akzeptabel. Wir haben im Rahmen dieses Rebalancings folgende Regeln festgelegt:
- Wir tolerieren Abweichungen von +/- 3 %.
- Wenn wir frisches Geld investieren, dann immer in die am schlechtesten gelaufene Position. Dabei ist uns Transaktionssparsamkeit wichtiger als die zweite Stelle hinterm Komma. => siehe Regel 1
Sollten Sie diese Regeln übernehmen?
Auf keinen Fall! Das sind unsere Regeln. Sie brauchen Regeln, die zu Ihnen passen. Aber brauchen tun Sie welche, das ist mal klar.
Das komplette Rebalancing hat rund zwei Stunden in Anspruch genommen. Mit komplett meine ich:
- Excel-Tabelle anlegen, Zahlen eintragen und auswerten.
- Ergebnis besprechen und die weitere Vorgehensweise festlegen.
- Das Geld überweisen und den ETF kaufen.
- Papierkram abheften.
Jetzt kann 2015 kommen.
(awa)
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Kommentare
Jan sagt am 29. Dezember 2014
Fehlt in dem Artikel zufällig vor "Das Problem - Ich!" ein Absatz? Die "schlamperte Lösung der Frau" ist bis dahin gar nicht aufgetaucht...
Karten sagt am 29. Dezember 2014
Angesichts der hohen Kosten und der Menge and Trades beim Rebalancing könnte man sich ja auch mal Fragen ob es nicht auch mit weniger Fonds geht, z.b. mit vier: MSCI World und MSCI EM bilden den Aktienteil, jeweils ein ETF auf deutsche oder europäische Staatsanleihen und Unternehmensanleihen bilden den Anleihenteil.
Braucht man z.B. wirklich High-Yield Bonds, wenn eine Mischung aus Anleihen mit Investment Grade und Aktien fast genau die selben Charakteristika hat? Klar gibt es Hinweise darauf, dass Dividendentitel und Small Caps in der Vergangenheit besser gelaufen sind als der Gesamtmarkt. Aber kann man diesen Effekt für sich in den nächsten Jahrzehnten wirklich nutzen, indem man heute Dividenden- und Small Cap ETFs kauft?
Bei vielen Indexinvestoren scheint anstelle von Stockpicking und der Auswahl aktiv gemanagter Fonds die Auswahl und Kombination diverser Indices zu stehen.
Barbaz sagt am 29. Dezember 2014
Versteh ich grad nicht, was ist die "schlamperte Lösung" deiner Frau?
Finanzwesir sagt am 30. Dezember 2014
@Jan und Barbaz: Ich habe den Text etwas umformuliert. Hoffentlich wird´s jetzt klarer.
@Karten: Da hast Du vollkommen recht. In einer idealen Welt ohne Transaktionskosten und vor allem ohne Steuern auf Gewinne, würde ich alles verkaufen und ein ganz simples MSCI World/Emerging Markets/Anleihen mit Investment Gerade bauen.
Gute Teile des Depots sind aber "versiegelt", will sagen diese Positionen sind vor 2009 gekauft und damit sind Veräußerungsgewinne steuerfrei. Diese Positionen werden erst im Alter verkauft, wenn´s ans Entsparen geht.
Punkt 2: Auch für mich war das ein Lernprozess. Jetzt habe ich die Gelassenheit zu sagen: Weniger ist mehr. Als ich damals die Anlageplanung gemacht habe, war ich nicht so weit. Jetzt habe ich diese Verteilung und muss damit leben. Klar könnte ich verkaufen und reduzieren, aber dann habe ich wieder die ganzen Transaktionskosten produziert die mir die Rendite killen.
Dann lieber stur an der einmal gewählten Kombi festhalten und die Kosten minimieren statt "Hin und Her macht Taschen leer".
Gruß
Finanzwesir
Investor sagt am 30. Dezember 2014
Langfristig konzentriere mich auf 3 bis max 4 ETFs. Da muss ich Karten Recht geben. Mit den anderen Strategie-ETFs inkl. Short-ETFs handele ich kurzfristig bis mittelfristig.
Jan sagt am 30. Dezember 2014
@Finanzwesir: Ja wird es, danke.
Dummerchen sagt am 30. Dezember 2014
Glückwunsch zur schlauen Frau! Ja, ja, Liebe und Geld sollte man nicht in fremde Hände legen :-).
Die Cent-genauen Umschichtungen sind zwar hübsch und wirken im ersten Moment nach dem Rebalancing auf einen Ingenieur ganz erhebend, das verstehe ich nur zu gut, aber spätestens am nächsten Handelstag ist ja eh wieder alles hin ;-). Ich rebalance daher mit jeder Einzahlung und lasse unnötige Umschichtungen wenn möglich außen vor. Da müssen schon deutlich höhere Unterschiede (bei mir sind es 5% relativ zum Gesamtdepot bzw. 25% relativ auf die Position bezogen - je nachdem welche Grenze kleiner ist), bevor ich aktiv werde. Die beiden Hauptkostentreiber (Steuer und Transaktionskosten) versuche ich weitgehend zu vermeiden. Spätestens beim nächsten richtigen Aktiencrash steht halt wieder Umschichten ins Haus.
Einen guten Rutsch wünscht
Dummerchen
Georg sagt am 30. Dezember 2014
Nur 69 € hört sich wenig an, wäre für mich aber rausgeschmissenes Geld und dauerhaft zahltst du dich dumm und dämlich mit diesem Portfolio. Was hast du denn für eine TER?
Anton sagt am 30. Dezember 2014
Deine Frau gefällt mir :-) ... typische Pragmatikerin halt (tja, die Frauen sind uns Männern in diesem Punkt einfach überlegen). Mein Portfolio sieht nicht so kompliziert aus wie deines (ich habe ein typisches Weltportfolio, bestehend aus "nur" 5 Aktien-ETFs; Anleihen fehlen bei mir ganz ... die Volatilität der Aktien-EFTs lässt mich ziemlich kalt).
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Ich beginne erst dann nachzukaufen bzw. zu rebalancen, wenn eine Position ein Delta von 5% aufweist. Und warum? Na, weil es die perfekte Aufteilung eh nicht gibt (hast du schon selbst hier in deinem Blog geschrieben).
Anton sagt am 30. Dezember 2014
69 EUR pro ETF-Transaktion? Finde ich mörderisch! Hier in der Schweiz kostet eine ETF-Transaktion bedeutend weniger (z.B. nur 9 CHF bei http://www.swissquote.ch; vgl. auch http://www.finanzprodukt.ch/etf/etf-courtagen-in-der-schweiz-im-vergleich/). -- Muss doch in Deutschland auch billiger zu haben sein.
Anton (schon wieder) sagt am 31. Dezember 2014
@Finanzwesir
Du berechnest dein Delta wie folgt:
-- Delta = Soll - Ist
Ich an deiner Stelle würde das Delta (bzw. die Abweichung) wie folgt berechnen:
-- Abweichung (in %) = (Soll / Ist - 1) * 100
Mithrandir sagt am 31. Dezember 2014
Mir fehlt irgendwie das rechte Problembewusstsein , da meine Rebalancingschwelle erst bei 5 % Abweichung zwischen Soll und Ist greift.
Insofern bin ich bei Anton !
Luke sagt am 31. Dezember 2014
Ich verstehe auch nicht, warum das so teuer ist. Da muss es doch günstigere Lösungen geben. Ich zahle z.B. über einen kostenlosen Sparplan ein und zahle demnach gar nichts.
fred sagt am 01. Januar 2015
sehr geehrter herr finanzwesir,
sie sprechen das thema transaktionskosten an. 69€ pro transaktion(?) ist in der tat sehr hoch.
@anton in Deutschland gibt es auch solche angebote. flat ca. 6€ zzgl. börsenentgelt für xetra.
Alex von Reich-mit-Plan.de sagt am 01. Januar 2015
Das mit den Gebühren kann ich auch nicht nachvollziehen?
9 Transaktionen = 450 Euro Gebühren?
Was ist das für ein Broker? Oder wie hoch sind deine Volumen?
Selbst mit den üblichen Depotvergleichsrechnern im Internet findet man keine so hohen Gebühren, selbst wenn jede Transaktion ein Volumen von 100.000,- Euro hätte.
Gruß
Alex
Auf dem Blog von Alex von Reich-mit-Plan.de gibt es hierzu diesen Artikel: Reich-mit-Plan.de
Stefan sagt am 02. Januar 2015
Mit Rebalancing habe ich mich auch schon häufiger beschäftigt, betreibe es tatsächlich aber nicht direkt über Depot.
Ich habe an der einen Seite mein Aktiendepot und auf der anderen Seite Festzinsprodukte, u.a. alte Bausparfonds mit über 3 % Zinsen, eine Lebensversicherung mit 4 % usw.
Deshalb kann ich mein Depot mit 100 % Aktien füllen.
Aber eigentlich finde ich ein Rebalancing sehr gut. Aber einem Anleger muss auch hier bewusst sein, dass ein Rebalancing nicht immer die Lösung sein wird.
Evtl. kauft man schlechte Aktien nach. Evtl. fallen Anleihen und Aktien gleichzeitig, was bei einer Zinserhöhung nicht unwahrscheinlich ist, usw.
Auf dem Blog von Stefan gibt es hierzu diesen Artikel: Aktien allgemein
Finanzwesir sagt am 02. Januar 2015
Hallo zusammen,
wer hätte gedacht, dass dieser kleine Artikel so viele Kommentare auslöst ;-)
Das Wichtigste zuerst: Die Frau des Finanzwesirs lässt ihren Dank für die Komplimente in den Kommentaren ausrichten.
Das Delta
@Anton: Bezüglich der Berechnungsgrundlage. Diese relative Berechnung ist sicherlich genauer, da ein Soll/Ist von 10%/9,5% "dramatischer" ist, als ein 40%/39,5%-Delta. Wobei ich Deine Formel zu (Soll -Ist)/Soll *100% modifiziert habe.
Wenn ich das mache, dann kommen bei mir aber Abweichungen heraus, die eine sofortige Aktion (auch nach den Kriterien von Dir und Mithrandir) erfordern. Jede einzelne Position im Aktienbereich hat ein Delta größer 5%. Die US Select Dividends weichen sogar - relativ gesehen - um 12,2% ab.
Deshalb meine Frage an Euch: Worauf bezieht sich das 5%-Delta?
- Ist es das absolute Delta: 10%-Position ist auf 9,5% gesunken => 0,5% Delta = schlaf weiter
- Ist es das relative Delta: 10%-Position ist auf 9,5% gesunken => 5% Delta = starte das Rebalancing
Die Kosten
Zum einen kommt es auf die bewegten Beträge an, zum anderen ist es die Historie. Ich bin seit Urzeiten bei Consors. Damals noch ein Ableger der Schmidt-Bank in Nürnberg. Einer der ersten, wenn nicht der erste Online-Discount-Broker in Deutschland. Die von mir genannten Zahlen hat der Consors-Transaktionsrechner geliefert.
Broker-Qualität bedeutet für mich:
- Geringe Transaktionskosten
- Solide Abwicklung. Wenn ich im Browser auf Kaufen/Verkaufen klicke, muss sich auch im Backend was tun, und zwar zeitnah zum versprochenen Kurs.
- Der Papierkram muss korrekt abgewickelt werden. Der Erwerb von Wertpapieren ist nun leider mit Bürokratie verbunden. Ich brauche Verlustverechnungstöpfe, Erträgnisaufstellungen und diesen ganzen Kram. Find´ ich doof, aber da hilft nun alles Zetern nichts.
Ich habe mich schon mal im Wertpapier-Forum schlau gemacht wegen der Transaktionskosten. Da wurden die üblichen Verdächtigen genannt (Flatex, etc.). Aber es wurde auch gesagt: Die Barebones-Broker haben es nicht so mit dem administrativen Zeug. Es kann unter Umständen schwierig werden, da die nötigen steuerlich wichtigen Unterlagen zu erhalten. Das hat mich von einem Wechsel abgehalten. Meine Befürchtung: Das was ich an Transaktionskosten spare, stecke ich drei- und viermal in das Thema Steuer & Abrechnung wieder hinein.
Außerdem habe ich alles auf Consors konsolidiert, d.h. ich weiß, wie´s läuft & die Steuerberaterin auch. Consors wird es - hoffentlich - auch in 30 Jahren noch geben. Dann vielleicht unter anderem Namen, weil verkauft. Aber ich bezweifle, dass ich mein Depot umziehen muss, weil Consors seine Geschäfte aufgibt. Ob die Super-Billig-Anbieter so lange durchhalten?
Meine Alternativen sind
- Alles so lassen
- Alles umziehen (geht das überhaupt mit einem "versiegelten" pre-2009-Depot?)
- Die Depots so lassen, aber die Käufe outsourcen und über einen neuen Broker preiswert abwickeln und dann ins Consors-Depot überführen.
- Die Depots so lassen, aber zu einem neuen Broker gehen und dort alle zukünftigen Deals abwickeln.
Bei Variante 3 und 4 muss sich dann aber der erhöhte administrative Aufwand finanziell auszahlen.
Der Vorteil eines Bloggers: Er kann seine schlauen Leser fragen. Das mache ich hiermit.
- Wer kann mir das Geschäftsmodell der 6€-Broker erklären? Wie können die das dauerhaft wirtschaftlich anbieten? Seit Almado habe ich keine Lust mehr auf superbillig. Siehe: http://www.finanzwesir.com/blog/almado-energy-problem-bonus-kuendigung
- Gibt es einen solchen Broker, den Ihr, werte Leserschaft mir empfehlen könnt, bei dem das operativ und mit dem Papierkram klappt?
Gruß & Danke
Finanzwesir
Joerg sagt am 02. Januar 2015
Hallo Ihr Lieben,
hier noch ein Beitrag zum "opportunistic rebalancing" (einfach googeln).
Oder fuer Faule: http://www.cfapubs.org/doi/abs/10.2469/dig.v38.n3.33 (dann auf pdf druecken; ist in englisch)
Im Prinzip sagen die Quellen:
- schaue oft hin (um scharfe Korrekturen zu erkennen und rebalancing opportunities zu nutzen) aber rebalanziere selten (also nur nach Gelegenheit, nicht nach Zeitpunkt)
- die Regeln: erst bei grosser ~ 20% Abweichung (bspw. falls Ziel 20%, dann bei 24%) taetig werden und nur auf +10% Abweichung (bspw 22%) zurueckbalancieren (weil ja vielleicht der momentane Trend noch weiterlaeuft).
- der moegliche Ertrag: je nach Gelegenheiten (bei hoher Volatilitaet hoeher, sonst keine) 0-1% pro Jahr (also m.E. ziemlich viel Wirbel fuer "unsicheren Erfolg")
- Garantien: keine,
in langen Bullen- oder Baerenmaerkten (also ohne deutliche Swings zurueck zum Mittelwert) sogar schmerzlich, weil man 2-3mal in das schlechteste Asset rebalanziert...und es weiter in die "falsche" Richtung geht...
Ich halte es also mit den anderen oben, die nur neues Geld bzw Wiederanlagen zum Rebalanzieren einsetzen...
Wenn ich beim Entsparen sein werde, also kein frisches Geld mehr anlegen werde, sehen wir dann weiter...
In Korrekturen kaufe ich manchmal mehr als ich "duerfte" (verringere das Tagesgeldsicherheitspolster) und hoffe...
ging bis jetzt meistens gut...
(ok: 2008/2009 hatte ich kein Geld mehr, als es "richtig" billig war... schade)
Liebe Gruesse
Joerg
Anton sagt am 03. Januar 2015
Ich beginne (theoretisch) erst dann zu handeln, wenn das relative Delta 5% über- bzw. unterschreitet. Da ich mich aber schwer tue mit dem Rebalancing (wegen der doppelten Transaktionskosten), verkaufe ich nicht, sondern kaufe nur diejenigen Positionen hinzu, die am weitesten zurückliegen. Da ich aber nicht immer über genügend Bargeld verfüge, kann bei mir eine Position auch schon mal stärker aus dem Lot geraten (z.B. 10%; problematisch kann es auch werden, wenn eine meiner 5 Positionen in die Höhe schiesst und ich die restlichen Positionen aufstocken sollte ... ein frommer Wunsch, weil mir einfach das nötige Kleingeld fehlt). Falls mein Portfolio doch einmal zu stark aus den Fugen gerät, werde ich trotz der Zusatzkosten rebalancen (= umschichten = verkaufen und kaufen).
Der von @Juerg verlinkte Artikel zum Thema "opportunistic rebalancing" finde ich sehr interessant. Dank dieses Artikels werde ich mein Rebalancing in Zukunft etwas lockerer nehmen.
Joerg sagt am 04. Januar 2015
hier noch ein deutschsprachiger Beitrag zum Rebalanzieren auf der Seite von easyfolio:
gehe zu:
https://blog.easyfolio.de/rebalancing-fuer-ein-ausgewogenes-portfolio-2/
dann auf den eingebundenen Link
"Eine Studie der FundExplorer GmbH" klicken...: und "etf_market_watch_2010_august.pdf" herunterladen.
Kurzzusammenfassung:
Im Zeitraum 2001-2010 wurde im Back-Test geschaut, welche Rebalanzierungs-Haeufigkeit mit welcher Rebalanzierungs-Schwelle (in % zum Ziel) zum besten Mehrertrag gefuehrt hat:
0,44%-1,9% p.a. (pro Jahr) je nach Depot (verschiedene Aktien/Renten-Anteile).
Nicht ganz so wissenschaftlich wie der englische Artikel oben, aber im Prinzip das gleiche Ergebnis...:
Rebalanziere selten (hier je nach Depot nur 2-4mal in 5 Jahren!), bei grosser Abweichung (also i.d.R. bei Aktienmarktkorrekturen)
LG
Joerg
Hilmar sagt am 10. Januar 2015
Hallo Finanzwesir,
kann es sein das nicht alle deine ETFs steuereinfach sind?
Z.B. der MSCI EM Market (iShares) dürfte nicht steuereinfach sein. Obwohl du auf steuereinfach achtest, warum dieser andere ETFs?
VG
Hilmar
Finanzwesir sagt am 10. Januar 2015
Hallo Hilmar,
Du hast recht, da sind etliche nicht steuereinfache ETFs dabei.
Warum?
Weil ich es damals (2008) nicht besser wusste. Jetzt habe ich sie und behalte sie, denn steuerlich ist das jetzt eingespielt. Es ist klar, was zu machen ist und jetzt zu verkaufen, nur um steuereinfach zu werden lohnt sich nicht.
Deshalb auch dieser Blog - reicht ja, wenn ich die Fehler mache ;-)
Gruß
Finanzwesir
Dummerchen sagt am 15. Januar 2015
"Deshalb meine Frage an Euch: Worauf bezieht sich das 5%-Delta?
Ist es das absolute Delta: 10%-Position ist auf 9,5% gesunken => 0,5% Delta = schlaf weiter
Ist es das relative Delta: 10%-Position ist auf 9,5% gesunken => 5% Delta = starte das Rebalancing"
Wie oben erwähnt, ist für mich bei absoluten 5% der Trigger zum Rebalancing. Bei kleinen Depot-Positionen würde dies aber zu mitunter irrwitzig hohen relativen Abweichungen führen können. Daher gibt es die zweite Regel, dass eine relative 25%-Abweichung der zweite mögliche Trigger ist.
Resultat:
- Depotpositionen mit absolutem 20%-Gesamtdepotanteil lösen beide Trigger gleichzeitig aus (absolut 20% +/-5% absolut entspricht genau 20% +/- 25%relativ).
- Alle kleineren Gesamtdepotanteile lösen zunächst den relativen 25%-Trigger aus.
- Alle größeren Gesamtdepotanteile lösen zunächst den absoluten 5%-Trigger aus.
Zu Deinen Kosten - hast Du dieses Konto:
http://www.modern-banking.de/brokerage-vergleich-2.php?sort=bewertungab&a=6#details
Da sehe ich zwar die 69 Euro ausgewiesen, aber ist das nicht die Deckelung für die Ordergebühr? Du müsstest also etwa 25k€ pro Order rebalancen um auf die genannten Gebühren zu kommen. (Mein Glückwunsch, wenn Deine 2%-Abweichungen diese Höhe haben!) Oder verstehe ich das falsch?
Finanzwesir sagt am 16. Januar 2015
@Hans Petermayer
danke für das Lob. Was die ETFs angeht:
Grundsätzlich: Die habe ich mir 2008/09 nach Kommer / Graham / Bogle und dem Wertpapier-Forum zusammengesucht. Heute würde ich das auch anders und vor allem einfacher angehen. 70/30 oder gleich ACWI. Fertig. Aber das muss man als Ingenieur erst einmal akzeptieren. Der Buddhist würde sagen: "Da muss man erst auf eine höhere Bewusstseinsstufe wechseln."
Mein Blog dient ja nicht nur der Unterhaltung meiner Leser, sondern auch meiner Weiterbildung ;-) Durch das Schreiben wird einem vieles klarer. Aber nun bin ich in dieser Konstellation "gefangen". Bei einem kompletten Umbau würden die Gebühren die Rendite auf lange Zeit schmälern. Ansonsten tröste ich mich mit:
http://www.finanzwesir.com/blog/geldanlagen-optimieren-bringt-nichts
Ich bin mit dem was ich mache immer noch besser, als die Masse der Anleger und "etwas Schwund ist immer". Aber natürlich möchte ich als Ingenieur - jetzt wo ich vieles besser verstehe als damals - alles wegwerfen und noch mal neu anfangen und die Sache dann aber richtig machen. Altes Ingenieursleiden.
Zu den ETFs konkret:
-
DJ Stoxx Small 200 (iShares): Ja, Small Cap. Ich hatte damals ein sehr interessantes PDF von Bank Lazard, in der drei SC Indizes vergleichen wurden (einer war der Stoxx Small 200). Es hat sich gezeigt, dass die 3 nicht so wirklich weit auseinander lagen. Blöderweise ist das Ding vom Netz gegangen und ich habe es nicht heruntergeladen. Hier war es mal: http://www.lazardnet.com/lam/de/pdfs/Hintergrund_Small_Cap_Indizes.pdf
-
DJ Stoxx US select dividend (iShares): Kommer sagt Value, Finanzwesir kauft Value ;-) 2008 nach bestem Wissen und Gewissen gekauft. Läuft soweit gut & schüttet schön aus. Das kann sich natürlich alles noch ändern.
- DJ STOXX 600 (iShares): Wir leben in Europa & wollten mehr Europa, da der MSCI World doch sehr US-lastig ist.
@Dummerchen
das mit den zwei Triggern klingt gut. Ich denke, das übernehme ich. Ansonsten: Glückwunsch angenommen ;-)
Gruß
Finanzwesir
Philipp sagt am 17. Dezember 2015
Hallo in die Runde,
etwas spät bin ich auf diesen Beitrag gestoßen, da ich mir beim Rebalancing die Frage stelle:
Warum nicht statt in Anleihen in Immobilien ein Gegengewicht zum MSCI World suchen, z.b.
ISHARES STOXX EUROPE 600 REAL ESTATE
Die Anleihen dümpeln nun ja schon seit langem durch die Zinspolitik vor sich hin.
Was meint ihr, sitze ich da einem Denkfehler auf?
Viele Grüße
Philipp
Chris sagt am 17. Dezember 2015
@Philipp
Inwiefern siehst du denn den Real Estate ETF als "Gegengewicht" zum MSCI World an ?
Zuallererst überhaupt zum Verständnis, der legt auch nicht direkt IN Immobilien an, sondern enthält auch nur Aktien, von ImmobilienFIRMEN eben.
Das ist im Grunde also wenn überhaupt nur eine Unter-Branche des normalen Marktes. Alle diese Unternehmen sind ja auch schon im "normalen" Europe 600 Index ebenfalls enthalten, man legt die sich damit also doppelt ins Depot.
Kann man gerne machen, wenn man eine taktische Übergewichtung des europ. Immobiliensektors anstrebt, aber das hat mit dem eigentlichen Sinn hier (Trennung des Kapitals in verschiedene Risiko-Anlageklassen) nichts zu tun.
Denn von den Kursschwankungen her (schau dir ja gern mal auch den Chart des ETFs vorher an) macht der so ziemlich dasselbe mit wie der Breitmarkt. Genau das, was man für seinen "risikolosen" Teil ja eben nicht haben will.
Da geht es um Sicherheit bzw wenig Schwankungen (deshalb ist es auch kein Problem, sondern passend, das Anleihen nur "vor sich hin dümpeln", was andres sollen sie ja auch nicht machen).
Finanzwesir sagt am 17. Dezember 2015
Hallo Philipp,
nun, ich würde sagen: Du wechselst hier die Asset-Klasse. Immobilien sind keine Anleihen. Von daher kann ein Immo-ETF Anleihen oder Tages-/Festgeld nicht ersetzen.
Gruß
Finanzwesir
Pin Gu sagt am 26. Februar 2016
|
Hallo Finanzwesir,
wieder Dank und Lob für deine Arbeit!
Zurzeit ist bei mir Rebalancingtime und schon hast du mir wertvolle Entscheidungshilfe mit deinem Artikel geliefert. Die Toleranz-Regel von 3 Prozent im Zusammenhang mit dem Kostenaspekt finde ich super und werde diese auch so umsetzen.
christine sagt am 28. Juli 2016
Hallo Finanzwesir,
Ich habe deinen Beitrag mit Interesse gelesen, nur eines verstehe ich nicht: die Zahlen der Ausgangslage und die der Endlage sind gleich aber das delta ist unterschiedlich.
Dein Blog ist sehr informativ und auch die podcasts sind klasse. Weiter so.
Grüße Christine
Dummerchen sagt am 02. Februar 2017
@Finanzwesir:
"das mit den zwei Triggern klingt gut. Ich denke, das übernehme ich."
Und wie ich gerade feststelle sogar in Dein Buch! Freut mich, dass ich überzeugen konnte.
Capri sagt am 12. Februar 2017
Relativ, absolut!? Dummerchen ich blick da nicht durch. Kannst Du das genauer erklären?!
Ichhab als einfaches Beispiel ein Rebalancing-Trigger bei 5 % Differenz zwischen RK1 & RK3. Ist das jetzt absolut oder relativ? Lost in translations....
Ungenauigkeiten zwischen den ETFs gleich ich aus, wenn Geld da ist und kaufe nach. Da habe ich keinen Trigger.
ChrisS sagt am 13. Februar 2017
@ Capri
Dummerchen hat das im Kommentar vom 15.01.15 eigentlich schon gut erklärt, aber wir könnens ja gern nochmal mit konkreten Rechenbeispielen zur Nachvollziehbarkeit machen.
Erstmal wird eine Unterscheidung zwischen "kleinen" und "großen" Depotpositionen getroffen. Die Grenze dafür liegt bei 20% Anteil am Gesamtdepot (alles darüber ist also "groß", alles darunter ist eine "kleine" Position"). Jetzt gibt es für große und kleine Positionen unterschiedliche Rebalancing-Toleranzen (warum? Weil eine Toleranz für alle mitunter den kleinen Positionen nicht gerecht werden kann).
"Große" Positionen werden rebalanced, sobald sich ihr Anteil am Gesamtdepot um +/- 5% von der allgemeinen Soll-Verteilung abweicht. Das ist also mit "absolut", d.h. bezogen auf die Gesamtverteilung, gemeint.
"Kleine" Positionen werden rebalanced, sobald sie sich +/- 25% von Zielgröße entfernt haben. Die Betrachtung ist hier jetzt "relativ", das heißt auf sich selbst (und erstmal nicht auf den Platz im Gesamtdepot) bezogen.
Ja, das kann erstmal verwirrend sein, also machen wirs mal konkret. Ein fiktives Beispieldepot bestehe aus:
- 40% US-Aktien-ETF
- 20% Europa
- 10% Pazifik
- 30% Emerging
"Große" Positionen sind alle über 20%, bei denen greift die absolute Regel. Sollte sich ein ETF um 5% von der Ziel-Verteilung wegentwickelt haben (zB der US-ETF auf 45% rauf oder 35% runter) wird rebalanced.
Bei der "kleinen" Position greift zuerst die relative Methode. Der 10%-Anteil des Pazifik ETFs wird rebalanced, wenn er (also auf sich SELBST bezogen) um ein viertel steigt (auf 12,5%) oder fällt (auf 7,5%).
Warum macht man überhaupt so eine Unterscheidung ? Wie oben gesagt, wenn man auch bei solchen kleinen Positionen nur die "5% absolut"-Methode anlegt, wären mitunter viel zu lange/starke Abweichungen vonnöten bis endlich mal ein Rebalancing getriggert wird (unsere 10%-Position müsste also erst auf 15% steigen (das sind +50% relativ) oder 5% (-50% relativ) fallen).
Die "20%-Grenze" ist nun dabei grad der Bereich, an dem sich beide Methoden kreuzend treffen.
Natürlich trifft all das gesagte auch nur zu wenn du überhaupt ein Depot mit vielen Positionen hälst, von denen eben auch "kleine" dabei sind. Und eine bestimmte Mindestkapitalgröße sollte das Depot auch haben, damit die ganze Hin- und Herschieberei auch nach Abzug der Basis-Transaktionskosten noch wirtschaftlich ist.
Für Leute, die zB einfach nur ein kleines simples 70/30 World/EM-Portfolio haben, ist diese zusätzliche Methode erst einmal weniger relevant, da reicht die normale +/- 5% absolute Rebalancing-Toleranz aus.
Bzw wie schon gesagt man kann auch einfach mit dem gezielten Hinleiten der Sparraten-Nachkäufe auf die untergewichtete Position gleich ein automatisches Rebalancing im laufenden Betrieb erreichen, ohne anderswo Verkaufen zu müssen. Das sollte man auch so machen solange es geht, also bis die Auswirkungen der Kursschwankungen mal größer werden als die Auswirkungen der jährlichen Einzahlungen. Je nach Art des Depots und Höhe der Einzahlungen liegt diese Grenze irgendwo im mittleren/oberen fünfstelligen Depotvolumen-Bereich, erst ab da macht es wirklich Sinn über Verkäufe zum Rebalancing auch nachzudenken, darunter kann man meist schon mit der gezielten Steuerung der weiteren Einzahlungen das Allokationsverhältnis wieder ausgleichen.
Dummerchen sagt am 13. Februar 2017
Hallo Capri,
ja, das ist ganz schön geschwurbelt von mir dargestellt. Ich erklär es nochmal einfacher:
1.Beispiel
(3 ETFs: Staatsanleihen 25%, MSCI World 50%, MSCI EM 25%): Weicht jetzt ein ETF um mehr als 5 Prozentpunkte (bezogen auf das Gesamtdepot) ab, so wird umgeschichtet, also wenn z.B. Staatsanleihen auf 20% absinkt und World 50%, EM 30% haben. (Regel 1)
2.Beispiel
(4 ETFs: Staatsanleihen 25%, World 45%, EM 20%, Europa 10%) Hier wurde also eine "Kleckerkomponente" Europa hinzugefügt - würde man ähnlich wie im 1.Beispiel verfahren, dürfte sich die Europa-Komponente auf 5% halbieren(!) bevor hier überhaupt erst gehandelt wird.
Da das einer ziemlich großen Änderung entsprechen würde, wird hier schon früher umgeschichtet, nämlich dann wenn die Komponente um 25% bezogen auf ihren Anteil im Depot schwankt (Regel 2):
Bei einer 10%-Komponente also um 2,5%: Damit ist der Bereich, bei dem man also noch nicht handeln muss, der Bereich von 7,5% bis 12,5%.
Die zweite Regel gilt für alle Komponenten, die maximal 20% vom Gesamtdepot ausmachen - im zweiten Beispiel also EM und Europa. Die erste Regel für alle Komponenten, die mindestens 20% vom Gesamtdepot ausmachen - im zweiten Beispiel also Staatsanleihen und World.
(Wie ich das genau mache, kannst Du auch beim vierten Teil des Excel-Kurses nachlesen: http://www.finanzwesir.com/blog/finanzen-im-griff-mit-excel-teil4)
Ach, und um Deine Frage zu beantworten: Deine 5% entsprechen der von mir als "absolut" bezeichneten Abweichung.
Jetzt klarer geworden, Capri? Beim Nachkaufen gehe ich so wie Du vor - in meinem Excel-Kurs nenne ich das "Kontinuierliches Rebalancing".
Liebe Grüße
Dummerchen
Capri sagt am 13. Februar 2017
Klasse Ihr Zwei nun habe ich es 'absolut' verstanden ;)
Caro sagt am 24. August 2017
Ich muss sagen, ich hab sowohl beim Finanzrocker, als auch hier den Artikel gelesen, aber ich verstehe das komplette Rebalancing immer noch nicht. Kann ich nicht einfach 2 große ETFs kaufen (z. B. MSCI World und EMerging Market) und dann das die ganzen Jahre Ruhen lassen?
Muss ich großartig was tun?
pureanfängerin
Moabeat sagt am 24. August 2017
@Caro: Du musst gar nichts und überhaupt nichts tun dürfte immer noch deutlich besser sein als Markttiming oder Panikverkäufer.
Allerdings hat das Rebalancing zwei Vorteile. Zum einen behältst du die von dir festgelegte Risikostruktur des Depots bei, indem du immer wieder das Ursprungsverhältnis der beiden ETFs herstellst. Dies beinhaltet außerdem, dass du automatisch antizyklisch investierst, da du entweder den besser gelaufenen ETF teilweise verkaufst und in den schlechter gelaufenen umschichtest oder aber bei Neuinvestitionen den Schwächeren ETF überproportional bedenkst.
Letzteres dürfte langfristig eine kleine Mehrrendite bringen, da auch bei ETFs die Rückkehr zum Mittelwert eine starke Kraft ist und daher der zuletzt schwächere ETF in Zukunft eher stärker sein dürfte und umgekehrt.
ChrisS sagt am 24. August 2017
@ Caro
"ich verstehe das komplette Rebalancing immer noch nicht."
ist nicht so schlimm, ja das wirkt für Neulinge erstmal etwas komisch, weil man ja normalerweise nicht gewohnt ist großartig über Anlageverteilungen und den Ausgleich schwankender Wertentwicklungen nachdenken zu müssen.
Ich nehme mal an deine eigentliche Frage dreht sich dabei nicht so sehr um die "technische Umsetzung" (also wie man rebalanciert) allein, sondern eher um den Grund und Sinn an sich dahinter - warum macht man das überhaupt ?
Nun, um das zu verstehen, muss man erstmal wieder einen Schritt zurück gehen, und verstehen warum wir unser Kapital überhaupt auf verschiedene Anlagen /Anlageklassen aufteilen (zwischen denen dann ab und zu wieder rebalancieren wird) ?
Dabei geht es eben zum einen um die Diversifikation, also eine breite Streuung, und eben auch um die gewünschte Risikotoleranz. Bei den großen Aktienindizes können zum Beispiel auch mal zwischenzeitliche Crashs im -50% Bereich ugf auftreten.
Wer all sein ganzes Geld nur in Aktien anlegt, muss eben auch bereit sein können/wollen, solche Schwankungen auszuhalten - und wer dafür noch nicht bereit ist, der sollte eben seinen Aktien-Anteil lieber dementsprechend geringer gestalten (der "-50% Crashtest" gibt uns einen einfachen Dreisatz zur groben Orientierung dazu: Wieviel Verlust kannst du aushalten? Verdoppele diesen Prozentbetrag und du bekommst deine empfohlene Aktienquote).
Nun teilt man sein Investitionskapital am Anfang eben in risikoreiche Anlagen (also hpts Aktien) und risikoärmere (zB Tagesgeld/Festgeld, solide Anleihen, etc.) auf, im gewünschten Verhältnis was der individuellen Risikotoleranz entspricht (die Auswirkung möglicher Aktienverluste aufs Gesamtvermögen also innerhalb der gesetzten Grenzen gehalten werden kann).
Das kann zum Beispiel, bei jemanden der für sich nur bis -25% Verluste haben will, eben 50% Aktien und 50% risikoärmere Anlagen sein.
Jetzt ist aber auch so, dass sich diese Gewichtungen über die fortlaufende Zeit immer weiter verschieben (zB weil Aktien langfristig stärker steigen und daher immer mehr Anteil im Portfolio einnehmen) und daher ab und zu auch mal wieder auf die gewünschte Ausgangsverteilung zurückgesetzt werden müssen (um eben die Risikotoleranz-Grenzen wieder einzuhalten). Würde man das nicht machen, werden die Aktien irgendwann mal bei 60, 70, 80% etc Anteil sein, und damit auch das mögliche Verlustpotential auf 30, 35, 40% steigen.
Ich hoffe das erklärt dir ein bischen die warum-Gedanken die hinter dem Rebalancing stecken.
Natürlich kann man auch einfach " seine ETFs kaufen und sie danach die ganzen Jahre in Ruhe lassen" - wenn man eben auch selber die mentale "Ruhe" hat, mit den zwischenzeitlich möglichen Verlusten klarzukommen. Auch das ist wieder sehr individuell, manche können damit gut umgehen und fahren daher eine hohe Aktienquote bei der sie auch nicht mehr viel zu rebalancieren brauchen.
Und andere, die das Verlustpotential zur eigenen Beruhigung lieber in vordefinierten Grenzen halten wollen, nehmen halt etwas weniger Aktien und müssen das gewünschte Ausgangsverhältnis auch immer wieder durch Rebalancing zurücksetzen.
Da gibt es auch kein allgemeingültiges "richtig oder falsch" für jeden, wir alle sind unterschiedlich und nur du selbst kannst beurteilen wo du dich selbst einordnest und welche Vorgehensweise für dich am passendsten ist.
Zu der "technischen Ausführung" (also dem Wie beim Rebalancing) wurden hier ja schon einige Artikel geschrieben, ich werd dich also erstmal nicht noch weiter mit Detailfragen wie "Umschichtungen durch Verkäufe oder Fokussierung der Nachkäufe?" langweilen.
Genauso wie es eben auch Rebalancing innerhalb von Anlageklassen (also zB bei Aktien, zwischen MSCI World und Emerging beispielsweise) und zwischen verschiedenen Anlageklassen (also zB zwischen Aktien allgemein und nem Tagesgeldkonto beispielsweise) geben kann. Gerade letzteres ist eben das wichtige für die Risikobegrenzung, während es bei ersterem eher um das antizyklische Ausnutzen möglicher Mean Reversion -Gelegenheiten geht (aber wie gesagt, das sind schon fortgeschrittene Details :-D)
Wenn du Stichworte wie "Rebalancing" und "Asset Allocation" in die Suchfunktion des Blogs eingibst, findest du schon viele gute Artikel, die das ganze Wie&Warum dahinter anfängergerecht erklären :-)
Joerg sagt am 25. August 2017
Rebalancing kommt beim langfristigen Vermoegensaufbau unter ferner liefen ...
Eine alternative (gute) Abhandlung neueren Datums findest du hier: https://homemade-finance.de/portfolio-rebalancing
Ansonsten konzentriert man sich lieber auf die Basics:
Was bringt wie viel (Performance)? Sortiert nach Relevanz:
- Hohe Aktienquote. Bei 100% kannst du mittel-langfristig mit 7-8% p.a. rechnen. Fuer jede 15% weniger Aktienquote entsprechend 1% weniger (also alles wie zB ARERO[60%Aktien] -> langfristig 2-3% Minderperformance) Kosto: "willst du gut schlafen: halte Renten; willst du gut essen: halte Aktien"
- Striktes Buy-and-Hold. Empirisch verlieren Privatanleger 3-4% p.a. gegenueber einem Weltportfolio wegen: Falscher Auswahl, Markettiming, Abgeltungssteuer und Gebuehren bei Umschichtungen Motto: "Hin- und Her macht Taschen leer"
- Passive ETFs vs aktiv gemanagte Fonds/RoboAdvisors (ca. 1-2% p.a.) v.a. wegen Gebuehren-Unterschied, aber auch wegen Abweichung der meisten aktiven Fonds von der Markt-Performance nach unten Holger: "Lebe aktiv - investiere passiv"
- Keinen Focus auf hohe Ausschuettungen legen. Performance-Unterschied eines Depot_1 mit 1,6% Ausschuettung p.a. (= 0,1-0,4% Steuern thes./aussch.) und einem Depot_2 mit 5%(=1,25% Steuern) betraegt ca. 1% p.a. These: "High-Yield-Investoren sind die besseren (Steuer)Buerger"
Stock-Rebalancing oder Asset-Rebalancing wird nach Kosten kaum 0,x% bringen, wenn ueberhaupt ...
LG Joerg
Smartinvestor sagt am 27. August 2017
Ich kann Jörgs Schlussfolgerungen bzgl. Optimierung des Rebalancingansatzes leider nicht nachvollziehen. Warum? Ich rebalance mit einem regional und z.T. mit Size diversifizierten gleichgewichteten buy-and-hold Depot in Aktien, REITs und AR/MFFs seit fast 20 Jahren durch regelmäßige Sparraten 3-4 mal p.a. investiert in die jeweils am weitesten unter den Sollallokationen liegenden Einzelanlagen. Das reicht i.d.R. über mehrere Jahre, um die Sollallokationen ausreichend gut zu wahren.
(Nur) So ca. alle 8 Jahre kam es bei mir aber trotzdem zu größeren Abweichungen >25% relativ von den Sollallokationen.
Wenn die auftreten, führe ich jeweils ein weiter optimiertes "Opportunistic Rebalancing" sehr ähnlich wie in dem von Joerg o.a. gleichnamigen Artikel durch, wobei ich zusätzlich noch warte, bis technische und fundamentale Trendumkehrkriterien erfüllt sind, um Gewinntrends möglichst nicht unnötig früh abzubrechen und nicht in weiterlaufende Verlusttrends zu investieren.
Damit nutze ich die in dem o.a. Artikel aufgeführten Verbesserungsmöglichkeiten der Rebalancing Prämie durch a) höhere Anzahl von Einzelanlagen mit b) höheren Volatilitäten aber c) ähnlichen Durchschnittsrenditen, die d) geringer oder sogar negativ (MFFs) korrelieren.
Solche Rebalancingaktionen sind damit z.B. E.2008 von MFFs in Aktien und REITs sowie A.3.2016 von NA- in EM-Aktien ausgelöst worden.
Im Nachhinein betrachtet lagen die jeweils nur wenige Monate vom optimalen Zeitpunkt d.h. Minima/Maxima der jeweiligen relativen Stärkeindikatoren, z.B. Minimum EM/NA, entfernt. Damit erreiche ich insgesamt eine Renditesteigerung von ca. +1%-Punkten p.a.
Das ist auch nicht umwerfend viel aber sehr sicher ohne nennenswert erhöhtes Risiko und bei den aktuellen realen Aktien-Renditen seit ca. 2000 nach Inflation und Steuern von kaum 3% immerhin eine reale Renditeverbesserung von gut 30%, die ich ungern verschenken würde, zumal dafür nur ein vernachlässigbarer Mehraufwand bei mir bislang nur ca. alle 8 Jahre und bei online Flatrate-Brokern vernachlässigbaren Transaktionskosten von wenigen zig EUR bei zig TEUR Rebalancingbeträgen anfallen.
Die Verfolgung der Allokationsabweichungen fällt sowieso beim regelmäßigen Sparratenrebalancing ohne Mehraufwand ab. Natürlich sollte die Depotgröße dafür schon mind. im oberen 5- oder besser 6-stelligen Bereich liegen.
Wie in der Diskussion und verlinkten Artikeln immer wieder angesprochen, verringert sich die Rebalancingprämie deutlich auf kaum noch lohnende wenige 1/10 %-Punkte p.a., wenn man weniger und höher korrelierte Einzelanlagen mit geringer Volatilität und sehr unterschiedlichen Durchschnittsrenditen im Depot hat, also z.B. nur einen World ETF, einen EM ETF und einen breiten Anleihen ETF, und die in regelmäßigen Zeitabständen, z.B. jährlich, vollständig rebalanced.
Daher kann ich Jörgs Schlussfolgerungen zum optimierten Rebalancing aus meinen Erfahrungen leider nicht zustimmen. Rebalancing lohnt sich m.E. sehr, wenn man sich mit vertretbarem Mehraufwand um diese "aktive" Gestaltungsmöglichkeit bemüht.
Wenn zukünftig von eher mit erhöhter Volatilität und größeren temporären Einbrüchen seitwärts laufenden Aktienmärkten mit insgesamt wesentlich geringerer Durchschnittsrendite als die bisherigen 7-8% p.a. (japanische Verhältnisse global) auszugehen ist, wie einige Experten befürchten, würde es sich noch mehr lohnen, sich um einen möglichst rentablen Rebalancingansatz zu kümmern.
Genossenschafter sagt am 27. August 2017
Rebalancing ist auch nicht als Renditestellhebel gedacht. Vielmehr soll es das Risikolevel auf dem gewählten Maß halten. Gerade beim langfristigen Investieren aus meiner Sicht notwendig um Style Drift zu verhindern.
Joerg sagt am 28. August 2017
Moin Smartinvestor, du darfst ja auch Rebalancing machen (Dein Name ist schliesslich Programm ...)
Aber Caro und wohl die anderen 80-90% der Mitleser verwirrt das eher nur? und die sollten erstmal die Punkte 1)-4) durchdeklinieren, bevor sie auf Dein Level einsteigen :-)
Ich war als junger Ent auch enthusiastischer ... jetzt schlafe ich fast nur noch ... :-) https://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_in_Tolkiens_Welt#Ents
Hansi♥ sagt am 28. August 2017
Hallo,
ich bin seit fast 2 jahren am sparen, also auch noch eher ein Neuling was die ganze Finanzwelt so angeht und werde erstmal kein Rebalancing "betreiben". Zur Zeit habe ich eine sehr hohe Sparrate die ich nicht langfristig halten kann.
Das rührt an den momentanen Lebensumständen (wohne zur Zeit auf einem Campingplatz und habe mein Auto verkauft). Kurz- bis mittelfristig werde ich mich auch beruflich umorientieren, was wahrscheinlich mit finanziellen einbußen einhergehen wird.
Aber solange ich niedrige Kosten für meinen Lebensunterhalt habe, investiere ich bewußt +/- 90% meines Kapitals in Einzeltitel sowie in Aktien ETF. Mit anderen Worten will ich damit sagen, das ich zur Zeit nur dann Rebalancing für mich in Frage kommt, wenn sich signifikant was an meinem Einkommen / Ausgaben ändert. Je weniger ich im Monat zum sparen habe, desto mehr gewichtige ich in punkto Sicherheit. Natürlich werde ich mit zunehmenden Alter auch mehr auf Sicherheit setzen.
Liebe Grüße
Hansi♥
Smartinvestor sagt am 29. August 2017
@Joerg:
Vielen Dank für die Blumen. :-)
So war es auch gemeint: Deine o.a. Punkte 1-4 sind die Pflicht für den Anfang, dann kommt irgendwann die von mir beschriebene Kür für die 10-20% Fortgeschrittenen.
Man liest leider oft den unpraktischen Rat des regelmäßigen (aktiven und vollständigen) Rebalancings, den dann doch kaum einer macht. Wenn man sich aber von Anfang an die Mühe macht, die manuellen Sparraten in die jeweils am weitesten unter die Sollallokation(en) gefallene(n) Einzelanlage(n) zu investieren bzw. die automatischen Sparraten entsprechend oft anzupassen, reicht das erst mal für das passive Rebalancing über etliche Jahre.
Aber irgendwann kommt es dann doch zu größeren Abweichungen von der Sollallokation, z.B. bei größeren Crashes oder Booms, und man muss aktiver werden, will man die Allokation nicht unbegrenzt wegdriften lassen.
Da ist es m.E. beruhigend, wenn man schon frühzeitig weiß, dass da noch lukrative Optimierungsmöglichkeiten existieren, die sich mit wachsendem Verständnis und Interesse in einem fortwährenden KVP relativ leicht bewältigen lassen – sogar ohne lange Unterbrechung des Ent-Schlafs. ;-)
So lief es jedenfalls bei mir, was ich in einem Kommentar zu „Lean Investing“ am 25.8.2017 beschrieben habe.
Bei Morningstar findet man auch einen interessanten Artikel zu Rebalancing. Habe dort auch einen Kommentar zu meinem noch weiter optimierten Ansatz gepostet.
mayB sagt am 02. August 2018
@Finanzwesir
"Meine Alternativen sind
- Alles so lassen
- Alles umziehen (geht das überhaupt mit einem "versiegelten" pre-2009-Depot?)
Habe mein Depot (inkl. einer Position vor 2009, die älteste Position von 1984) schon mehrfach umgezogen.
Ging jeweils problemlos und bei den jüngeren Depotüberträgen auch kostenfrei. Die "versiegelten" prä-2009 Posten werden mit Einlieferungsdatum "Altbestand" übertragen, seit der 2018er Steueränderung heißen sie "Alt-Alt-Bestand".
So heißt es jedenfalls bei meinem Broker. Habe heute zufällig mit dem Broker telefoniert, um zu hören, wie es läuft mit der 100k Freigrenze für Veräußerungsgewinne von Altbeständen (nicht dass ich im entferntesten an diese Grenze käme:). Das muss man leider manuell über die Steuererklärung machen, die Steuerfreiheit wird nicht beim Broker durch das Altdatum getriggert.
Nachteil beim Übertrag ist natürlich, dass nur ganze Stücke übertragen werden und die kleinen Reste zu unverhältnismäßig hohen Transaktionskosten verkauft werden oder auf dem alten Depot als Minibestand bleiben.
PS: Klasse Blog:)
Gruß mayB
Karl sagt am 13. Januar 2019
Ich beginne gerade micht mit dem Thema zu beschäftigen, habe das mit dem Rebalancing jetzt wohl halbwegs verstanden, aber eine Frage stellt sich mir noch.
Man geht hier ja davon aus dass der Markt der im letzten Jahr schlechter performt hat im nächsten Jahr wahrscheinlich besser performt. Aber wenn man den Gedanken zu Ende denkt, warum setzt man die Verteilung dann "nur" aufs Ausgangsniveau zurück?
Müsste die Regel "Ich kaufe immer das nach dass sich seit Depoteröffnung schlechter entwickelt hat" nicht eigentlich besser laufen? oder übersehe ich hier was? (Das sich der Anteil der einzelnen ETF Positionen ändert weiß ich, damit hätte ich kein Problem.)
CarstenP sagt am 14. Januar 2019
@Karl
Man geht hier ja davon aus dass der Markt der im letzten Jahr schlechter performt hat im nächsten Jahr wahrscheinlich besser performt. Aber wenn man den Gedanken zu Ende denkt, warum setzt man die Verteilung dann "nur" aufs Ausgangsniveau zurück?
Das stimmt so nicht, man geht hier jederzeit davon aus, dass es wahrscheinlicher ist, dass der Markt ein gutes Jahr haben wird als dass er ein schlechtes Jahr haben wird.
Man kann aber nicht zuverlässig vorhersagen, was das nächste Jahr bringen wird, darum ist es sinnvoll langfristig zu investieren um möglichst viele gute Jahre einzusammeln und die schlechten Jahre einfach zu ertragen. Kurzfristig kann der Markt machen was er will, da kann nach einem schlechten Jahr noch ein schlechtes Jahr kommen.
Beim Rebalancing hält man einfach strikt die im Voraus gewählte Asset-Allokation ein, die man ja aus einem bestimmten Grund (persönliche Risikotoleranz) so gewählt haben sollte.
Die Asset-Allokation aufgrund von Marktprognosen zu ändern, ist Market-Timing, was gemeinhin als Verliererspiel gilt.
Markus sagt am 14. Januar 2019
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@Karl:
Deine Überlegung ist gut. Tendenziell ist es so, dass sich Unternehmen, die eine gewisse Zeit underperformt haben, in Zukunft besser entwickeln. In der Krise werden alte Zöpfe abgeschnitten und der Wald gelichtet. Das ist oft befreiend und schafft Raum für neues Wachstum.
Häufig ist die Markteinschätzung, dass ein bestimmte Teilmenge des Marktes aktuell nicht in einer guten Verfassung ist, auch richtig! Wenn Du jetzt über Gebühr in die "Verliererwerte" investiert, wirst Du Dein Risiko im Verhältnis zum Gesamtmarkt erhöhen. Der durchschnittliche Ertrag steigt dabei übrigens auch! Es gibt Strategien, die Versuchen, genau diesen Effekt auszunutzen (Dividendenstrategie und Value-Strategie).
Ganze Märkte (z.B. regionale Märkte oder Branchen) nach starken Verlusten überzugewichten ist mir als Strategie neu.
Im geringen Umfang führt das sicher nicht zu einem großen Ergebnis. Und im großen Umfang erhöht diese Strategie das Risiko ganz enorm und führt zu einem unausgewogen Portfolio, dass sehr deutlich vom Gesamtmarkt abweicht.
slowroller sagt am 15. Januar 2019
Moin Karl!
Der Grundgedanke hinter echtem passivem Investieren ist der Tunnelblick bei der Durchführung eines Planes. Der Plan basiert in Punkte Entwicklung des Kapitalmarktes auf Sokrates: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Konkret: Über deine Risikotoleranz stellst du eine Verteilung der Investionsklassen in risikoarme risikoreiche Investments auf (RK1 vs RK3). Das wäre z.B. 50-50. Dann überlebst du dir innerhalb der Risikoklassen, wie die Aufteilung hier sein soll: RK3 könnte z.B. eine klassische Aufteilung von entwickelten Ländern zu Schwellenländern nach Bruttoinlandsprodukt sein. (z.B. 70:30).
Wenn das feststeht wird tatsächlich ganz mechanisch Rebalancing betrieben: Zu einem definiertem Zeipunkt (monatlich, Quatärlich, Jährlich, An den Geburtstagen deiner Schwiegereltern...) gleichst du bei Abweichung die Verhältnisse wieder an. Ohne nachzudenken.
Mit deiner Strategie (wenn ich sie richtig verstehe) triffst du Annahmen über den Markt, die du (siehe oben) eigentlich garnicht fundiert treffen kannst. Auch hast du somit kein ausgleichendes Element mehr - z.B. die 30% in EM. somit könntest du ziemlich schnell in kleinere und schlechter laufende Märkte sehr hoch investiert sein.
ChrisS sagt am 15. Januar 2019
@ Karl
das Rebalancing, so wie es hier beschrieben ist, hat als hauptsächlichen Zweck die Risikoreduktion. Um mich beim "Wie" und "Warum" dahinter nicht selbst zu wiederholen, verweise ich einfach mal darauf was ich schon vor einiger Zeit genau unter diesem Artikel für jemand anderen erklärt habe .
Wenn du jetzt überlegst, das Rebalancing zu nutzen um irgendwie noch Zusatzrendite rauspimpen zu können, könnte man sich überhaupt drum streiten ob sich das überhaupt noch um Rebalancing im engeren Sinne (Zurücksetzen der Assetallokation auf eine einmal vorher festgelegte, langfristig beibehaltende Verteilung) handelt, oder nicht eher schon Markttiming, da es hier nicht mehr um feste Verteilungen geht, sondern diese taktisch (nach Marktlage/Einschätzung) rauf und runter bewegt werden sollen. Aber da sind die Definitionsgrenzen eh zugegebenermaßen fließend...
"Man geht hier ja davon aus dass der Markt der im letzten Jahr schlechter performt hat im nächsten Jahr wahrscheinlich besser performt."
Das ist eine eine eher sehr vereinfachte Formulierung der Mean-Reversion , aber das hat nicht unbedingt immer nur besonders was mit nem Ein-Jahres-Zeitraum oder so zu tun. Mean Reversion kann es in relativ kurzfristigen Perioden, und auch über seeehr lange Zyklen hinweg geben, eine Jahr-zu-Jahr Betrachtung ist da also auch nur relativ beliebig.
Dass es überhaupt eine Mean Reversion gibt, kannst du allerdings auch relativ leicht selbst nachprüfen, besorg dir einfach langfristige Kursdatenreihen wie zB von den MSCI-Indizes, schieb sie durch Excel und schau wie sich die Renditen immer wieder phasenweise über und unter dem Mittelwert bewegen.
Und wenn du die Daten schon einmal im Excel hast, kannst du als Zusatz auch deine "Strategie" selbst untersuchen (anstatt dass an andere zu delegieren, ist auch ne gute Übung für dich).
Nimm verschiedene Indizes (zB World und EM, oder einzelne Länder-Indizes, was du willst) und spiele in verschiedenen Tabellen die Wertentwicklung folgender Ansätze durch. Erstens die Entwicklung einer festen Verteilungsquote, in der jedes Jahr die Assets wieder auf eine anfängliche Ausgangsgewichtung zurückrebalanced werden (zB. 70% World, 30% EM, kennt man ja) als Basis-Benchmark, und eine Variante in der du das (im letzten Jahr) schlechter gelaufene Asset übergewichtest (zB. wenn EM im letzten Jahr schlechter war, gewichtest du halt mal fürs nächste Jahr 70% EM, 30% World, und wenn der World mal schlechter war, dann halt wieder umgekehrt), oder je nachdem was halt deine konkreten Gewichtungswünsche eben sind.
Dann kannst du schauen ob das tatsächlich einen langfristigen Renditevorteil bringt, und wenn ja, wie groß der ist (also überhaupt signifikant genug um den Aufwand überhaupt zu betreiben).
Dann setz das auch noch ins Verhältnis zur Volatilität, um zu schauen ob die Rendite auch risikoadjustiert noch vorteilig ist. Und wenn du ganz reell sein willst, um nicht nur im luftleeren Brutto-Raum zu rechnen, dann kalkulierst du auch noch die Steuereffekte der dafür notwendigen Umschichtungen mit ein (erfahrungsgemäß lösen sich viele auf dem Papier noch so toll performende Strategien ganz schnell wieder in Luft auf, wenn sie mit der blöden Steuer in Berührung kommen).
Falls das erstmal nach ein bischen viel Aufwand klingt, ist okay, aber den muss man halt auch bereit sein zu betreiben, wenn man nicht nur mit Mutmaßungen operieren will, und gerade wenn man meint auf etwas gestoßen zu sein was vorteilig wäre sollte man das auch mal ein bischen selbst prüfen, hat auch gute Lerneffekte dabei :-)
Marius sagt am 16. Januar 2019
Wenn ich eine Investition vom aktuellen Marktwert abhängig mache dann ist das doch Markttiming, oder nicht? Also ist Rebalancing doch auch Markttiming.
Wenn ich zum Beispiel für 20 Jahre Geld in Aktien anlege muss ich dann überhaupt ständig die Kurse verfolgen wenn ich passiver Anlager bin? Der Rebalancer tut das.
Wer 50.000 Euro in Aktien anlegt und 50.000 Euro in sichere Anleihen der kann maximal 50.000 Euro Verlust machen. Der Rebalancer kann mehr als 50.000 Euro Verlust machen. Das Risiko steigt also noch und wird nicht verringert.
CarstenP sagt am 16. Januar 2019
@ChrisS und @Karl
..., hat auch gute Lerneffekte dabei :-)
Genau, solche taktischen Market-Timing-Spielchen an historischen Daten mal zu testen, kann sehr lehrreich sein.
Aus eigener Testerfahrung kann ich bestätigen, nach Kosten/Steuern funktioniert das meistens nicht wie erhofft und die Volatilität ist tendenziell höher als bei einer entsprechenden fixen Asset-Allokation. Außerdem zeigt sich der Momentum-Effekt, und es ist rentabler die im letzten Jahr gut gelaufenen Sachen zu übergewichten...
Und man braucht einen Plan, wann und wie man die Übergewichtung wieder rückgängig macht. Man muss deutlich öfter richtige Timing-Entscheidungen treffen als nur per Zufall, damit sich ein Mehrwert gegenüber buy&hold&rebalance mit fixer Asset-Allokation ergeben kann.
Meiner Meinung nach lohnt sich der Aufwand für taktische/dynamische Asset-Allokation nicht und es besteht die Gefahr einen teuren Fehler zu machen.
Time in the Market > Timing the Market
Marius sagt am 16. Januar 2019
@ChrisS
Denke doch einfach einmal 100 Jahre zurück. Was wäre wenn jemand vor 100 Jahren 50% in Aktien und 50% in deutsche Staatsanleihen investiert hätte? Einmal mit regelmäßigen Rebalancing und einmal ohne.
Der Rebalancer hätte bereits nach weniger als fünf Jahren (1923) sein gesamtes Kpital verloren, der Nicht-Rebalancer hätte höchsten 40% verloren und wäre spätestens 1927 im Plus.
CarstenP sagt am 16. Januar 2019
@Marius
Wenn ich eine Investition vom aktuellen Marktwert abhängig mache dann ist das doch Markttiming, oder nicht? Also ist Rebalancing doch auch Markttiming.
Eine Investition von einer aktuellen Marktprognose abhängig zu machen ist Market-Timing. Rebalancing bedarf keiner Prognose und dient in erster Linie dazu das Risikolevel vom Portfolio in Grenzen zu halten.
Wenn ich zum Beispiel für 20 Jahre Geld in Aktien anlege muss ich dann überhaupt ständig die Kurse verfolgen wenn ich passiver Anlager bin? Der Rebalancer tut das.
Rebalancing einmal im Jahr ist ausreichend, oder einfach die monatliche Sparrate in das Asset stecken, was am weitesten unter seiner Soll-Allokation liegt.
Wer 50.000 Euro in Aktien anlegt und 50.000 Euro in sichere Anleihen der kann maximal 50.000 Euro Verlust machen. Der Rebalancer kann mehr als 50.000 Euro Verlust machen. Das Risiko steigt also noch und wird nicht verringert.
Ja, Rebalancing ist schädlich mit Assets, die komplett wertlos werden können, z.B. Einzelaktien oder Kryptowährungen ;). Hier werden aber global diversifizierte Aktien-ETFs empfohlen und da geht man implizit davon aus, dass die nicht komplett wertlos werden können...
Der Rebalancer hätte bereits nach weniger als fünf Jahren (1923) sein gesamtes Kpital verloren, der Nicht-Rebalancer hätte höchsten 40% verloren und wäre spätestens 1927 im Plus.
Das scheint mir mathematisch widersprüchlich zu sein, aber ja, Rebalancing kann einen negativen Einfluss auf die Rendite haben, es dient wie schon gesagt zum Risikomanagement und nicht zum Renditemaximieren.
ChrisS sagt am 17. Januar 2019
@ Marius
"Wenn ich eine Investition vom aktuellen Marktwert abhängig mache dann ist das doch Markttiming, oder nicht? Also ist Rebalancing doch auch Markttiming."
Beim Rebalancing, so wie der Begriff hier auf dieser Seite hauptsächlich verwendet wird, geht es dabei weniger um den "aktuellen Marktwert" (eines) jeweligen Assets an sich allein, sondern um das Verhältnis der Gewichtungen der Assets untereinander.
Beim Rebalancing-Ansatz geht es halt darum, einmal persönlich passende Zielgewichtungen festzulegen (zB. aus Gründen der Risikotoleranzen o.ä.) und die dann (da sich die Assets im laufe der Zeit natürlich immer aufgrund unterschiedlicher Entwicklung die Gewichtungsverhältnisse verschieben) beizubehalten bzw. zurückzusetzen.
Was Markttiming angeht, ich hatte ja schon im anderen Posting gesagt, dass die Definitionsgrenzen da durchaus fließend sind - je nachdem wie streng puristisch man das "passive Ideal" in der Praxis auslegt, kann da für den Einen schon jeder Eingriff ins Portfolio, und sei es auch nur das brave Rebalancing, schon ein Schritt ins Aktiv-Taktische sein, oder man erkennt dass das halt eher ein Spektrum statt bloßes entweder-oder ist.
Die "gute Nachricht" ist jedenfalls, wenn dich die Hintergründe oder Umsetzung des hier vorgestellten Rebalancing-Ansatzes persönlich nicht überzeugen, wird dich auch keiner dazu unbedingt zwingen wollen oder können. Wir alle sind unterschiedlich, haben individuelle Ansprüche und Bedürfnisse, und daher passen auch jeweils verschiedene Wege zu uns, sie zu erreichen. Ich selbst bin da jedenfalls undogmatisch, so dass ich darüber keine besonderen Glaubenskriege führen würde, wozu auch. :-)
"Wenn ich zum Beispiel für 20 Jahre Geld in Aktien anlege muss ich dann überhaupt ständig die Kurse verfolgen wenn ich passiver Anlager bin? Der Rebalancer tut das."
Du "musst" garnichts, bzw im Prinzip eben eh nur das tun, was zu dir persönlich passt. Wenn du selbst besser damit klarkommst, das Geld für 20 Jahre in Aktien anzulegen, ohne zu rebalancen, dann mach das so.
Und für andere Leute ist eben der Rebalancing-Ansatz gangbarer, bzw. der Wesir hält das für eine Methode die für die meisten empfehlenswert genug ist, so dass er sie eben hier überhaupt empfiehlt, aber nochmal, es ist ja jeder Leser am Ende immer noch selbst frei, ob er sich dabei nun angesprochen fühlt oder nicht.
"Ständig" die Kurse verfolgen tun dabei auch die wenigsten. Es reicht schon eine einfache Stichtagsbetrachtung (siehe ja der Artikel hier, wo der Wesir das mal für einen Jahreszeitraum durchexerziert hat) um die grobe Grundausrichtung des Depots zu checken, plus gewisse Toleranzgrenzen in den Abweichungen minimieren den tatsächlichen Aufwand auch nochmal wieder ein ganzes Stück weit.
BigMac sagt am 18. Januar 2019
@Marius
Du vergleichst Rebalancing von deutschen Aktien und Staatsanleihen mit dem bei einem weltweiten ETF-Portfolio. Das ist kein Apfel-Birnen-Vergleich, sondern ein Vergleich von Äpfeln mit Schiffsschrauben.
Deutsche Staatsanleihen sind im Rahmen des Ableiheablösegesetz von 1925 teilweise wertlos geworden. Von einer sicheren Anlage kann also überhaupt nicht die Rede sein und deine Aussage "der Nicht-Rebalancer hätte höchstens 40% verloren" ist auch nicht wirklich nachvollziehbar.
Nostradamus sagt am 18. Januar 2019
@Marius:
"Wer 50.000 Euro in Aktien anlegt und 50.000 Euro in sichere Anleihen der kann maximal 50.000 Euro Verlust machen. Der Rebalancer kann mehr als 50.000 Euro Verlust machen. Das Risiko steigt also noch und wird nicht verringert."
Leg doch gleich 100.000 € sicher an, dann kannst du gar keinen Verlust machen. ;-)
Es geht doch darum, eine einmal vorher festgelegte Gewichtung wiederherzustellen.
Wenn du 50 % in Aktien gesteckt hast, aber die Börse gut gelaufen ist, hast du plötzlich eine Gewichtung von 80 % Aktien zu 20 % sicheren Anleihen, also ist dein Portfolio risikoreicher als du eigentlich investieren willst. Das Verhältnis gilt es dann wiederherzustellen.
"Wenn ich eine Investition vom aktuellen Marktwert abhängig mache dann ist das doch Markttiming, oder nicht? Also ist Rebalancing doch auch Markttiming"
Nein, weil du beim Market Timing versuchst, auf günstige Zeitpunkte zu reagieren, also aktiv danach Ausschau hältst. Rebalancing kann man üblicherweise einmal im Jahr zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt durchführen, egal wie der Markt sich bis dahin entwickelt hat.
Bergfex sagt am 22. Januar 2019
Letztes Update der Kommentare am 16. Jänner, heute haben wir den 22.
Natürlich kann jeder Blogger machen was er will, aber so lange Pausen kenn ich von anderen Blogs, die ich besuche, eigentlich nicht.
Oder schreibt niemand, was ich aber nicht glaube?
CarstenP sagt am 14. Februar 2019
Die Rendite bei häufigem Rebalancing kann man mit folgender Formel abschätzen, Kosten werden hier ignoriert:
(1 + R)^A Exp((A - A^2) / 2 V^2) - 1
R ist die Rendite und V ist die Volatilität vom Investment, A ist die Allokation zu diesem Investment, die durch häufiges (täglich) Rebalancing konstant gehalten wird. Exp(...) ist der Rebalancing-Bonus. Der Rebalancing-Bonus wird am größten, wenn die Allokation 50% ist. Allerdings wird bei 0% < A < 100% die Rendite evtl. stärker ausgebremst als der Bonus kompensieren kann. Diese Formel funktioniert auch für A < 0% (daily short) oder A > 100% (daily leverage), dann wird der Rebalancing-Bonus zu einem volatility decay.
Beispiele für eine Allokation von A = 50%, die anderen 50% sind Cash mit 0% Rendite:
- Das Investment macht 50% Verlust, ohne Rebalancing ist der Verlust im Portfolio 25% und die Allokation verschiebt sich zu 33%, mit häufigem Rebalancing erhöht sich der Verlust auf bis zu 29%.
- Das Investment macht 100% Gewinn, ohne Rebalancing ergbit sich 50% Gewinn im Portfolio und die Allokation verschiebt sich zu 67%, mit häufigem Rebalancing verringert sich der Gewinn auf bis zu 41%.
- Das Investment macht 100% Gewinn und dann 50% Verlust, ohne Rebalancing bleibt das Portfolio bei 0% Rendite und die Allokation bleibt bei 50%, mit häufigem Rebalancing ergibt sich interessanterweise fast das Gleiche, 0% Rendite allerdings plus Rebalancing-Bonus.
- Um jährlich 10% Rebalancing-Bonus zu erhalten, benötigt man ein Investment mit einer jährlichen Volatilität von 87%.
- Unter normalen Bedingungen, also ein Aktien-ETF mit ca. 15% Volatilität, würde häufiges Rebalancing einen Bonus von ca. 0,3% bringen, was vermutlich nicht reicht um die Kosten für häufiges Rebalancing zu decken.
- Ein höherer Rebalancing-Bonus ließe sich natürlich durch gute Markettiming-Entscheidungen erreichen... ;)
Julia sagt am 04. April 2019
So ganz hab ich es noch nicht verstanden (sorry bin ein Neuling). Schaue ich mir die Wertentwicklung oder die Stückzahl der ETFs an und schaue dann, ob meine Prozente noch stimmen?
Herzlichen Dank
ChrisS sagt am 20. April 2019
@ Julia
"So ganz hab ich es noch nicht verstanden (sorry bin ein Neuling). Schaue ich mir die Wertentwicklung oder die Stückzahl der ETFs an und schaue dann, ob meine Prozente noch stimmen?"
Man betrachtet den aktuellen Wert jeder einzelnen Position und setzt sie ins Verhältnis zur gesamten Depotwertsumme.
Der Wert jeder Position ist "Anzahl Anteile mal aktueller Preis".
Einfaches Beispiel, schauen wir uns ein Depot an, welches aus 2 ETFs besteht, einem MSCI World und einem MSCI EM.
- Der World-ETF kostet grad 25 € pro Anteil, und wir haben 500 Anteile im Depot, also Wert von (25 x 500) = 12.500 €
- Der EM-ETF kostet grad 50 € pro Anteil und wir haben 100 Anteile im Depot, ergibt 5.000 €.
World und EM zusammen ergibt einen Depotgesamtwert von 12.500 + 5.000 = 17.500 €.
Damit können wir nun auch wieder die prozentuale Verteilung der beiden ETFs errechnen.
- World-Anteil = 12500 / 17500 = ca 71 %
- EM-Anteil = 5000 / 17500 = ca 29 %
Sagen wir mal, der Beispielanleger hatte für sich eine 70/30-Gewichtung von World und EM festgelegt, er würde also anhand obiger Rechnung überprüfen ob das Verhältnis der beiden ETFs noch ungefähr so ist, oder schon so weit davon abweicht dass anpassende Umschichtung (also Rebalancing) notwendig wären.
In unserem Beispiel hier mit den Zahlen passt das alles einigermaßen, der Anleger muss also erstmal nichts tun. Anders wäre es wenn die Ist-Prozente zu arg vom Ziel-Soll abweichen, dann wird eben eingegriffen um die gewünschte Ausgangsgewichtung wieder herzustellen (zB. durch Verkäufe der übergewichteten Position, oder mit Fokussierung der Nachkäufe in die untergewichtete Position, die Diskussion und Rechnung spar ich dir erstmal, ist aber auch kein Hexenwerk).
Genauso kann man die Betrachtung nicht nur isoliert aufs Depot allein anwenden, sondern auch weitere Vermögenswerte mit einbeziehen.
Im Blog wird ja zB. auch oft ein Tagesgeldkonto als risikoarme Sicherheitsanlage mit empfohlen. Das übergeordnete Verhältnis von risikoreichen und risikoarmen Anlagen sollte dabei auch der persönlichen Risikotoleranz entsprechen.
Nehmen wir nochmal unser obiges Beispiel, unser Anleger hat 17.500 € an Aktienwerten im Depot. Daneben hat er zusätzlich noch ein Tagesgeldkonto mit 10.000 €. Also insgesamt 27.500 € Vermögen, verteilt auf 64 % Aktien und 36 % Tagesgeld.
Je nachdem was sein ursprünglich festgelegtes Aktien/Tagesgeld-Verhältnis sei, kann er anhand der Abweichungen nun feststellen ob er rebalancen sollte oder nicht. Wenn zB. sein Wunschverhältnis zwei Drittel Aktien und ein Drittel Tagesgeld war, dann muss er nichts machen, denn da ist die aktuelle Verteilung schon nah genug dran.
Die (unterschiedliche) Wertentwicklung der einzelnen Anlagen spielt dabei insofern eine Rolle, als dass sie ja die Gewichtungen der Anlagen untereinander verschiebt - und daher die regelmäßige Überprüfung und ggf Anpassung (Zurücksetzen auf Ausgangsverhältnisse bei zu starken Abweichungen) erfordert.
Aktien schwanken zB. viel stärker im Wert als das Tagesgeldkonto. Nehmen wir mal an es war ein sehr gutes Aktienjahr und das Depot ist um 50 % gestiegen (17.500 x 1,5 = 26,250 €), während wir für das Tagesgeld mal einfach den Nullzins annehmen und es immer noch bei 10.000 € steht.
Gesamtvermögen also 36.250 €, Verteilung Aktien 72 %, Tagesgeld 28 %. Weicht schon ein bischen mehr von der ursprünglich festgesetzten Zielverteilung (66/33) ab und würde rebalanced werden (Verkäufe der Aktien, oder Fokussierung der Sparraten nur aufs Tagesgeld).
Genauso auch wenn mal Börsencrash ist, nehmen wir an die Aktien gehen um -50 % in den Keller, also nur noch 17.500 x 0,5 = 8.750 € im Depot. Tagesgeld bleibt wie gesagt wie es ist.
Gesamtvermögen aktuell 18.750 €, verteilt auf 47 % Aktien und 53 % Tagesgeld. Zeit für Rebalancing, also vom Tagesgeld umschichten bzw vermehrt wieder Aktien zukaufen.
Das mag jetzt vielleicht für einen Neuling erstmal alles wahnsinnig kompliziert und verwirrend klingen, aber lass dich davon auch nicht mehr als nötig verunsichern.
In der konkreten Praxis geht es eigentlich nur darum, ab und zu mal zu schauen ob das Anlagenverhältnis so einigermaßen "im Soll" ist (und da gibt es auch ziemlich große Toleranzbänder, es kommt nicht auf die dritte Nachkommastelle an).
Es kommt nur selten aller paar Jahre vor, das mal wirklich was getan werden muss.
Sigi sagt am 30. September 2019
Hallo,
könnte man bei einem Sparplan nicht einfach die Ansparraten adaptieren. Wenn meine Zielvorstellung 70/30 ist bei einem 2er ETF Depot und ich 700/300 pro Monat einzahle, dann könnte ich ja für eine gewisse Zeit z.B. auf 600/400 gehen bis ich wieder in meiner Range bin.
Damit erspare ich mir alle Transaktionskosten, Steuern bei verkauf etc.
Oder übersehe ich hier etwas?
Timo sagt am 30. September 2019
Hallo Sigi,
klar, kann man genau so machen und hat die genannten Vorteile. Funktioniert aber nur bis zu einer gewissen Portfoliogröße.
In diesem Blog (https://selbst-schuld.com/etf-rebalancing-etf-sparplan/) wird das ganz nett erklärt, so dass man sich das Intervall selber überlegen kann.
ChrisS sagt am 01. Oktober 2019
@ Sigi
"Oder übersehe ich hier etwas?"
Nein nicht unbedingt, denn sowas - also nennen wirs mal das "fortlaufende kleine Rebalancing durch Fokussierung der Nachkäufe/Sparraten" - erwähnen wir eigentlich seit Jahren schon immer als Handlungsempfehlung in den Kommentaren zum Thema.
Die Finanzwesir-Artikel zum Rebalancing an sich thematisieren und beschreiben nämlich meist eigentlich erstmal nur das klassisch-bekannte "große" Rebalancing, also das "Wiederherstellen der Portfolio-Zielgewichtungen durch umschichtende Verkäufe innerhalb des Depots". Einen eigenen speziellen Artikel für die "kleine, kontinuierliche" Methode gibt es leider (noch? wär ja mal nützlich dem ganzen auch offiziell seinen Platz zu widmen) nicht, wenn überhaupt wird das manchmal nur in nem Halbsatz versteckt am Rande eines Artikels mal erwähnt, aber auch nicht weiter drauf eingegangen, jedenfalls nicht so intensiv wie das hier schon von den Kommentatoren vorgestellt und durchdiskutiert wurde.
"Wenn meine Zielvorstellung 70/30 ist bei einem 2er ETF Depot und ich 700/300 pro Monat einzahle, dann könnte ich ja für eine gewisse Zeit z.B. auf 600/400 gehen bis ich wieder in meiner Range bin."
Wenn du eh schon bereit bist die Sparraten-Verteilung ab und zu zu prüfen und ggf. abzuändern (ist ja auch nicht jeder- manche wollen wirklich einfach nur den bequemen set-it-and-forget-it Automatismus und sich danach überhaupt nicht mehr darum kümmern - denen sei zumindest gesagt das Rebalancing (innerhalb des Aktienanteils!) jetzt auch eh nicht wirklich so sehr das kriegsentscheidende Thema ist, man also nicht unbedingt "ruinöse" Nachteile erwarten muss wenn man das etwas schlampern lässt), dann kannst du sogar noch viel größere Varianzen in der Sparraten-Verteilung vornehmen. Also statt 600/400 (was ja konkret "nur" eine Verschiebung von 100€ +/- ist) gleich mal die ganzen 1000€ allein in die jeweils untergewichtete Position stecken um die wieder aufs Sollziel schneller heraufzupäppeln.
Das alles hängt aber am Ende bei der Umsetzung natürlich auch eh von der individuellen Situation ab.
Wenn die Verschiebung zwischen Soll- und Ist-Verteilung der Depotpositionen "zu klein" (subjektive Ermessenssache, aber sagen wir mal z.B. weniger als 5% +/-), "lohnt" sich der Aufwand eigentlich noch garnicht, da überhaupt schon groß aktiv zu werden.
Und auf der anderen Seite, je nach Depotvolumen, Ist-Soll-Verteilungsunterschieden und Sparratenhöhe könnten die benötigten Nachkäufe auch mal so groß werden / lange dauern, dass es (in vernünftigem Zeitrahmen) nicht mehr möglich sein würde, dass allein noch durch Nachkäufe wieder ins Lot zu bringen und man daher anfangen müsste über ein Rebalancing durch Verkaufsumschichtungen nachzudenken.
Demonstration fürs gemeinte - nehmen wir mal deine 1.000€ Sparrate. Wäre dein 70/30 Depot jetzt bspw. schon in Größenordnungen wie 500.000€ gesamt (also Soll-Verteilung 350k in ETF A, 150k in ETF B) und Beträge die aktuelle Ist-Verteilung grad (durch Kursschwankungen etc.) z.B. grad 50/50 (also A 250k / B 250k), müsstest du um wieder auf 70/30 zu kommen noch 333T € zusätzlich in ETF A reininvestieren (dann wären wir bei einer Verteilung von 583k / 250k, was wieder ugf. dem gewünschten 70/30 % entspricht).
Das würde bei einer monatl. Sparrate von 1k also 333 Monate (oder 27,5 Jahre) dauern - es liegt auf der Hand, dass das viel zu lang ist und schon ein bischen über realistischen Sinngrenzen liegt. (Und selbst das ist ja erstmal nur eine vereinfachte Modellrechnung, in der Praxis würden sich ja die Gewichtungsverhältnisse durch Börsenschwankungen auch noch immer weiter ein bissel verschieben, von daher kann man das auch eh nicht so genau, sondern nur grob sagen).
Hier würde man also eher - wenn es einem halt so wichtig ist, eine austarierte Allokation zu haben und dafür auch bereit ist (den Nutzen der Aktion also höher bewertet als den Aufwand/"Schaden") ggf. entsprechende steuerliche Konsequenzen zu tragen - ein klassisches Rebalancing durch umschichtenden Verkauf (100k vom ETF B weg und auf den ETF A drauf, dann wären wir bei 350k / 150k, was wieder 70/30 % entspricht) durchzuführen.
Man kann am Ende in der konkreten Umsetzungspraxis auch beide Methoden kombinieren, bzw. ich exerzier das ganze mal an nem Beispielanleger durch:
-
Jeden Monat steht ein bestimmter Einnahmen/Ausgaben-Überschuss (z.B. 1000€) als neue Sparrate zur Verfügung.
-
wo der nun genau hininvestiert wird, entscheidet zuerst der Blick auf die Meta-Ebene, also der Ist-Soll-Abgleich der aktuellen RK1-RK3-Verteilung. Hat ein Anleger per "-50%-Crashtest" in der Assetallokation gemäß persönlicher Risikotoleranz" mal festgelegt, dass er für seine -30% Verlusttoleranz demnach eine 40% RK1 (z.B. Tagesgeld, Anleihen, etc.) und 60% RK3 (z.B. Aktien-ETFs) Verteilung aufrechterhalten will, schaut er also wie das Verhältnis grad aktuell ist. Sollte RK1 untergewichtet sein (RK3 übergewichtet), geht das Geld also erstmal in RK1, sollte RK3 untergewichtet sein (RK1 übergewichtet), geht das Geld in RK3.
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sollte das Geld nach RK3 gehen, machen wir dann innerhalb von RK3 nochmal den selben Ist-Soll-Abgleich wie oben beschrieben. Also man schaut wie die einmal festgelegte Aktien-ETF-Verteilung (z.B. 70/30, oder 30/30/10/30, oder Wasauch/Immer) vom aktuellen Stand abweicht. Das Geld fließt dann gezielt nur in diejenige ETF-Position, die grad am meisten davon unter der Zielgewichtung hinterherhinkt, wo also der Effekt des Nachkaufs zur die Wiederherstellung der Zielgewichtung am größten ist.
- um den oben demonstrierten Sinngrenzen der Nachkauf-Methode (bei zu großem Portfoliovolumen und zu großen Abweichungen ist das mit (zu kleinen) Sparraten nicht mehr allein aufzufangen) Rechnung zu tragen, wenden wir noch folgende Regel zusätzlich an:
Wenn die konkreten Eurobeträge der Abweichungen schon so groß sind, dass sie nicht mehr in sinnvollem Zeitrahmen durch Nachkäufe aufgeholt werden können, überprüfen wir ein Rebalancing mittels Umschichtungen/Verkäufe. Wo genau diese Sinngrenzen sind, ist natürlich auch wieder individuelle Ermessenssache, aber sagen wir z.B. mal "1 Jahr" oder mehr, also wenn die Abweichungen größer als 12 mal die monatl. Sparraten sind.
Konkretes Beispiel, monatl. Sparrate sei 1000€ Euro. Das heißt, sollte es die Abweichungen zwischen Ist-Verteilung und Soll-Zielallokation (z.B. zwischen RK1 und RK3 allgemein, oder in der RK3 zwischen den Aktien-ETFs in der Allokation untereinander) größer als 12k sein, wird mit Verkäufen umschichtend rebalanced. Auch hier wieder, zuerst wird immer das RK1/RK3 Verhältnis geprüft/wiederhergestellt, und nur erst danach innerhalb des RK3 die Aktien-ETF untereinander (wenn überhaupt, also wenn die Abweichungen groß genug sind das es sich "lohnt").
Und wenn z.B. von RK3 verkauft wird, um es RK1 zuzuschlagen, wird dabei gleichzeitig natürlich auch noch innerhalb des RK3 nur von den aktuell jeweils am meisten übergewichteten Positionen bevorzugt soviel genommen wie eben nötig ist, um die ETF-Zielverteilung wieder herzustellen (analog dazu auch umgekehrt, wenn von RK1 was in RK3 umgeschichtet wird, werden damit bevorzugt die jeweils untergewichteten Positionen proportionsgemäß nachgekauft).
- daneben sorgen auch noch weitere Vernunftregeln dafür, unnötige Rebalancing-Transaktionen zu begrenzen bzw. nur dann auszulösen wenn es auch wirklich Sinn macht. Zum Beispiel eine Regel wie "Es sollten nicht mehr als 1% Kosten für eine (manuelle) Order entstehen". Bei den Konditionen der großen deutschen Standardbroker, die alle so um die 10€ als Mindestgebühren nehmen, heißt das also, wir machen keine Transaktion wenn deren Volumen weniger als 1000€ betragen würde.
Auch setzen wir uns dazu noch eher breite Toleranzbänder (wie z.B. die "5/25" Methode ala Dummerchen ), innerhalb dessen die Allokation schwanken darf, um unnötiges Umschichtungs-Rebalancing weiter so weit wie möglich zu minimieren, bzw. nur dann zu den eher seltenen Zeitpunkten auszulösen, wenn es sich auch wirklich mal "lohnt".
Soviel erstmal dazu - ich kann verstehen wenn das alles erstmal auf Neulinge/Anfänger ziemlich kompliziert und überfordernd wirkt. Dazu auch gleich als Entwarnung gesagt, es ist natürlich auch nicht wirklich nötig es genauso zu machen, also es wird schon kein kriegsentscheidend-ruinöser Unterschied werden, wenn man sich beim Anblick des ganzen eher sagt "och nö ich bleib erstmal lieber solang es geht noch beim einfachen set-it-and-forget-it automatisierten Sparplan".
Ist relativ egal - Hauptsache man bleibt beim investieren überhaupt langfristig dran, das ist eigentlich das entscheidende und nicht solche ganzen Strategiekonstruktionen hinterher noch dazu. Und das ist dann eben jeweils individuelle Typsache. Wer mit dem einfachen Sparplan schon zufrieden ist, bzw. alles weitere eher nur stört (und damit eher abbrechen würde), der soll dabei bleiben.
Und wer im Ggs. dazu eher mit dem einfachen Sparplan unzufrieden wäre (und damit eher Bauchschmerzen hätte), der soll sich eben eine zu ihm passende Vorgehensweise wie z.B. die beschriebene festlegen, vorausgesetzt natürlich er bringt eben auch die nötige Disziplin mit, das verstehen zu wollen und konsequent durchzuziehen. Ich kann da nur für mich selber reden, aber bei mir läuft das ganze eben ungefähr so wie oben beschrieben ab, und das hat sich über die Jahre auch schon so zur Routine eingeschleift, dass das ganze jeweils immer nur 5 Minuten im Monat dauert und überhaupt nicht als "Aufwand" mehr empfunden wird (im Gegenteil), aber ich kann eben auch verstehen, dass das wie gesagt nicht unbedingt die massentauglichste für Jeden geeignete Vorgehensweise ist.
Max Alpha sagt am 01. Oktober 2019
@Sigi
So ist es. Du übersiehst nichts.
(Steht sogar so im Kommer, 5. Auflage)
Gruß
Max Alpha
geoline sagt am 01. Oktober 2019
Hallo Sigi,
das ist eine legitime Herangehensweise und viele handhaben das genau so. In der Ansparphase kann man ja auch problemlos von 1000/0 bis zu 0/1000 variieren.
Wenn man nicht mehr anspart oder die monatlichen Beträge im Vergleich zum Depotvolumen nicht mehr zum Rebalancen ausreichen, kann mann dann immer noch verkaufen/kaufen.
Viele Grüße
geo
Dummerchen sagt am 01. Oktober 2019
Hallo Sigi,
nein, Du übersiehst nichts. Das kann man natürlich machen. Oder aber man passt nicht mit solchen homöopathischen Änderungen an, sondern mit 0/1000, d.h. man lässt das Geld komplett in den Bereich fließen, der die größte Abweichung vom Soll hat. Hängt natürlich alles von der Größe der Abweichung ab.
So stehe es ja auch im Fazit des Artikels: "Wenn wir frisches Geld investieren, dann immer in die am schlechtesten gelaufene Position."
Liebe Grüße
Dummerchen
ChrisS sagt am 23. August 2020
Um ein bischen dem in nem FW-Kommentar dazu gesagten (also ungefähr, dass das Depot damals über die Jahre eben so zusammengekommen ist, mit den damals vorhandenen Produkten und dem damals vorhandenen Wissenstand. Heute würde man das neu natürlich auch etwas anders, vor allem viel einfacher, aufsetzen, aber haja jetzt bleibt das halt nun auch lieber einfach mal so wie es ist und man musste sich über die Zeit auch eh erst noch abgewöhnen, immer nur weiter rumzuverschlimmbessern zu wollen) argumentativ zu veranschaulichen, hab ich mal oberflächlich das im Artikel vorgestellte Beispieldepot durch Morningstar geschickt.
Disclaimer, auch wenn vielleicht nachfolgend viele Renditezahlen kommen, soll der Sinn der Übung kein bloßer Performancevergleich sein, oder es im Kern um einzelne Portfoliokritik gehen. Das gepostete Depot ist nur ein gegebener Anlass, an einem vorhandenen praktischen Beispiel allgemein grundsätzliche Erkenntnisse (insbesondere eben, dass "mehr nicht immer auch automatisch besser" ist, und dass sich manche früher für vorteilhafter gehaltenen Nischenverkomplizierungen längerfristig oft auch als eher suboptimal herausstellen können) anschaulich zu illustrieren. Also nur damit man es nicht falsch versteht ;-) Es ist ja ansonsten eines der eher angenehmen Dinge an diesem Blog, dass es sich recht wenig bis garnicht um das private Portfolio des Autors dreht (welches sich ja auch eh in der Praxis unterschiedlich von diesen einfachen virtuellen Backtests entwickeln kann/wird), oder gar irgendein Anspruch verfolgt werden würde, man hätte damit das "optimale" Portfolio gefunden was jetzt jedem so zur Nachahmung empfohlen werden würde, eher im Gegenteil. Mit solcherlei einfachen Musterdepotvorschlägen zum blinden Kopieren erreicht man ja auch eigentlich eh nicht wirklich das was man beim Leser bewirken will, also ihnen die Fähigkeiten und das nötige Wissen zu vermitteln, sich ihr eigenes zu ihnen passende Depot selbst zusammenzubauen, worum es hier ja eigentlich eher hauptsächlich geht...
Also soviel dazu gesagt, fangen wir dann ansonsten mal mit dem naheliegendsten an.
Chartvergleich des Portfolios mit einigen Index-Benchmarks, Start ab Veröffentlichungsdatum des Artikels Ende 2014 . Das Beispielportfolio besteht ja aus 70 % verschiedener Aktien-ETFs und 30 % verschiedener Anleihe-ETFs. Zur Illustration sind einige Morningstar-Benchmarkindizes mit dazu beigefügt. Einmal natürlich ein simpler 100 % Weltaktien-Index (hier zum Beispiel MSCI ACWI), dann dazu noch drei Morningstar "Kategorie"-Indizes (mit denen u.a. auch offensive/ausgewogene/defensive Mischfonds gebenchmarkt werden) zum Vergleich, also einmal ein Misch-Index, welcher aus 75 % Weltaktienindex und zu 25 % aus einem Referenzindex für Euro Staats- u. Unternehmensanleihen besteht, einmal ein 50/50 Mischindex, und schließlich ein 25/75 Aktien/Anleihe-Mischindex. Die sollen stellvertretend für die "simplen" Selbstmachlösungen stehen, denn sie sind ja für jeden leicht nachzubauen (für den Weltaktienindex nimmt man einen ETF wie auf MSCI ACWI oder FTSE All-World, für die Anleihen einen ETF auf Euro Aggregate Bonds, mehr braucht es dazu also eigentlich nicht (wenn man nicht noch z.B. an der jeweiligen Industrie/Schwellenländergewichtung einzeln herumtarieren will, dann nimmt man halt World und EM).
Der Vollständigkeit halber sind nun noch einige weitere Zeitfenster nachgereicht.
Vergleich Beispieldepot und Benchmarkindizes über 10 Jahre
Vergleich Beispieldepot und Benchmarkindizes über 5 Jahre
Vergleich Beispieldepot und Benchmarkindizes über 3 Jahre
Vergleich Beispieldepot und Benchmarkindizes über 1 Jahr
welche aber eigentlich nur das Schema für dahingehend unbedingt Interessierte abrunden sollen, da es, gerade je kürzerfristiger man schaut, ja sowieso eh nur immer irrelevanter wird.
Das ganze zum Abschluss noch in einer Tabelle mit den konkreten Renditezahlen zum Vergleichen dargestellt.
Vergleich Beispieldepot und Benchmarkindizes - Renditetabelle
Besprechung der Daten - das "komplexe" Beispieldepot (komplex insofern, als dass diesem 9-ETF Portfolio eine einfaches 1- oder 2-Produkt (Index-) Benchmark gegenübergestellt wird) mit einem Aktienanteil von 70 % / Anleihe-Anteil 30 %, wird von einem einfachen 50/50 gewichteten 2er Depot (wie gesagt, es reichen dafür schon ein Produkt für Weltaktien und eins für Euro-Anleihen) über alle diese beobachteten Zeiträume geschlagen. Die (naheliegendste, da das Beispieldepot ja auch 70/30 ist) Vergleichsvariante des 75/25-Aktien/Anleihen-Indexbenchmark schlägt das Depot noch viel deutlicher. Und der 100 % Weltaktien-Index sowieso, aber das ist ja relativ trivial. Und selbst die eigentlich viel "defensivere" 25/75 Aktien/Anleihen-Indexbenchmark liefert eine Performance, die langfristig mit dem Beispieldepot durchaus vergleichbar und kürzerfristig stellenweise sogar besser ist. Gerade letzteres drängt natürlich die Frage auf, wie das eigentlich sein kann bzw. was da wohl "schiefgelaufen" ist, wenn denn schon selbst ein Portfolio mit eigentlich "nur" 25 % Aktienanteil mit einem Portfolio mithalten kann welches doch eigentlich 70 % Aktienanteil hat.
Das würde ja bedeuten man hätte eine vergleichbare Rendite auch mit viel weniger dafür auszuhaltendem Risiko erreichen können (achja, Risikokennzahlen wie Vola oder Drawdowns hab ich jetzt dazu nicht auch noch extra mit protokolliert, aber da kann sich ja jeder aus einer Augenmaßbetrachtung der Charts einen entsprechenden eigenen Eindruck zur Bestätigung verschaffen), oder eben andersrum ausgedrückt, für die Risiken, die man im Beispieldepot eingangen ist (Disclaimer, natürlich spielt da auch etwas Zeitpunktszufälligkeit von wegen aktueller Corona-Knick mit rein grad, aber gewisse performancebremsende Faktoren gab es darüber hinaus ja schon längerfristig), wurde man in den betrachteten Zeitpunkten auch nicht unbedingt durch eine "entsprechende" Rendite dadurch adäquat "belohnt".
Wenn wir uns mal auf die Suche nach "Ursachen-Forschung" begeben, also welche zusätzlichen "Risiken" (i.S.v. Abweichungen zur einfachen Index-Benchmark) eingegangen wurden, fallen einem natürlich sofort die mittlerweile "üblichen Verdächtigen" ins Auge. Ohne jetzt gleich eine richtig ernsthafte einzelne Komponenten-Performanceattributionsanalyse (also welche Depot-Position hat wieviel Anteil an Out/Unterperformance-Prozenten des Portfolios gegenüber der Benchmarkrendite beigesteuert) daraus zu machen, reicht schon die schnelle Erwähnung des Offensichtlichen. Es besteht in der Regionengewichtung eine gewisse Verschiebung gegenüber dem World hin zu, damals zwar verbreiteten, für die Zwischenzeit seitdem aber leider eben etwas nachteiligeren "Empfehlungen". Konkret, Europa leicht und vor allem die EMs übergewichtet, Amerika demgegenüber etwas untergewichtet - was sich für diesen Zeitraum eben soweit als das genau umgedreht richtige erwiesen hat (aber haja, wir wissen natürlich auch alle warum und woher diese Ideen dazu kommen, also auf den "BIP-Trip" im allgemeinen und die Europa-Übergewichtung im speziellen ("weil man ja schließlich doch hier lebt, ist doch einleuchtend!" sind damals bestimmt auch eh nicht wenige Andere genauso mit aufgesessen).
Ansonsten kann man auch noch in gewissen einzelnen produktstrategischen Spezifikas gewisse Performancebremser verorten, z.B. dass der US-Dividenden ETF lieber durch einen besser performenden einfachen US-Breitmarkt-ETF ersetzt werden könnte (wenn überhaupt noch so ein Länderfokus gewünscht ist), genauso wie auch der Europa Smallcap ETF einen einfachen MSCI World unterperformte und damit den Beitrag seiner Hinzufügung erstmal nicht unbedingt gerechtfertigt hatte. Aber wie gesagt, wir wissen ja was damit eigentlich "gedacht" war. Kommer sagte damals Value und Smallcap, und wir kleinen Würstchen wussten es ja auch nicht besser, also rein damit, bzw. in Ermangelung "echter" Value-ETFs zu der Zeit hat man sich auch noch behelfsmäßig über den Proxy eines Dividenden-ETFs dazu bedient (hat ja selbst Kommer in seinen älteren Buchauflagen auch so gemacht). Wäre heute so alles vielleicht auch nicht mehr unbedingt die erste Wahl, aber hey, wer weiß ja wie ob in Zukunft vielleicht auch mal wieder bessere Phasen für solche Modelle kommen.
Zum Anleihe-Anteil danach etwas weniger Worte, auch hier wieder im Grunde dasselbe "Problem" - all die Mehr-Hinzufügungen hatten nicht unbedingt einen Mehr-Nutzen gehabt. Im Endeffekt hätte man auch einfach für alles genauso nur einen einzigen breiten Referenzindex-ETF nehmen können wie z.B. einen einfachen Euro Aggregate Bond ETF o.ä. . Der hätte dann am Ende relativ die selbe bzw. sogar noch eine etwas bessere langfristige Rendite gehabt wie der aus 4 verschiedenen ETFs zusammengesetzte Anleiheanteil. Wie so oft, simple is best.
Fassen wir also für die Leser die aus dem ganzen mitzunehmenden "Lehren" nochmal zusammen. Es geht ja wie gesagt eigentlich garnicht darum, speziell nur dass Depot des FW als Einzelnen zu "kritisieren" oder "verbessern zu wollen" (hat er ja weder das Bedürfnis dazu, noch danach gefragt, zumal man auch davon ausgehen kann dass er selbst am besten weiß was zu ihm passt, wenn er was ändern wollen würde), sondern an diesem Beispiel (im Grunde muss er also jetzt nur mal zufällig dafür herhalten, weil es halt ein gepostetes Depot ist. Man hätte dasselbe Prinzip auch an irgendwelchen anderen Depots durchspielen können, aber haja) zur Anschauung gestellt die möglichen Fallstricke zu demonstrieren, mit denen ja im Endeffekt jeder Anleger, gerade insbesondere auch Anfänger und Einsteiger (also die Hauptzielgruppe hier), lernen muss umgehen zu können. Und dazu muss man ja nicht erst selbst die Fehler machen, man kann auch von den gewachsenen Erfahrungen anderer das gleiche lernen.
Zwischenfazit für die Leser also soweit, es bestätigt sich halt wie allzuoft - "einfacher" ist meist auch irgendwie doch "besser". Nicht nur weil Einfachheit schon operativ eine nicht zu verachtende Qualität an sich ist, nein auch in der Ergebnisqualität schneidet es oft genug besser ab. Die Verlockungen der Komplexität (also ein allzu naives Verständnis von "mehr (Depotpositionen etc.) ist doch immer automatisch besser") muss man sich wohl doch meist erst noch abgewöhnen, gerade wenn damit eigentlich nur der eigene Verschlimmbesserungstrieb gefüttert wird ("wie, ein Depot mit nur 2 ETFs soll schon reichen? Nein das ist doch viel zu einfach, das kann doch garnicht funktionieren?! Ich tüftel mir da lieber noch was ganz ausgefuchstes dazu aus, mit dem ich doch bestimmt besser abschneiden werde, denn es kann doch nicht etwa sein das meine tolle Mehrarbeit dafür umsonst wär?!").
Je weiter man sich von einer soliden, einfachen Kernbasis entfernt, umso mehr erhöhen sich auch die Stellen (also Anzahl Depotpositionen), an denen Fehlerpotentiale einzug halten können, und da erinnert man sich lieber wieder nochmal an die gute alte russische Konstruktionsschule: "was nicht vorhanden ist, kann auch nicht kaputtgehen". Es ist ja wie gesagt auch nicht so, dass das Beispieldepot nur von irgendwelchen willkürlich gewählten turbogepimpten Nischen/Spezial-Benchmarks geschlagen worden wäre, es wurde ja nicht mit einem Nasdaq o.ä. verglichen was tatsächlich relativ irrelevant wär, sondern schon das simpelste grundlegende "Minimalportfolio" (nur ein Weltaktienindex, plus evtl. Euroanleihen je nach Risikotoleranz dazugemischt, wahrlich kein besonders ausgetüfteltes hochkomplexes unbekanntes Hexenwerk) besser performte.
Man muss sich also immer eine gewisse Skepsis gegenüber allen sonst angetragenen Ideen, die von sich versprechen, es damit "besser als der Markt" machen zu können, übrig behalten, und es sich nicht zu leicht machen, jedesmal zu einfach auf was aufzuspringen, nur weils beispielsweise mal Autoritätsperson XY so gesagt hat, oder weil es in virtuellen Rückrechnungen vielleicht noch ganz toll aussah (klar, man kann es ja gern noch trotzdem machen, aber dann wenigstens mit begründeteren Überzeugungen). Wie gesagt, so BIP-Gewichtungsspielchen haben wohl auch viele Andere mit übernommen, war halt die einflussreiche Empfehlung damals, und all deren Portfolios haben in den hier beobachteten Zeiträumen daher ähnliche Probleme mit gehabt (ist also wie gesagt nichts außergewöhnliches, womit man jetzt nun nur auf einen Einzigen zeigen müsste, und haja wie bei allem gilt natürlich auch dass das auch viel Phasensache ist und nichts für die Zukunft damit ewig abgeschlossen). Faktor-Produkte sind da als weiteres Beispiel auch so eine Sache, bei denen noch genügend Fragezeichen dazu bestehen (haja, zumindest denen gegenüber ist der Wesir ja jedenfalls auch nicht mehr so aufgesprungen, sondern war die Meinung in seinen Artikeln dazu dann schon eher zurückhaltender dazu. Natürlich, ein verbleibender Teil Rest-Ironie ist, dass einige der im Beispieldepot gehaltenen ETFs ja auch gewissen Definitionen nach schon "Faktor-Produkte" sind, aber tjaja was solls). Oder was als nächste vermeintliche Verbesserung an Neuem demnächst so versucht wird euch weiszumachen, keine Ahnung vielleicht diesmal Alphafonds oder so, wie gesagt, man ist oft besser beraten wenn man sich seine Skepsis behält und aus dem einfachen Basisportfolio nicht allzu vorschnell eine meist doch unnötige Verkomplizierung macht weil irgendwelche angeblichen Verbesserungen damit locken.
Naja, jedenfalls wie gesagt, auf diese Erkenntnis ist ja auch der Wesir selbst schon längst gestoßen, empfiehlt er ja selber den Anfängern und Einsteigern in den Artikeln zum Depotaufbau (bzw. eher Depotentrümpelung), wie z.B. hier , hier und hier , die gleiche Predigt von der besseren Einfachheit des Basisportfolios, und gibt offen zu dass er das zu seinen Zeiten selbst noch nicht so praktiziert hat, wie er's jetzt Anderen sagt oder selbst stattdessen neu machen würde, sondern das erst durch Erfahrungen so reifen musste. Und das er aber jetzt auf der anderen Seite aber auch eh nicht mehr groß an dem Depot weiter was neu umbauen will, natürlich weil er das jetzt eben auch so konsequent bis zum Schluss durchziehen will ohne noch weiter herumzudoktern, was ab ner gewissen Sinngrenze ja eben realpraktisch auch wieder seine eigenen Nachteile hätte (insb. wenn das Depot schon genügend alt und groß ist, sich also darin entsprechende Gewinne angehäuft haben, würde eine Komplettumschichtung u.U. irgendwann gerade steuermäßig so "teuer", dass durch das davon abgehende Kapital ein Nachteil entstünde, der die eventuellen Renditevorteile des neuen Portfolios über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg noch übersteigt (i.e. solange es eben bräuchte, bis das neue Depot durch seine höhere Rendite den Startnachteil (Steuerverlust beim Umschichten) wieder aufgeholt hätte), und da kann ich auch aus eigener Erfahrung mehr als nachvollziehen (als jemand, der ja auch nicht erst nur seit vorgestern anlegt), dass man beim Anblick der Zahlen dahingehend so manche im Prinzip zwar gute Idee dann doch realpraktisch lieber bleiben lässt und sein bisheriges Ding einfach weiter durchzieht.
Ansonsten bestünde ja auch noch die Möglichkeit, wenigstens parallel dazu ein zweites neues Depot mit aufzumachen (nicht unbedingt zum Übertragen, sondern eher um darin halt neue ETFs, z.B. eben die Kombi, die man stattdessen jetzt lieber umsetzen wollen würde, anzusparen), hätte einerseits den Vorteil wie hier ja auch schon manchmal beschrieben, sich damit eine "Kursgewinnleiter" für die spätere Entsparphase anzulegen, um so etwas mehr Einfluss auf die FIFO / steuerliche Gestaltung zu bekommen, und andererseits könnte man ja bei nem neuen Broker auch von etwas besseren Konditionen profitieren. Aber das ist auch wieder persönliche Typsache, es gibt ja auch genug Menschen, die ein weiteres neues Depot eher nur vor allem als unnötigen Mehr-"Aufwand" und länstige Störung eingeschleifter Abläufe empfinden, und sich mit "if it ain't broke, don't fix it" lieber bei dem bekannt/bewährten bleiben. Oder zweitens, wie es vielleicht auch manchmal in einigen FW-Kommentaren dazu durchklang, vielleicht noch zuviel Misstrauen / evtl. "Vorurteile", gegen die neueren "Discount-Broker" bestehen (ich überspitze mal das vom 02.01.15 hier; dass diese Billigheimer dann doch bestimmt bei der Administration sparen und man sich Sorgen um die Qualität der Abwicklung und Bereitstellung seiner Unterlagen machen müsste, und unklar sei wie dieses Günstigsein-Geschäftsmodell doch überhaupt eh langfristig auf dauer funktionieren soll, also nicht dass der Broker dann eh allzubald auch nur wieder geschlossen werden würde, etc.).
Naja, vielleicht hat sich diese Einstellung seit damals über die Jahre mit weiteren Erfahrungen etwas verändert/abgebaut, aber hey ansonsten werf' ich auch nochmal meinen Hut in den Ring, als jemand der ja auch seine alten Hauptdepots bei den bekannten großen Standardbrokern hierzulande hat, aber vor einiger Zeit noch ein weiteres neues Nebendepot beim Smartbroker aufgemacht hat. Im Gegensatz zu manch anderen neuen Billigbrokern ist der "vollwertig", insofern als das man da nicht nur über ne Handy-App rankann sondern es für uns altmodische Säcke auch noch ne Weboberfläche gibt, und auch alle relevanten Börsenhandelsplätze verfügbar sind (man also nicht, wie bei manch anderen, nur an einzelne "Partner" gebunden ist). Die Brokergebühr für nen Handel sind 4 Euro flat (also auch nicht, wie bei den Standardbrokern, noch mit eingebauten volumenabhängigen Anteil), über Börsen wie Xetra etc gibts zwar natürlich noch deren umsatzprozentuale Kommissionen mit, aber dafür kann der Broker ja nix, zumal man eh auch über andere Handelsplätze wie Tradegate, die sowas nicht haben, handeln kann, dann sinds eben wirklich nur 4 Euro glatt immer, egal für wieviel zehntausende Euros man dabei ETFs kauft. Es gibt darüber hinaus zwar noch einige "Aktionen" (0 Euro Gebühren bei Kauf über Börse gettex, 1 Euro bei Direkthandel L&S), aber da muss man stellenweise natürlich auch ein bischen die Liquidität mit beachten und schauen ob sich das auch nach den eventuell ungünstigeren Geld/Brief-Kursen noch rechnet. Ansonsten, haja, kann mich jedenfalls soweit nicht beschweren, vermisse nichts was ich bräuchte, und läuft alles ohne nennenswerte Probleme (so Geschmacksfragen wie "och mir gefällt aber der Webseiten-Aufbau nicht unbedingt so ideal" mal außen vor, sind ja eh nur individuell typabhängig), aber ich bin da ja auch nur ein relativ anspruchsloser Typ (nur simples B&H Standard-ETF Depot, was komplizierteres mach ich dort ja auch nicht), also kann nicht beurteilen wie zufrieden irgendwelche Nischensachen-Daytrader damit wären. Achja, und was die "Seriösität" angeht, im Backend läuft die Abwicklung hintergründig über den B2B-Broker der DAB/BNP-Paribas, auf den Smartbroker ja eigentlich nur noch sein Frontdesign vorgeschaltet hat. Besteht also über die "Mutter" auch ein bischen Zusammenhang mit Consors, lol. Und da die kein "Freunde werben"-Programm am laufen haben, müsste ich mir auch nicht vorwerfen lassen, mein Vorschlag sich den mal eventuell vielleicht genauer anzusehen käme nur weil ich damit Affiliates einheimsen wollen würde :-D
Ansonsten, haja, bin ich nämlich auch erstmal ein bischen gestolpert über die im Artikel genannten Handelskosten-Zahlen. Dass neun Transaktionen ca 450 Euro (dh um die 50 Euro einzeln), oder eine Transaktion schon 69 Euro kosten würden, da war ich auch erstmal etwas stutzig ob der Wesir nicht etwa doch noch bei alten Filialbank im Schaltergeschäft solche Preise bezahlt. Aber nach etwas Nachdenken und Rekalibrierung des Referenzrahmens wurde natürlich klarer, dass das ganze einfach nur was mit den entsprechenden Sphären, in denen man sich bewegt, zu tun hat. Also wenn man mal ins Consors-Preisverzeichnis schaut (standardmäßig 4,95 Euro Grundgebühr plus 0,25 % vom Transaktionsvolumen, gedeckelt bei den erwähnten 69 Euro dann), kann man sich ja auch ausrechnen, dass es hiermit um Ordergrößen mindestens im 25.000 - 30.000 Euro Bereich geht, die hier bewegt werden sollen um solche Gebührenbeträge zu erzeugen.
Und wenn man sich dann noch daran erinnert, dass dies ja eigentlich nur die plus minus 0,5~2 Prozent Abweichungen der Positionen vom SOLL-IST sind, die zum Rebalancing da umhergeschoben werden sollen, könnte man sich damit ja im Umkehrschluss noch ein Gefühl für die Größenordnung des Gesamtdepots näherungsweise heranrechnen.... und tja, haja, dann erinnert man sich auch wieder daran, was der Wesir an anderen Stellen auch oft gern dazu sagt, also dass es bei nem ETF-Portfolio zuallererst eigentlich hpts. immer nur darum geht, damit "nicht arm zu sterben". Und das relativiert dann auch wieder um einiges runter all diese Vergleiche mit den Benchmarks oder den Zwang von Notwendigkeiten da noch groß weiter was zu verändern/verbessern, denn das wichtigste hat er mit dem Portfolio, ganz egal wie das nun im einzelnen noch performt, ja im Prinzip schon längst erfüllt/erreicht: "arm sterben" wird er, so oder so, eh sicher nicht. ;-) Von daher, eigentlich auch wieder egal, und alles richtig gemacht :-)
CarstenP sagt am 25. August 2020
Oder was als nächste vermeintliche Verbesserung an Neuem demnächst so versucht wird euch weiszumachen, keine Ahnung vielleicht diesmal Alphafonds oder so, wie gesagt, man ist oft besser beraten wenn man sich seine Skepsis behält und aus dem einfachen Basisportfolio nicht allzu vorschnell eine meist doch unnötige Verkomplizierung macht weil irgendwelche angeblichen Verbesserungen damit locken.
Schön gesagt, meine Skepsis hat mich bisher z.B. von Rohstoffinvestments, BIP-Gewichtung und Smart Beta glücklicherweise abgehalten. Das Nächste, auf was ich verzichten werde, sind Alphafonds und sonstiger alternativer Investment Quatsch. Es ist aber gar nicht so einfach all diesen vermeintlichen Portfolio-Verbesserungen zu widerstehen und sein Portfolio nicht zu verschlimmbessern.
There seems to be some perverse human characteristic that likes to make easy things difficult. (Warren Buffett).
Beim Investieren liefert mehr Aufwand/mehr Wissen/mehr Komplexität eben nicht zwangsläufig bessere Ergebnisse als ein simples Basisportfolio, das ist halt widersprüchlich zu anderen Lebensbereichen.
Joerg sagt am 25. August 2020
Danke für den interessanten Beitrag, ChrisS,
eine unwichtige Detail-Frage: der geringe Abstand (Vorsprung) vom MSCI ACWI NR USD gegenüber den Mischindices mit Anleihen kommt mir spanisch vor (https://imgur.com/a/TYzLWrP).
Immerhin ca. nur 23.075,55 (ACWI) - 22.055,78 (75/25) = 1.019,77 Vorsprung (4,62% insgesamt) in 9,6 Jahren also weniger als ca 0,5% p.a.???
Nun habe ich keine Quellen-Angaben gefunden, aber könnte es sein, dass der geringe Vorsprung im ACWI daher rührt, dass die Mischindices entweder ganz auf EUR lauten oder aber EUR und USD zusammengemischt wurden (ohne jeweils erst alles [Anleihen und Aktien] in USD zu konvertieren)?
LG
Joerg
ChrisS sagt am 26. August 2020
@ Joerg
Wenn du bei Morningstar auf eine entsprechende Produktseite gehst, kannst du dir das genauer ansehen.
Beispiel Aktienindex, obwohl der Index zwar MSCI ACWI NR USD heißt, solang irgendwo rechts oben o.ä. auf der Webseiteneinstellung die Währungseinheit Euro eingestellt ist (für deutsche Besucher, soweit nichts anderes angegeben, auch eigentlich Standard), wird das schon richtig umgerechnet, damit gleiches mit gleichem verglichen wird.
Gehen wir dann auf eine entsprechende Produktseite, z.B. vom SPDR MSCI ACWI ETF , sehen wir, dass der in Euro angezeigte ETF seinem (auch in Euro angezeigten Index, ja obwohl der eigentlich USD im Namen hat) ziemlich gleich folgt, natürlich abzüglich gewisser Schwankungen, die aber eher mit handelsüblichen Trackingdifferenzen zu tun haben als denn mit irgendwelchen Währungsvertauschungen (da wären die Abweichungen auch viel größer).
Beim Mischindex ist es genauso, z.B. kann man sich auf der Produktseite des iShares Euro Aggregate Bond ETF ansehen, dass der den verwendeten Referenzindex BBgBarc Euro Aggregate Bonds folgt, abzüglich natürlich des üblichen etwas Schwunds. Kurze Gegenprobe: ein US-Anleihen ETF wie der iShares US Aggregate Bond ETF , welcher in Euro angezeigt wird, bildet seinen Referenzindex (BBgBarc US Agg Bond USD) auch genauso gut genug ab, also kann man davon ausgehen, dass obwohl bei dem Index "USD" mit dazusteht, das für uns schon alles beides richtig verrechnet wurde, der ETF und der Index, also die tatsächliche Performance für uns Euro-Anleger angezeigt wird. Wie gesagt, ein paar Abweichungen gibts zwar, aber das ist halt TD, keine Währungsvertauschung (da wäre die Abweichung viel größer).
Zum Schluss hatte ich dann auch nochmal nachgeschaut, wie die Morningstar Kategorieindizes (75/25 , 50/50, 25/75 Weltaktien und Euroanleihen) sich gegenüber Portfolien verhalten, welche sie möglichst exakt abbilden sollen (um zu schauen ob da was eklatant aus der Reihe tanzt). Also auch noch drei Portfolios erstellt mit entsprechenden ETFs (SPDR MSCI ACWI ETF und iShares Euro Aggregate Bond ETF) in den selben drei Gewichtungungen, verglichen ab (Auflage des SPDR ETFs) 06/2011. Ergebnis, die Portfolios folgen weitestgehend der Entwicklung der Kategorieindizes, allerdings auch wie immer mit etwas Schwund (ca. 0,2 ~ 0,4 % p.a., grob über den Daumen gepeilt), was sich natürlich je längerfristiger man schaut in einen gewissen Rückstand auswirkt. Einige Vermutungen dazu, die ich aber auch nicht weiter nachprüfen konnte:
In den Kategorieindizes ist ja immer von "Cat X% Barclays EurAgg TR & Y% FTSE Wld TR" die Rede, also Total Return, während die ETFs ja üblicherweise auf Net Return laufen. Neben der offensichtlichen TER-Differenz zwischen konkretem ETF-Portfolio und kostenlosem Index, kann das ja auch noch einige Basispunkte p.a. mit runterhobeln und langfristig einen gewissen Abstand erzeugen.
Es wird bei den Kategorieindizes auch immer nur von einem "FTSE World" geredet. Ich habe trotz etwas googeln auch noch nichts abschließendes herausfinden können, ob damit nun konkret eigentlich der "FTSE All-World" (dann passt ja der MSCI ACWI als Analog) oder nur der "FTSE Developed-World" gemeint ist (dann baut man die Portfolios lieber mit dem MSCI World als direkteren Vergleich). Ersteres würde zwar mehr Sinn machen, aber falls es doch letzteres ist, könnte das auch noch einen gewissen Teil des Rückstandes der (ACWI)-ETF Portfolios erklären (da der World in den letzten 10 Jahren ein bischen besser gelaufen ist als der ACWI (höherer US-Anteil, geringerer EM-Anteil)).
Schlussendlich mag es z.B. auch noch gewisse Unterschiede darin geben, wie das Rebalancing in den Kategorieindizes vs den eingegebenen Portfolios gehandhabt wird. Die Kategorieindizes könnten z.B. einfach täglich resettet werden, während das bei den konkreten ETF-Portfolios nur monatlich geschieht. Mag vielleicht alles nur Kleinvieh sein, könnte sich aber über die Jahre auch zu Wertentwicklungsdifferenzen aufkumulieren, die dann schon wieder wahrnehmbar sind.
Also ja, konkrete ETF-Portfolios hätten sicher auch noch etwas geringere Renditezahlen als die bei Morningstar verwendeten Kategorie-Indizes, was aber nicht unbedingt daran liegen muss, dass hier bei den Währungen was nicht stimmt, sondern nur schon wegen der eher üblichen Schwund-Faktoren wie oben aufgezählt. Wie gesagt, meine Gegenprobe mit analogen ETF-Portfolios vs ihren Kategorieindizes ergab für längerfristige Zeiträume eine Differenz nach unten, die sich irgendwo so im 0,2 ~ 0,4 % pa. Bereich ausmittelt (kürzerfristig kann es auch etwas größere Differenzen geben, aber das ist dann eher mehr zufälliges Marktrauschen, je kürzer man schaut, welches sich erst langfristig einigermaßen stabil auf die genannte, relativ konstante Performancedifferenz dann ausmittelt).
Warum ich nicht gleich statt mit Indizes das Beispielportfolio mit ebenso konkreten ETF-Portfolios verglichen hab? Geht leider bei Morningstar nicht so schön übersichtlich :-( Man kann nur jeweils ein Portfolio einzeln erstellen, und kann sich dann im Chartvergleich auch nur die zur Verfügung gestellten Benchmark-Indizes mit drüberlegen, und eben nicht querzugreifen und auch noch einen Kursverlauf von anderen ETF-Portfolios die man auch noch erstellt hat dazu eingefügt mit anzeigen. Also wie gesagt, zur kompletten Praxistauglichkeit gibt man den Indexrenditen dann eben auch noch einen kleinen Abschlag in erwähnter Höhe mit. Das relativiert die Sache ein bischen, aber auch nicht so sehr, dass die allgemeinen Grundfazits (bzgl. Vorteile der Einfachheit etc.) dadurch komplett konterkariert würden. Ansonsten, wenn jemand noch ein besseres Portfolio-Backtest/Vergleichstool für solche Zwecke kennt, Empfehlungen gern!
Immerhin ca. nur 23.075,55 (ACWI) - 22.055,78 (75/25) = 1.019,77 Vorsprung (4,62% insgesamt) in 9,6 Jahren also weniger als ca 0,5% p.a.???
Um da ein bischen die Fehlerpotentiale auszuschalten, und deine Verwunderung, warum das 100 % Aktienportfolio/Index doch nur so einen "geringen" Vorsprung gegenüber dem 75/25 Aktien/Anleihen-Portfolio hat, zu erklären, hab ich jetzt nochmal zwei konkrete entsprechende ETF-Portfolios eingegeben (einmal 100% SPDR MSCI ACWI ETF, einmal 75% SPDR ACWI / 25% iShares Euro Agg Bond ETF), um damit wirklich nur "gleiches mit gleichem" zu vergleichen, damit also keine vermeintlichen Störeinflüsse wie vielleicht gedacht Währungsfehlerchen oder sonstwas reinfunken können.
Startzeitpunkt ab Auflage des SPDR ETFs, also da bei Morningstar nur Monatsultimo, ab 31/05/2011 (daher natürlich auch teilweise leicht andere Werte als noch bei der ersten Untersuchung oben), bis eben 31/07/2020
Performance Portfolio 1 (100% SPDR MSCI ACWI ETF, ab 31/05/2011)
Performance Portfolio 2 (75% SPDR MSCI ACWI ETF / 25% iShares Euro Aggregate Bond ETF, ab 31/05/2011)
Tabelle zum einfachen Zahlenvergleich
Ich vermute mal du wunderst dich, dass das 100% Aktien-Portfolio "nur" einen so geringen Vorteil gegenüber dem 75% Aktien-Portfolio hat, weil es schon prinzipiell dem eigentlichen Grundsatz "mehr Aktien = viel besser" etwas widerspricht? Und deshalb eher der Verdacht entsteht, hier stimmt was nicht, weil die Zahlen nicht so sind wie sie eigentlich sein "müssten"?
Ich kann dich insofern ja "beruhigen", mehr Aktien bringt auch mehr Rendite - dass das 100% Portfolio und das 75% Portfolio mal (aktuell, für den betrachteten Zeitraum) so für deinen Geschmack "zu nahe" zusammenliegen, hat eigentlich eher mehr nur mit bestimmten zeitpunktsspezifischen Dingen zu tun, anstatt damit dass dieses allgemeine Grundgesetz nun nicht mehr so richtig gelten würde oder grobe Schnitzer die Rechnung total umdrehen würden.
Zum Startzeitpunkt Mitte 2011 gabs ja auch gleichmal die Eurokrise, welche dem reinen Aktienindexverlauf gleich zu Beginn einen Knick verpassten, den die Mischindexportfolios mt Anleihen etwas abgefederter durchgingen, von daher hatte dieser einen entsprechenden "Rückstand" aufzuholen (mal fix provisorisch nachgeschaut, der Wertstand des 100 % Aktienportfolios lag erst ca. 2 Jahre später wieder über dem Wertstand des 75/25 Portfolios, was also schonmal ein bischen "verlorene Zeit" war).
Die Börsenwackler von mitte 2015 bis mitte 16 hat das Portfolio mit Anleihen auch etwas leicht besser durchgangen als das reine Aktienportfolio, und haja auch aktuell wegen dem Corona-Knick, welcher an dem Portfolio mit Anleihen etwas geringer verlief und daher auch da noch ein bischen Renditevorsprung grad im 1-J Verlauf vorliegt, hat das reine Aktienportfolio noch nicht den Ausmaß der Überrendite, den man sich vielleicht noch in einer ungesehenen Vogelperspektive davon "erhofft" hat. Das sind zwar alles im Einzelnen nur relativ kleine Sachen, aber kumulieren sich halt über die Laufzeit.
Ganz langfristig, also über Jahrzehnte weiter gedacht, sollte sich der Vorsprung aber natürlich auch schon deutlicher zeigen, und irgendwann auf das entsprechende Delta von Weltaktien-Durchschnittsrendite (z.B. 7 % pa) und Anleihen-Durchschnittsrendite (3% pa? für die Zukunft ja eher weniger), also vielleicht so 4~5 % pa für volle Aktien vs volle Anleihen (entsprechend, 1 % Renditeunterschied für 75/25; 2 % für 50/50, usw. für die weiteren Portfoliomischungen) einpendeln. Wäre ja blöd wenn nicht, schließlich hab ich ja auch ne sehr hohe Aktienquote, von der ich mir das ja so erwarte :-D
Kannst ja ansonsten mal z.B. auch genauso willkürlich (ist ja eh nur zur Illustration) den Start-Endzeitpunkt der Vergleichsuntersuchung auf 31/12/2011 und 31/12/2019 legen, um also die beiden Knicke gleich zu Anfang und zu Schluss, welche den 100 % Aktien etwas die Langfristrendite ggü 75/25 versauern, spaßeshalber einfach rauszuschneiden. Dann liegt nämlich die pa-Rendite für diesen 8-Jahreszeitraum bei 12,51 % für 100 % Aktien und bei 10,58 % für das 75/25 Aktien/Anleihen Portfolio, also eine Minderung der Aktienrendite um ca. 15 %, was auch ungefähr im Bereich des "erwarteten" liegt wenn man seinen Aktienanteil um 25% reduziert (warum es nicht die vollen 25% weniger sind, liegt wohl daran dass natürlich auch die Anleihen selber einen, zwar natürlich nur kleineren aber immerhin, Renditebeitrag mit dazugeleistet haben (EuroAgg Rendite für diesen 8j Zeitraum ca 4,4% p.a.), da wären wir bei (12,51 x 0,75) + (4,4 x 0,25) = 10,48 % für das 75/25-Depot theoretisch, plus der verbleibende Rest 0,10 % sonstiges sind dann praktisch vllt noch irgendwelche Rebalancing-Effekte im Portfolio, o.ä. Abweichungen, die hier bei so einer einfach-oberflächlichen per anno Rechnung natürlich nicht unbedingt mit berücksichtigt werden können).
Aber haja, soviel jedenfalls sei's mal genug mit dem ganzen Erbsengezähle, war ja eigentlich garnicht das Schlüsselthema, aber ich hoffe ich konnt dir trotzdem auf dein spezifisches Problem etwas weiterhelfen. Wenn nicht, oder wenn du weiter eigene Untersuchungen dazu machen willst, meld dich doch einfach selbst bei Morningstar an (reicht z.B. ne schnelle Wegwerf-Mailadresse, ist kostenlos), da kannst du dann direkt selbst das nachprüfen was dich eigentlich interessiert (sollte man ja eh sowieso, nicht einfach nur glauben was irgendjemand im Internet so alles erzählt ;-)
CarstenP sagt am 26. August 2020
@Joerg
Der Unterschied sieht in der Tat etwas gering aus für diesen Zeitraum. Allerdings sind in den letzten Jahrzehnten Weltaktien tatsächlich nicht sonderlich gut gelaufen relativ gesehen zu risikoarmen Anleihen. Deutlich mehr Volatilität mit Aktien, aber nur geringfügig mehr Rendite. Das kann in der Zukunft natürlich anders aussehen. Hier mal noch ein etwas längerer Backtest mit so einer Art Portfolio Visualizer für Europa:
Backtest Welt-Aktien vs. Welt-Staatsanleihen
Joerg sagt am 27. August 2020
Klasse Seite CarstenP, vielen Dank!
Habe also aus:
25% BNP Paribas Easy Bloomberg Barclays Euro Aggregate Treasury UCITS ETF Acc EUR LU1481202692
75% Lyxor MSCI All Country World UCITS ETF Acc (EUR) LU1829220216
Den Index von ChrisS nachgebaut und mit dem Lyxor ACWI 100% verglichen:
Dec.2010-Jul.2020 (no rebalancing, no transaction fees, no taxes)
23.145€ im ACWI oder 9,15% pa
21.039€ im 75/25 oder 8.07% pa
Dec.2010-Jul.2020 (yearly rebalancing, no transaction fees, no taxes)
23.145€ im ACWI oder 9,15% pa
20.853€ im 75/25 oder 7,97% pa
Also stimmt "meine Welt" wieder, der übliche Malus von Bonds in den letzten 10J stellt sich wieder ein (no FEAR, currently no BONDS).
Witzig, dass die Rebalancing-Prämie mal wieder negativ war ... (Smartiiieee???)
Einfach zu kurze Crashs/Korrekturen im gewählten Zeitraum?!
Fazit: "Trau' keiner Benchmark, die du nicht selbst gefälscht hast"
LG
Joerg
ChrisS sagt am 28. August 2020
@ Joerg
eine unwichtige Detail-Frage: der geringe Abstand (Vorsprung) vom MSCI ACWI NR USD gegenüber den Mischindices mit Anleihen kommt mir spanisch vor. Immerhin ca. nur 23.075,55 (ACWI) - 22.055,78 (75/25) = 1.019,77 Vorsprung (4,62% insgesamt) in 9,6 Jahren also weniger als ca 0,5% p.a.???
Ich hatte dir einen längeren Post als Antwort geschrieben, wo ich das nochmal einzeln speziell nachgeschaut hatte, aber leider scheint der Kommentar irgendwie beim Absenden nicht angekommen zu sein, grrrr (passiert schon öfter mal, besonders ärgerlich halt wenns ein längerer Text ist wo man sich etwas Mühe gegeben hat). Naja, ich versuch nochmal mich an das wesentliche zu erinnern:
Geringer Vorsprung von 100% Weltaktien gegenüber 75/25 Aktien/Anleihen in dem beobachteten Zeitraum.
Um zu schauen ob da irgendwas bei den von Morningstar verwendeten Indizes nicht "stimmt" (z.B. wie von dir vermutet Währungsvertauschungsspielchen o.ä.), hab ich nochmal konkrete ETF-Produkte miteinander verglichen, damit solche Sachen (wenn sie es wären) als Einflussfaktoren auszuschalten.
Wertentwicklung 100 % Weltaktien (hier jetzt konkret: SPDR MSCI ACWI ETF, seit dessen Auflage Ende 05/2011)
Wertentwicklung 75 % SPDR MSCI ACWI ETF / 25 % iShares Euro Aggregate Bond ETF, seit 05/2011
Eine Tabelle für die konkreten Zahlen
Hilft dir das besser?
Nun habe ich keine Quellen-Angaben gefunden, aber könnte es sein, dass der geringe Vorsprung im ACWI daher rührt, dass die Mischindices entweder ganz auf EUR lauten oder aber EUR und USD zusammengemischt wurden (ohne jeweils erst alles [Anleihen und Aktien] in USD zu konvertieren)?
Eher nein. Ich hatte zur Überprüfung nochmal geschaut, ob es zwischen "Morningstar Kategorie-Indizes" und konkreten nachgebauten ETF-Portfolios signifikante Unterschiede gibt, also z.B. den 100 % MSCI ACWI Index Benchmark mit dem SPDR MSCI ACWI ETF verglichen, den Cat 25 % Euro Anleihen / 75 % Weltaktien -Mischindex mit einem ETF-Portfolio (25 % iShares Euro Agg / 75 SPDR MSCI ACWI) verglichen, den 50/50 und 75/25 ebenso... die ETF-Portfolios folgen den Kategorieindizes schon ausreichend genau (es gibt zwar einen gewissen Schwundanteil, so langfristig ca. 0,2 ~ 0,4 % p.a. , was aber eher noch durch handelsübliche Trackingdifferenzen u. ähnliche Kleinigkeiten erklärt werden kann, und nicht damit dass hier irgendwie bei den Währungen was nicht stimmte (da wären ja auch die Abweichungen eh viel größer)).
Die Morningstar Kategorie-Indizes sind also einigermaßen gut gebrauchbar und repräsentativ. Warum ich nicht gleich konkrete ETF-Portfolios genommen hab, um das Beispieldepot aus dem ersten Post damit zu vergleichen? Geht leider nicht so übersichtlich - bei Morningstar kannst du halt nur ein erstelltes Portfolio gleichzeitig ansehen, und da auch nur die verfügbaren Indizes in den Chartvergleich einbauen.
Was die neue Backtest-Seite "Curvo" angeht, sehr nettes Tool, werd ich für die Zukunft auch öfter mal benutzen! Ein bischen hatte ich mich aber noch gewundert, wie die ETFs, die eigentlich erst seit ein paar wenigen Jahren existieren, schon über Jahrzehnte backtesten können -
How is it possible that Backtest shows data for a fund from before it was created?
All analyses on Backtest are based on the historical data of the indexes underlying the funds. The primary reason for this decision is that it allows us to backtest much further in time. Indeed, the creation of an index always precedes the inception of funds tracking it by many years. For instance, the earliest European ETF that tracks the MSCI World index was created in 2005. But the data for the index itself is available since 1978. By using the historical data for the index rather than the fund, we can simulate the performance of the fund as if it has existed since 1978.There is one caveat. This workaround assumes that a fund perfectly tracks its index. In practice though, there is always a tracking error. But funds try to minimize this error and therefore it's often quite low. For this reason, its effect on the validity of an analysis is negligible.
Ahja, also konkret werden da eigentlich auch "nur" die Indizes miteinander verglichen. Zwar wird dann da noch irgendwie die TER mit eingebaut , ich nehme mal an einfach als jährliche Pauschale vom Index mit abgezogen (so wirkts zumindest im verlinkten Beispiel, wo der angezeigte 1-J Renditeunterschied (Jul19-Jul20) zwischen Lyxor MSCI World ETF (TER 0,12%) und iShares MSCI World ETF (0,50%) auch genau nur den 0,38 % Differenzen in der TER entspricht - wenn man sich aber auf anderen Seiten (JustETF, ExtraETF, Fondsweb, Morningstar, etc.) auch wirklich die konkreten ETF-Performances für den Zeitraum anschaut und vergleicht, sind sie natürlich in der Praxis etwas anders).
Das invalidiert jetzt nicht das ganze Konzept (über kurzfristige Zeiträume gibt es halt Abweichungen zwischen Indizes und ETFs, aber kurzfristige Zeiträume sind für uns ja eh relativ uninteressant, und über langfristige Zeiträume sollten sich die Abweichungen in einen kleinen stabilen Bereich ausmitteln, der dann auch wieder relativ vernachlässigbar ist), sollte man aber wissen falls es zu Detaildiskussionen kommt, warum auf der einen Webseite die Renditeangaben so sind und von ner anderen Webseite aber etwas andere Zahlen kommen, etc.
Geduld+Spucke sagt am 29. August 2020
aber leider scheint der Kommentar irgendwie beim Absenden nicht angekommen zu sein, grrrr
Passiert mir auch häufiger. Daher hebe ich längere Posts inzwischen auf, bis sie publiziert sind.