Bargeld ist gelebter Datenschutz - Der Finanzwesir rockt, Folge 100
Meine Töchter studieren im Ausland, beziehungsweise machen dort Urlaub. Sie berichten mir immer wieder davon, dass sie mit Kartenzahlung sehr gut durchkommen. Auch bei kleineren Beträgen.
Ich persönlich habe das in Schweden erlebt, wo ich mein Magnum-Eis problemlos mit meiner Kreditkarte bezahlen konnte.
Ist Bargeld nicht einfach ein alberner deutscher Anachronismus?
So wie das Festhalten am Fax oder die Ablehnung moderner Kommunikation (wozu eine Videokonferenz, wenn ich auch hinfliegen kann)?
Mitnichten sagt Prof. Dr. Hartmut Walz, Blogger, Verhaltensökonom, Entscheidungsexperte mit Schwerpunkt Finanzen und Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen.
Wer bar zahlt, verteidigt die bürgerlichen Freiheitsrechte. Erst wenn der letzte Geldautomat abgebaut ist, werdet ihr feststellen, dass ihr doch was zu verbergen habt.
Wir wollten von Herrn Walz wissen:
- Welche Rolle spielt für Sie persönlich Bargeld?
- Warum sinkt die Akzeptanz von Bargeld immer mehr? Welche Rolle spielt dabei Corona und das kontaktlose Bezahlen?
- Welche Rolle spielt die Zinsmisere dabei?
- Seit der Finanzkrise spielt die Modern Monetary Theory eine immer größere Rolle. Was steckt dahinter?
- Immer wieder wird von Crashpropheten auf eine mögliche Bargeldabschaffung verwiesen. Halten Sie das in absehbarer Zeit für möglich?
Digitales Geld
Es ist auch nicht völlig von der Hand zu weisen, dass das Thema Bargeldabschaffung immer wieder in die Medien kommt. Die EZB arbeitet an einem digitalen Euro.
- Welche Vor- und Nachteile hätte so etwas?
- Wo liegen die Unterschiede zum Guthaben auf Bankkonten?
- Wo liegen die konkreten Unterschiede zwischen Zentralbankgeld und einem digitalen Euro?
- Wie sieht es mit Kryptowährungen aus?
- Spielen diese künftig eine größere Rolle? Oder kommt es gar zu Verboten von Kryptowährungen zugunsten des E-Euros?
Welche Rolle spielt Bargeld bei der persönlichen Asset-Allokation?
Wie sieht es mit unterschiedlichen Währungen aus? In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Anleger unterschiedliche Währungen als Notnagel zuhause aufbewahren sollen. Warum?
Dazu ein paar operative Praxisfragen:
- Wie bewahre ich Bargeld sicher auf? Safe, im Garten vergraben,… Das Geld darf nicht gestohlen werden und nicht vergammeln (verbuddeln in der Erde, der Maulwurf findet es und polstert damit sein Nest aus). Blöd gelaufen!
- Welche Summen?
- Welche Stückelung?
- Wie diskret besorgen? Immer 200 € beim Rewe abheben und dann über einen gewissen Zeitraum das Polster aufbauen oder gleich die ganze Summe auf einem Mal abheben/umtauschen?
- Wie sorge ich dafür, dass Berechtigte Zugriff auf das Geld haben, wenn ich entweder tot oder verletzt/dement bin, sodass ich den Safe nicht mehr öffnen kann?
Schreckgespenst I Währungsreform
Was bringt es mir, Euros zu horten, wenn diese durch eine Währungsreform wertlos werden? Meine Mutter hat in ihrem Leben drei Währungen erlebt. Ich bin 54 und hoffe, noch die 80 zu erreichen. Ich gehe davon aus, dass ich noch die Währung nach dem Euro erleben werde.
Schreckgespenst II Inflation
Muss es nicht irgendwann zur Inflation kommen, wenn die EZB immer mehr Geld druckt? Was nützen mir dann 10.000 Euro Bargeld, für die ich im schlimmsten Fall nur einen Laib Brot kaufen kann?
Oder ist das einfach naiver Unfug und laienhaft verkürzt?
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Podcast: Im Finanzdienstleistungsmarkt sucht man Transparenz und Fairness vergebens
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Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise: Konstruktive Crashgedanken von Hartmut Walz*
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Kommentare
MBLN sagt am 07. Dezember 2020
Einer der spannendsten Podcasts dieses Jahr -super spannend. Viel neues gelernt in nur 60 min. Danke dafür!
JK sagt am 11. Dezember 2020
Hallo,
huch - ist da von Euro-1.000er-Scheinen die Rede (26:44)? Und keiner widerspricht? Hat es nie gegeben!
Viele Grüße
JK
Zorque sagt am 11. Dezember 2020
Ich höre immer gerne Menschen, die andere Meinungen vertreten wie ich, aber wenn ein Bargeldpast von 1.000 € Scheinen redet, fällt es mir schwer denjenigen Ernst zu nehmen.
JK sagt am 11. Dezember 2020
Hallo,
abgesehen von dem 1.000-Euro-Schein-Fauxpas, der einem Bargeldexperten und -verfechter nicht unwidersprochen hätte passieren dürfen (und ich habe die entsprechende Passage, auf die zudem später im Interview noch einmal eingegangen wird, dreimal angehört - da ist definitiv nicht von Fremdwährungsscheinen, die es durchaus in 1.000er-Noten gibt, z. B. Franken, NOK, US-Dollar - die Rede, auch nicht vom DM-Tausender, den es ebenfalls gab und der möglicherweise Ursache dieser freudschen - ? - Fehlleistung war) eine unter den Gesichtspunkten "Datenschutz" und "Freiheitssicherung" eine interessante Folge. Vieles nicht ganz falsch, manches geht mir schon etwas zu sehr (aber noch nicht in extremem, komplett abzulehnenden Maße) in Richtung "Verschwörungstheorie", aber vielleicht bin ich einfach nur zu staatsgläubig und vertrauensselig.
Wenn z. B. eine Bank nachfragt "Wozu brauchen Sie denn 30.000 Euro Bargeld in kleinen Scheinen?" würde ich das eher gut finden - auf diese Art ist schon mancher Mensch davor bewahrt werden, sein Geld der "Polizei" zur sicheren Aufbewahrung oder dem "Enkel" als Hilfe in der Not zu geben ...
Mit einer selbstgenutzten Immobilie und einem in US-Dollar aufgelegten MSCI-World-ETF bin ich ja immerhin selbst ein bisschen außerhalb des Euro diversifiziert.
Für völlig unvorhergesehene Notfälle habe ich noch ein paar hundert DM in kleinen Scheinen und Münzen, darunter eine Gold-DM von 2001, und 8 US-Dollar ... ;-)
Größere Mengen Bargeld - in Fremdwährungen - werde ich erst horten, wenn ich - hoffentlich rechtzeitig - merke, dass die Eurowelt zusammenbricht. Dann werde ich wahrscheinlich der dann typische Bankrunner ;-), so wie andere Menschen jetzt wohl schon wieder Klopapierhorter (vielleicht die bessere Krisenwährung?) sind.
Viele Grüße
JK
Presskoppweck sagt am 12. Dezember 2020
Ich bin entsetzt. Da haben wir einen Professor, der sich nur sehr vorsichtig äußert und sich auf offizielle Stellen beruft um nur keinen Unmut zu erregen. Und dann bezichtigt er (min 26:20) die Damen des horizontalen Gewerbes des Steuerhinterzuges und nennt sie in einem Zuge mit Drogenhändlern.
Ernsthaft: war sehr interessant und ich kann nur hoffen, dass der Podcast oft angehört wird.
Kurt sagt am 12. Dezember 2020
Eine tolle Folge. Muss man glatt mehrmals anhören, so informativ. Herzlichen Dank dafür.
titel: ""
Andreas sagt am 12. Dezember 2020
Interessantes Thema! Hab zwar bislang nur bis zur Hälfte hören können, aber doch zwei klare Fehler bei Herrn Walz entdeckt:
Er sagt, dass man Deutsche Mark noch immer bei der EZB in Euro tauschen könne. Das stimmt aber nicht, das Eintauschen alter Währungen ist rein national geregelt. Nur die Bundesbank tauscht (bislang unbegrenzt) DM in Euro um. Andere Staaten im Eurosystem haben übrigens das Eintauschen ihrer Vorgängerwährungen schon beendet (Finnland, Frankreich, Spanien bis Ende 2020, …)
Er sagt, dass die 1.000€-Scheine von der EZB eingezogen werden, aber noch gültig sind, als er von empfohlener Stückelung spricht. Es gab aber noch nie 1.000€-Scheine. Die 500er werden nicht erneuert, das stimmt.
Natürlich „Kleinigkeiten“ – aber schon etwas verwunderlich, da es ja gerade seine Kernargumentationen betrifft.
Marius sagt am 13. Dezember 2020
Gibt es nicht schon einen digitalen Euro seit 1999? Digital heißt doch zählbar und wenn Geld nicht zählbar wäre wie könnte dann denn damit bezahlen?
Mario sagt am 13. Dezember 2020
Es gab aber doch 1.000 DM Scheine. Ein allseits bekannter selbsternannter "Moneyfritze" warb mit dem guten Rat immer einen bei sich zu haben um sich besser an das gute Gefühl zu gewöhnen. Vielleicht hat sich der gute Prof Walz ja nur ein wenig in der Währung verirrt. Ansonsten schätze ich seine Ausführungen sehr.