06. Juli 2018


Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 27 / 2018)

Diese Artikel sind mir in dieser Woche in der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.

Faszinierend, wie Banken immer noch mit ihren Kunden umgehen: Warum ich eine ganz furchtbare Bankkundin bin.

Einflussreiche Großaktionäre und ihre Strategien

Große Analyse: Sind Deutschlands Banker zukunftsblind?

Die Jubiläumsfolge: 100 Folgen Finanzrocker-Podcast. Gratulation!

Regulierung: Die faustische Kraft, die stets das Gute will und doch das Böse schafft.

Yield On Cost: Mit Indizes zu zweistelligen Dividendenrenditen?

(awa)

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Kommentare

BF sagt am 06. Juli 2018

Zum verlinkten Blog-Artikel "Yield on Cost":

Die Erkenntnis, dass nicht nur bei einer Einzelaktie, sondern auch bei einem lange gehaltenen ETF die Ausschüttungen im langjährigen Mittel steigen (wie sollte es auch anders sein, der ETF besteht ja aus Einzelaktien?), ist ja nun wirklich banal, muss man da echt einen Blogbeitrag drüber schreiben?

Der Autor hätte allenfalls herausarbeiten können, dass sich Ausschüttungssteigerungen bei einem breit anlegenden ETF erfreulicherweise kontinuierlicher und berechenbarer entwickeln als beim aktiven Stockpicking, und beispielsweise Dividendentotalausfälle selbst in Crash-Jahren statistisch nahezu auszuschließen sind, während man beim Halten von vergleichsweise wenigen Einzeltiteln da durchaus Pech haben kann. Hat er aber nicht.

Erwähnt wird nur Hebel "Zeit".
Völlig unerwähnt bleibt die Hebelwirkung durch die Wiederanlage von Ausschüttungen, obwohl als Beispiel der DAX gewählt wird, das verstehe, wer will.
Oder habe ich es überlesen? Wer Zeit als den wesentlichen Hebel zum "Pimpen" eines mäßig ausschüttenden Einzeltitels XYZ ansieht, sollte auch die Opportunitätskosten berechnen, in diesem Fall, die im aktuellen Vergleich höheren Ausschüttungen anderer Titel, die einem (über Jahre) entgehen, weil man dort nicht investiert ist, während man auf die "Ernte" der (hoffentlich) steigenden Dividende von XYZ wartet. Das alles muss einen natürlich nur bekümmern, wenn man es auf Dividenden abgesehen hat.

Ich berechne spaßeshalber meinen yield on cost immer zum Jahresende für mein Gesamtdepot, genau wie die annualisierte Rendite über meinen gesamten Anlagezeitraum und den absoluten Vermögenszuwachs abzüglich Einzahlungen.

Ich bin 2017, nach gut 14 Jahren Geldanlage, bei einem yield on cost von 6,7% angelangt (nach Steuern). Das Depot bestand zunächst aus mehreren aktiv gemanagten Fonds, die per Sparplan bespart wurden, ab 2007 nur noch aus einem ETF (Stoxx Europe 600, also kein "Dividenden ETF"), ab 2015 zusätzlich noch aus ein paar Einzelaktien, die wenig ausgeschüttet haben, jedoch ordentliche Kursgewinne hatten.
Von denen habe ich mich dieses Jahr komplett getrennt und in einen weiteren ETF umgeschichtet, das wird den yield on cost in diesem Jahr vermutlich steigern.

Weshalb "spaßeshalber": 6,7% hört sich zwar toll an, aber "yield on cost" ist natürlich auch eine begrenzt aussagefähige Zahlenspielerei, ähnlich wie die "kumulierte Rendite"
Eine Einmalanlage hat nach 20 Jahren immer einen höheren "yield on cost" und eine höhere "kumulierte Rendite" wie ein 20 Jahre gelaufener Sparplan. 2015, also noch nicht lange her, habe ich über die Sparraten hinaus eine recht große Summe investiert. Sonst wäre mein "yield on cost" noch höher (und die "kumulierte Rendite" auch). Ich hätte aber weniger Vermögen als ich jetzt habe.


ChrisS sagt am 19. Juli 2018

Gerd Kommer veröffentlicht Ende des Jahres eine neue Variante seines Investment-Buches

https://www.buzznews.de/2018/07/16/souver%C3%A4n-investieren-f%C3%BCr-einsteiger-wie-sie-mit-etfs-ein-verm%C3%B6gen-bilden-interview-mit-gerd-kommer-zu-seinem-neuen-buch/

Und zwar diesmal in einer "Einsteiger"-Version, also etwas kürzer, einfacher und massentauglicher als der doch recht massige Schinken seines bisherigen normalen "Standardwerkes".
Kann ich auch nachvollziehen, denn obwohl natürlich die interessierten Fortgeschrittenen wie wir hier die Tiefe und Informationsgehalt schätzen, ist das für viele/die meisten Anfänger wahrscheinlich ein bischen zu sehr abschreckender Overkill.
Ich erlebe es ja mit in meinem eigenen Bekanntenkreis. Wenn ich da mal den fachfremden Leuten das Kommer-Buch empfohlen oder gar geschenkt hatte, und nach einiger Zeit mich über die Resonanz erkundigen wollte, kam dann auch oft nur sowas wie "äh ja nee sorry, war mir zu lang / zu dröge / zu schwer, habs nicht gelesen / schnell aufgegeben..." etc.
Naja, Pferde und Wasser, kennt man ja. Das Finanzwesir-Buch, mit etwas mehr Humorauflockerung und Lebenstauglichkeit, kam da zwar schon besser an, aber auch da schränken die 440 Seiten erstmal den Kreis der überhaupt dazu Lesebereiten ziemlich ein - von daher wäre es schon nicht allzu verkehrt, das wirklich allerwesentlichste auch in einem bequem verdaubaren Pamphlet von vielleicht weniger als 100 Seiten dazuhaben um den Leuten was anderes als immer nur fette Türstopper in die Hand drücken zu können. :-D


Smartinvestor sagt am 20. Juli 2018

@ChrisS ielen Dank für die Info. Na dann hoffen wir mal, dass er in der Einsteiger-Version den ganzen Faktor- und Smart-Beta/Very-Dumb-Alpha-Schrott weglässt und sich den für Einsteiger bewährten, optimalen 1- oder 2--ETF Finanzwesir-Standard zum Vorbild nimmt, damit diese Einsteiger-Verwirrung endlich aufhört.
m besten wäre eine reine Interpretation des englischen Originals der Bogle-Bibel “The Little Book of COMMON SENSE INVESTING – The Only Way to Guarantee Your Fair Share of Stock Market Returns" pdf für den deutschen Finanzmarkt.

ine deutsche Übersetzung des bislang unübertroffenen Bogle-Meisterwerks ist zwar schon für den 6.8.2018 angekündigt: "Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens: An der Börse endlich sichere Gewinne erzielen". Aber wenn dort nicht ausreichend auf die Belange deutscher Anleger eingegangen wird, hätte es nur den halben Nutzen.

offentlich erkennt Kommer seine Chance und tritt in den direkten sportlichen Wettbewerb mit Albert, mit sehr ähnlicher inhaltlicher Ausrichtung aber im typisch wissenschaftsorientierten Kommer-Stil, den viele mögen, denen Alberts Stil nicht so sehr liegt.
chaun wir mal, was uns am 8.11. erwartet.


ChrisS sagt am 21. Juli 2018

Und hier mal noch ein lesenswerter Artikel (für weitergehend Interessierte) aus der Kategorie Einblick ins Innenleben der ETF-Wurstfabrik , also was eigentlich alles so beim Primärhandel im Hintergrund abläuft, das Lieschen Müller nicht so richtig mitkriegt wenn es ja einfach nur brav ihre Anteile normal über die Börse kauft, also wie/wann/warum zum Beispiel auch die Abweichungen zwischen NAV und ETF-Kurs zustandekommen.
Um angesichts der teilweise dargestellten Extremfälle aber auch ein bischen die Panik zu beruhigen oder nicht gleich wieder deshalb in pauschale ETF-Kritik zu verfallen, muss halt auch immer noch gesagt werden, dass das meiste davon für den normalen und langfristigen ETF-Anleger wenig bis garkeine Rolle spielt - da er ja eh nicht dauernd daytraden soll sondern idealerweise seine ETFs jahrzehntelang hält und nicht verkauft, kann es ihm relativ egal sein was es so für (seltene, kurzfristige) Abweichungen gibt.

Ähnlich interessant ist ein weiterer Artikel, den man wohl am ehesten mit ETFs sind zwar an sich gut, aber die meisten ETF-Anleger selbst sind es leider (noch) nicht www.welt.de/wirtschaft/bilanz/article178872990/Boersengehandelte-Indexfonds-Der-falsche-Umgang-mit-ETFs-kostet-Anleger-viel-Geld.html zusammenfassen könnte.
(Disclaimer, der Artikel ist von nem Robo Advisor gesponsert, dem es natürlich auch darum geht seine Dienstleistung attraktiv zu machen, aber der reine Inhalt an sich ist trotzdem lesenswert und die Kernaussagen kann man seriös unterstreichen).
Das Problem ist, dass sich viele Anleger durch eigenen "Missbrauch" die eigentlichen Vorteile einer marktbreiten passiven Anlagestrategie und dessen Instrument ETF wieder selbst kaputtmachen.
Hauptschuldige sind dabei natürlich wie immer die alten bekannten Sünden: Markttiming und -Picking. Viele Anleger setzen ETFs, wegen ihrer ständigen Handelbarkeit, dann eben auch eher aktiv/taktisch ein und traden damit viel mehr rum als eigentlich nötig wäre.
Auch die Produktvielfalt (es gibt ja fast kein noch so sinnloses Nischen- und Trendthema mehr, auf das nicht schon ein ETF gebildet wäre) und der Home-Bias sorgen dafür, das viele Anleger sich in falschen Spezialselektionen verzetteln anstatt einfach ein weltweites breites Marktportfolio zu halten. Summa summarum erreichten durch dieses Fehlverhalten jene ETF-Anleger am Ende auch nur eine tatsächliche Depot-Performance die sorgar noch unterhalb der von den ansonsten ja vielgescholtenen aktiven Fonds war.
Auch hier wieder, man muss eben genauer differenzieren, was eigentlich "Kritik an ETFs" und "Kritik am Umgang ihrer Anleger" ist (denn viele angebliche "ETF-Kritikpunkte" sind im Endeffekt auch nur von den Anlegern selbst verursacht und könnten durch richtiges Verhalten weitestgehend vermieden werden).
Die empfohlenen Schlussfolgerungen sind ja für den geübten Finanzwesir-Leser nichts neues: Breit streuen, unnötige Kosten kleinhalten und langfristig denken - dann ist man schon auf der richtigen Seite und brauch sich davon auch nicht angesprochen fühlen. In eine ähnliche Kerbe schlägt ja auch oft der Altmeister Jack Bogle bei seinen Erklärungen warum er "traditionelle Indexfonds" gegenüber den neuen ETFs bevorzugt.


Andy sagt am 23. Juli 2018

Es gibt schon einige Einsteigerbücher um die 100 Seiten.
Z.b. die Faulbär Strategie zur Million von Christopher M. Klein. Auch da werden die Basics gut und anschaulich erklärt. Es gibt noch mehr "Büchlein" wie "ETFs für Einsteiger" und so.
Den Kommer habe ich irgendwann auch in´s Eck gepfeffert, also sein Buch natürlich ;-). Das Depot stand, die ETFs waren ausgewählt, dann lieber was ohne Finanzzeug lesen, der Rest entwickelt sich von alleine.


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