Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 21 / 2020)
Diese Artikel sind mir in dieser Woche in der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.
Corona und seine Auswirkungen
Corona: Peppen Sie Ihre Innovationsfähigkeit auf.
"Verlierer werden in jedem Fall auch alle sein, die jetzt mehr vom Gleichen machen und auf die Werkzeuge von gestern zurückgreifen. Und alle, die schon vorher schlecht unterwegs und auf die digitale Gesellschaft nicht vorbereitet waren bzw. deren Folgen verdrängt haben. Unternehmen, die Massenprodukte + Services anbieten werden ebenso zu den Verlieren gehören."
Das wissen wir doch schon. Der Tipp gilt weniger der Artikel, mehr der Linkliste am Ende des Textes.
Ist Fairriester 2020 an der Realität gescheitert? (und was wir daraus lernen können). Auch Christoph kommt zu dem Schluß:
"Beitragsgarantien und Renditeversprechen vertragen sich nicht.
Wichtig zu verstehen ist, dass ein Notverkauf der Aktienanlagen, wie er jetzt erfolgt ist, auch in Zukunft wieder geschehen kann."
P2P im dritten Krisenmonat.
"BuyBack Plattformen. Es war zu bemerken, dass hier mit Beginn der Krise massiv Kapital abgezogen wurde. Entsprechend brachen die Zweitmärkte zusammen. Verkäufe waren nur schwieig oder mit Abschlag möglich. Die Anbieter selbst setzen auch alles daran, Liquidität zu generieren."
Das zeigt mal wieder: Rendite ist König, Liquidität ist das As. Oder wie wir Rheinländer sagen: "Cash in de Täsch". Deshalb bin auch so gegen Aktien auf Kredit. Die meisten Leute, die so etwas anleiern sind nicht paranoid genug um diesen Stunt zu überleben. Aktien auf Kredit ist ok, aber nur wenn man einen Stand-by-Kredit hat, mit dem man den Wertpapierkredit bedienen kann, wenn börslich etwas schief läuft. Und keiner macht sich Gedanken darüber, was passiert wenn 80 % des Cashflows wegbrechen: "Ich, vom Auto angefahren? Ist doch albern."
Frauen und Gedöns
Ossi-Power: Alleinerziehend und finanziell erfolgreich – die inspirierende Geschichte von Ulrike
"Ich weiß, dass „das ganze Aktiengedöns“ gerade für alleinerziehende Mädels schwer ist, deshalb ganz plastisch: Gehst Du Schuhe shoppen, wenn sie teuer oder wenn sie im Angebot sind? Also zieh los und geh Aktien und ETFs shoppen."
Was haben Sie denn erwartet?
Gerd Kommer: „Seit 500 Jahren fällt der risk free return.“
"Warum fallen Zinsen über die Jahrhunderte?
Weil die Welt immer sicherer wird."
Na ja, wenn ich mir unsere Hegel-Presse ansehe, scheint hier ein Fall von:
Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen."
vorzuliegen. Die Zinsen sinken, aber wenn ich den Fernseher anmache, die Zeitung aufschlage, die einschlägigen Web-Sites besuche dann sehe, höre, lese ich nur von Blut, Schweiß und Tränen. Alles geht zu Ende. Kann das mal einer den Zinsen sagen.
Börsenkurse: Es sind die Erwartungen.
"Börsenkurse werden durch Erwartungen bewegt und nicht durch die Nachrichten selber. Natürlich haben Nachrichten Auswirkungen auf Kurse, aber nicht direkt, sondern nur "um die Ecke herum", indem Nachrichten eben wieder die Erwartungen verändern."
(awa)
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Kommentare
Tulpenmanie sagt am 22. Mai 2020
Aktien auf Kredit ist ok, aber nur wenn man einen Stand-by-Kredit hat, mit dem man den Wertpapierkredit bedienen kann, wenn börslich etwas schief läuft
Das sind ja ganz neue Töne! Albert, wo bist du?
Das Problem ist nur, dass der Stand-by-Kredit ganz schnell von der Bank zurückgefordert wird, wenn ich meinen Job verliere. Was nicht unwahrscheinlich ist, wenn börsentechnisch etwas schief läuft. Selbst Atypisch Still hat seinen Wertpapierkredit im Laufe von Corona abgelöse (und hat dabei ein sagenhaftes Timing hingelegt - ob das noch mal so funktioniert?)
Geduld+Spucke sagt am 22. Mai 2020
Sehr schöner Podcast von der Finanzküche zu Fairr. Sehr ruhig aber bestimmt dargestellt. Unangenehm, wie Fairr um den heißen Brei rumredet (kein Market Timing usw.). Zustimmung bei den meisten Schlußfolgerungen. Bei einem Punkt gehe ich jedoch nicht mit. Die Schlußfolgerung, daß das Scheitern unausweichlich war.
Die zitierten Antworten von Fairr erwecken bei mir den Eindruck, daß Fairr versucht sich rauszureden. Was paßt da besser, als die Vorschriften und die "unberechenbare" Lage vorzuschieben? Nur auf Grundlage dieser Darstellung von Fairr zu schlußfolgern, daß ein solches Konzept überhaupt nicht funktionieren kann, überzeugt mich nur sehr bedingt. Ich will diese Möglichkeit nicht ausschließen, jedoch hätte ich da gerne noch mehr Belege. Belege, die nicht nur von einem betroffenen Unternehmen stammen. Immerhin hatte das Produkt ja auch mal eine Zulassung erhalten.
Presskoppweck sagt am 22. Mai 2020
@Tulpenmanie
Wenn Du den ganzen Absatz gelesen hast, dann sollte aufgefallen sein welches Mus da raustropft.
Der Postillion hat selbiges mal aus der Mann/Frau-Perspektive dargestellt https://www.der-postillon.com/2011/05/groteil-der-frauen-tauscht-regelmaig.html
Matthias K sagt am 24. Mai 2020
Zum Zinsartikel:
Mein Gott, selten so einen Unsinn gelesen. Der fängst schon mal dumm an: Der US-Aktienmarkt ist in den letzten 100 Jahren um 10% im Jahr gestiegen, deswegen ist es wahrscheinlich, das er es auch zukünftig in 100 Jahren tut.
Klar. Kann man ja einfach in die Zukunft extrapolieren.
Der Kommer ist fast noch schlimmer: Die Zinsen seien niedrig, weil die Welt sicherer geworden ist.
Wie kommt er auf diesen Zusammenhang?
Ob die Welt „sicherer“ ist, ist nicht mein Thema.
Was der Mann aber völlig unerwähnt lässt, sind alle anderen Einflussfaktoren auf die die Zinsen.
Vor allem ignoriert er völlig den Einfluss der Zentralbanken, die den Zinssatz in einem Maße beeinflussen können wie kein anderer Faktor sonst.
Das gibt dann sogar Kommers Aussage entgegengesetzte Effekte:
2008 wurde die Welt durch den Crash nicht sicherer (im Finanziellen Sinne)
2020 wurde die Welt durch Corona nicht sicherer (im Gesundheitlichen Sinne)
Beide Male eine höhere Unsicherheit für meine „Risikofreie“ Anlage. Trotzdem ist beide Male der Zinssatz gesunken (bei Corona hat die EZB noch nicht nachgezogen, dafür ähnliche Mittel eingesetzt, die FED hat aber reagiert)
Was sollen Herleitungen über 700 Jahre Zinsen, wenn der Zins eben NICHT vom Markt festgelegt wird, sondern willkürlich in den Türmen der Zentralbanken? Das ist nicht vorhersehbar und es lässt sich absolut nichts damit anfangen.
Das einzige was passiert ist, das unbedarfte Anleger so einen Käse glauben und Risiken eingehen, weil ja ja superschlaue Leute den Zinssatz und die Aktienkurse vom Jahr 3000 vorhersagen können.
Was mich immer wundert: Kommers Ansatz funktioniert prognosefrei. Er braucht keine Prognosen. Warum tut er sowas?
Warum sagt er nicht „kp wie die Zinsen morgen sind, ist nicht vorhersagbar, nimm Weltportfolio 2 dann spielt es keine Rolle“?
Geduld+Spucke sagt am 25. Mai 2020
Risk Free Return
Schaut man sich den Steigungsfaktor der rot gestrichelten Gerade in der Abbildung an, die den "linearen Trend" darstellt, kommt man ca. auf einen Prozentpunkt pro 120 Jahre. D.h. die Gerade wird in ca. 250 Jahren die Nullinie schneiden. Wegen der hohen Schwankungen könnte man die Gerade vermutlich auch anders legen, dann liegt der Schnittpunkt hundert Jahre früher oder später.
Man könnte auch ausrechnen, daß in der Investmentspanne eines Menschen, sagen wir großzügig 50 Jahre, die Trendlinie 0.4 Prozentpunkte nach unten geht. Was aber wegen der gewaltigen Abweichungen in der Vergangenheit von der Trendlinie nach oben oder unten auch relativ wenig praktischen Erkenntniswert hat. Mal ganz abgesehen von der Frage, ob es sich hier überhaupt um einen linearen Prozeß handelt und wenn ja, warum eigentlich?
In 4 Milliarden Jahren wird unsere Sonne aufhören zu scheinen. Das finde ich interessant. Verändert es mein Leben? Ich glaube nicht.
Smartinvestor sagt am 26. Mai 2020
@MatthiasK
schließe mich deinem Unverständnis von GerdK an. Er ist für mich eine der undurchschaubarsten Figuren im Finanztheater. Allein, wie er sich als vermeintlicher Finanzwissenschaftler und Bogle-Anhänger solche offensichtlichen Widersprüche als Prinzipien öffentlich auf die Fahne schreiben kann, wie:
- Passives Investieren: Keine risiko- und kostenerhöhenden Versuche, “den Markt zu schlagen”.
- Nutzung sogenannter Faktor-Prämien (“Smart Beta”) mit gegenüber dem Gesamtmarkt erhöhter Renditeerwartung.
Diese Smart Beta-Risikofaktoren können vor allem das relevanteste Crash-Risiko erhöhen, kosten mehr und sind ein Versuch, den Markt zu schlagen. Hm.
Aus seinem Rohstoff-Debakel hat er offensichtlich nichts gelernt. Hm.
Dabei ist es fast egal, welcher Investment-Strategie ein Berater anhängt. Jeder schwört auf etwas anderes. Aber das sollte er doch versuchen, so schlüssig darzustellen, wie möglich, oder?
Da fragt man sich unwillkürlich, merkt oder versteht er das selber nicht, ist es ein Eingangstest für neue Kunden oder muss er das für seine DFA-Zugehörigkeit so schreiben?
In einem FIRE-Blog hat ihn mal einer m.E. treffend als Homo Faber-Typ bezeichnet, nachdem er die ganze FIRE-Bewegung massiv angegriffen hat, als ob er dort offene Rechnungen hätte.
Kennst du meine ziemlich hochgelikte Kommer-Rezension kurz nach Herausgabe seiner neuesten Haupwerk-Auflage? Bei meiner fundierten scharfen Kritik und permanenten Spitzenposition war ich zunächst sicher von einer Reaktion von Kommer dort ausgegangen.
Aber es kam stattdessen zu offiziell nicht aufgeklärten Unregelmäßigkeiten, die ich alle in Eigenkommentaren dokumentiert habe, ohne jeglichen Widerspruch. Hm. Also wenn die naheliegenden Schlussfolgerungen daraus stimmen sollten, würde ich mich an seiner Stelle mit Händen und Füßen dagegen wehren. Hm.
Rätsel über Rätsel, die sich bislang nur unter der Annahme eines Doppelspiels oder extremer Glücklosigkeit eben eines Homo Faber-Typs auflösen lassen. Aber sowas reizt natürlich umso mehr, dahinterzukommen. Vielleicht kommen wir ja beide drauf...
Smarte Investor-Grüße ;-)
Norbert
Joerg sagt am 26. Mai 2020
@Norbert
warum bist du nur so hart mit dem lieben GerdK?
Er hat eine feine, sarkastische Art, die meine Humor-Saite zum Schwingen bringt.
Er bietet kostenlos auf seiner Webseite viele interessante Artikel, Youtube-, Podcast- und Blog-Beiträge an!
Wo bleiben Deine?
Man muss ja nicht bei jedem Punkt gleicher Meinung sein?
Bonds/Rohstoffe/Faktor-Praemien: Hat sich deine Investment-Philosophie nicht auch unterwegs graduell verändert (also meine schon, das ist wohl auch normal)?
Ich fand den Artikel von ChristianT (GerdK wird lediglich interviewt) ganz witzig, bringt er doch die Idee (von Paul Schmelzing, nicht von GerdK/ChristianT) von staats-seitiger Rechtssicherheit + Schutz des pers. Eigentums in einer Gesellschaft in Beziehung zum Zins-Niveau.
Das klingt für mich plausibel und kann doch sein?!
Auch, wenn mich das jetzt in der persönlichen Anlagephilosophie nicht weiterbringt ;-)
und vermutlich der Zentralbank-Null/Negativ-Zins in den letzten Jahren ein wichtigerer Treiber für eine KGV-Ausweitung war als unsere "sicherere, westliche Welt"?
ChristianTs Schlussfolgerungen sind für mich plausibel und clever. Gerade, weil es so schwer fällt, die "hohen Bewertungen" am Aktienmarkt zu verstehen, sind vielleicht viele noch/schon wieder "draussen" und nicht im Markt?
Wobei es etliche Leute gibt, die die Monetarisierung der Staatsschulden als neue kurstreibende Kraft begreifen (das ist jetzt nicht neu?).
Ich finde das Bild von einem in's Meer stürzenden Fels oder Gletschervorsprung nett: Egal was da in der Wirtschaft/im realen Leben abbricht und in die Tiefe stürzt: Ein Meer von Zentralbankgeld fliesst sofort in den gerissenen Krater und gleicht alles aus. Reichtums-Illusion par excellence ;-)
Wenn das so bleibt, gibt's natürlich keine/kaum Deppen-Prämien von den Market-Wizards abzugreifen und auch keine Rebalancierungs-Gewinne in den LAs für Smartie :-(
LG
Joerg