Anleihen - braucht man die noch? - Der Finanzwesir rockt, Folge 98
Sind Anleihen etwas für mich und wenn ja, wie finde ich die richtige Anleihe? Peter Thilo Hasler hat 25 Jahre Erfahrung als Analyst und erklärt, worauf es ankommt.
Über diese Themen haben wir uns mit ihm unterhalten
- Was ist eine Anleihe überhaupt?
- Welche Arten von Anleihen gibt es? Welche Vorteile - und welche Nachteile - haben die einzelnen Arten von Anleihen (Rendite, Sicherheit, Kursschwankungen, Pleiterisiko.
Warum soll ich überhaupt Anleihen kaufen?
Die in den letzten 20 Jahren waren Anleihen eine gute Wahl. Nun sind die Zinsen aber am Boden. Ist der Zyklus nicht ziemlich am Ende?
Aktuelle ETFs liefern eine Effektivverzinsung von -0,71 % (eb.rexx Government Germnany 2,5 – 5 Jahre) bis - 0,21 % (eb.rexx Government Germany 10,5+ Jahre) und haben trotzdem Kursverluste in der Corona-Krise gehabt.
Junkbonds sind genau wie die Aktien abgestürzt, bringen aber nur ein paar Prozent Rendite. Firmenhochzinsanleihen bringen rund 4 % pro Jahr; Aktien das langfristig Doppelte. Da hat die Aktie das bessere Risiko/Rendite-Verhältnis.
Gibt es Anleihen, die trotzdem empfehlenswert sind?
Anleihen als Stabilitätsanker
Die Unkorreliertheit mit Aktien scheint ziemlich aufgebraucht zu sein durch die niedrigen Zinsen. Haben Anleihen ihre stabilisierende Wirkung im Depot verloren?
Das Modellportfolio
Wie setze ich Anleihen im Depot, im Zusammenspiel mit den anderen Anlageklassen ein?
- Was wäre ein sinnvolles Modellportfolio?
- Wie finde ich geeignete Anleihen? Gibt es so etwas wie Anleihen-Screener?
- Wie wähle ich eine Anleihe aus? Welche Schritte sind nötig von erstem Interesse bis zum Kauf?
Kann ich überhaupt als Privatanleger Anleihen kaufen?
Ich habe einmal nachgeschaut, manche haben eine Stückelung von 50.000 oder 100.0000 Euro, andere werden nicht gehandelt. Viele Anleihen, die bei meinem Broker gelistet werden, kann ich nicht handeln, denn sie sind nur für institutionelle Anleger vorgesehen. Das liegt an der Regulatorik. Eine neue Anleihe wird von der europäischen Bafin - ESMA genannt - geprüft, erst dann darf sie verkauft werden. Wenn die Anleihe unter die PRIIPs-Verordnung fällt, muss der Emittent ein strikt reguliertes KID (Key Information Document) veröffentlichen, wenn er seine Anleihe auch Privatanlegern anbieten möchte. Das kostet Geld und Zeit und viele Emittenten sagen: "Muss nicht sein. Die institutionelle Nachfrage reicht, um die Anleihe zu platzieren."
Wie komme ich als Privatanleger realistisch an Anleihen heran, wenn ich letztlich nur jede fünfte Anleihe, die mir mein Broker zeigt auch kaufen darf?
Der Arbeitsaufwand
- Welche Pflege benötigen Anleihen?
- Muss ich regelmäßig die Nachrichten verfolgen?
- Wenn ich Buy & Hold mache: Wie lege ich das Geld, das ich nach Endfälligkeit erhalte sinnvoll an (steueroptimiert & passende Anleihe finden).
- Wie zeitaufwändig ist die Pflege meines Anleihenzoos?
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Links zum Thema
Medienempfehlungen von Peter Thilo Hasler
Wenn Sie auf der Suche nach Anleihen sind, empfiehlt unser Gast zum einen das Going Public Magazin und zum anderen das Segment des ungelisteten Freiverkehrs auf den Web-Sites der deutschen Regionalbörsen. Hier der Link zur Börse Stuttgart.
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Kommentare
Tulpenmanie sagt am 14. November 2020
Es bleibt ein Geschmäckle. Die Ratingagenturen haben 2008 alles richtig gemacht? Ja klar. Und es sind alle Anleihen unterhalb von AAA default gegangen, sie waren alse relativ gesehen richtig eingeordnet. Natürlich nicht! Die Ratingagenturen haben einfach nicht nachgeschaut oder ignoriert, was in dem Korb drin ist. Und ein Korb voller fauler Kredite wird nicht besser, wenn man ihn bündelt.
Dass ein ausgeglichenes Portfolio zwingend alle Assetklassen enthalten sollte, kann man auch bezweifeln. Letztlich hängt es von den persönlichen Umständen ab und Rohstoffe, genauer gesagt ETFs auf Rohstoff-Futures sind kaum zu verstehende, komplexe Finanzprodukte. Meiner Meinung nach nicht geeignet für den Privatanleger. Auch Immobilien als Assetklasse sind doch höchstens in Stein zu empfehlen. Alles was sonst an der Börse gehandelt wird ist entweder intransparent (geschlossene Fonds) oder sowieso schon in den Indizes enthalten (Reits).
Aber sonst ein angenehm zu hörendes Interview.
Frank Krause sagt am 15. November 2020
Hallo Finanzwesir,
Danke zunächst, dass ihr das Thema aufgegriffen habt. Ich habe erstmal festgestellt, wie viele Wissenslücken ich im Bereich Anleihen habe.
Nun meine Frage. Im Kommer wird die Anleihe als risikoarmer Anlagezweig genannt. Bis zu welchem Rating ist denn Deiner Ansicht nach eine Anleihe „risikoarm“? Welche „risikoarme“ Anleihen-ETFs existieren? Oder dann doch lieber nur Festgeld/Tagesgeld?
Viele Grüße
Frank
Felix sagt am 15. November 2020
Das war mal wieder eine interessante Folge!
1-2% auf eine Unternehmensanleihe mit AA+ Rating klingt natürlich super.
Die Realität sieht allerdings komplett anders aus.
Der Anleihen-Finder der Börse Stuttgart zeigt gerade mal 3 Anleihen mit einer Rendite von 0,5%.
Davon haben 2 eine Laufzeit von über 100 Jahren (das heißt, wer die Anleihe nicht vererben will, ist von der Kursentwicklung abhängig).
Abgesehen von der Top 3 gibt es nur noch ca. 20 Anleihen, die zwischen 0,001% - 0,388% rangieren. Auch hier liegen viele Laufzeiten über dem was wir erleben werden.
Fairerweise habe ich auf die Währung Euro gefiltert und als handelbare Einheit 1.000 € festgelegt.
Falls der Link nicht entfernt wird: Link
Die im Podcast erwähnten Apple Anleihen liegen aktuell zwar tatsächlich bei 2,4%-2,6 % Rendite, aber wird in US Dollar ausgegeben. Ob man damit tatsächlich besser fährt als unverzinstes Festgeld ist bei > 20 Jahren Laufzeit reine Kaffeesatzleserei.
Fazit: In der Theorie eine gute Idee Anleihen in solide Unternehmen (Rating AA+) zu Stecken, aber in der Praxis derzeit nicht umsetzbar.
Timo sagt am 16. November 2020
Hallo Frank,
nah der Kommer'schen Lehre taugen nur kurzlaufende (<3 Jahre) auf Euro laufende Staatsanleihen von Ländern höchster Bonität (AAA-AA) als risikoarmer Portfolioteil.
Hintergrund ist, dass du dir mit jeder Abweichung (Laufzeit, Währung, Bonität) wieder Risiken ins Portfolio holst, die du in diesem Teil ja gerade nicht willst. Damit bleiben entweder ein reiner Deutschland ETF (z.B. DE000ETFL185), oder der im Buch genannte LU1829219556.
Da diese im momentanen Zinsumfeld negativ rentieren würde ich nur (deutsches!) Tagesgeld nehmen. Auf Festgeld würde ich ebenfalls verzichten, solange das nicht wenigsten 0,5% p.a. gibt (und sich die Bank in einem europäischen AAA-AA Land befindet!). Bei schlechterer Verzinsung wiegt in meinen Augen die Illiquidität stärker als der marginale Zinsvorteil. (Bei 0,x% "Renditeoptimierung" in einem Portfolioteil bist du in einem Größenbereich angelangt, wo auch Tracking Differenz und Steueroptimierung "relevant" werden)
42sucht21 sagt am 17. November 2020
Ich hatte mich sehr auf die Folge mit einem wichtigen und zu wenig behandelten Thema gefreut aber meine Erwartungshaltung wurde etwas enttäuscht.
Irgendwie habe ich den roten Faden in der Folge vermisst. Vielleicht muss ich mir eher sein Buch kaufen. Der Gast hat nett geplaudert aber es wurde wenig gesteuert bzw. inhaltlich nachgefragt. Die m.E. wichtige Thematik für diese Blog-Community praktische Herangehensweise "globale Anleihe ETFs" Unternehmen/ Staaten/ Laufzeiten" fürs Depot wurde gar nicht behandelt. Das habe ich etwas vermisst. Der Gast hat also zu Beginn seiner Bankkarriere 2 richtige Sell/ Buy Aktien-Empfehlungen geschrieben. Aha. Einerseits will der Anleihekäufer ruhige Unternehmen ohne viel Investition und Risiko aber andererseits sollte man mit VW / Grenke Anleihen während der Betrugsvorwürfe viel Geld verdienen können mit richtigem Kaufzeitzpunkt. Aha. Die genannten aktuellen hohen Renditen für AAA sind wie @Felix oben schreibt auch nicht so einfach wie vom Gast dargestellt.
Das oben bereits von @Tulpenmanie angesprochene "Die Ratingagenturen haben CDS richtig geratet, sie konnten nicht anders und sie besitzen ja 100 Jahre Erfahrung und sind allein deshalb kompetent." wurde einfach so stehen gelassen. Ein Apfelkuchen wird nicht sehr gut, nur weil ich viele faule Äpfel verbacke. Na ja, dass kann man auch wissen ohne 100 Jahre alt zu werden.
Frank Krause sagt am 17. November 2020
@Timo
Vielen Dank für Deine Einschätzung.
Finanzwesir sagt am 17. November 2020
Hallo 42sucht21,
es gibt zwei Moderatorenschulen.
- Die einen fassen immer wieder unerbittlich nach, haken bei Unstimmigkeiten sofort nach und versuchen zu steuern.
- Die anderen machen es wie weiland Inspektor Columbo: Am einfachsten lässt man die Leuse sich selbst um Kopf und Kragen reden.
Druck erzeugt Gegendruck. Die meisten Menschen sind heute doch so mediengeschult, dass sie sich nicht am Nasenring durch die Arena ziehen lassen. Auf ein "aber Sie haben doch eben gesagt, dass..." kriegst Du eine ausweichende Antwort und irgendwann sind wir dann bei der Talkshow-Arena. Da hast Du nur noch gepanzerte Gestalten, die das herausplärren, was sie unbedingt sagen wollen.
Was haben wir davon? Einen verbissenen Kampf um ein paar Positionen.
Wir setzen eher auf die Intelligenz unserers Publikums und versuchen unsere Gäste so unverkrampft wie möglich zu präsentieren.
Du hast zwei mal "Aha" gesagt und Du und die Tuplenmanie habe beide Eure Schlüsse aus dem CDS-Debakel gezogen.
Das ist doch schon mal was ;-)
Wo Du zu 100% recht hast: Ich hätte mehr Wert auf das Thema ETFs legen sollen. Das ist zu kurz gekommen.
Gruß
Finanzwesir