06. Juni 2014
10 Gebote für den Privatanleger
Viele Leute schreiben viel Schlaues zum Thema private Finanzen im Internet, aber manchmal ist eine kurze, prägnante Liste das Mittel der Wahl.
Ich möchte Ihnen hier meine 10 Gebote als Orientierungshilfe vorstellen. Bevor Sie eine Anlageentscheidung fällen, sollten Sie diese Punkte durchgehen.
- Sparen Sie und investieren Sie dann in Ihre Zukunft (Glück und Sicherheit) und die Zukunft Ihrer Kinder (Ausbildung). Dieser Punkt steht an erster Position, weil die neun folgenden hinfällig werden, wenn Sie nicht sparen.
- Spekulieren Sie nicht. Wenn Sie unbedingt aktiv eine Strategie verfolgen möchten, bedenken Sie eines: Sie treten gegen Profis an und halten sich für schlau genug, diese zu schlagen. Begrenzen Sie Ihren Einsatz und führen Sie akribisch Buch. Meine Vermutung: Die Zahlen in Excel werden Sie davon überzeugen, damit aufzuhören.
- Investieren Sie nie, nimmer, nicht aus steuerlichen Gründen. Aus eigener Erfahrung sage ich: Steuersparmodelle sind miserable Anlagen. Zum einen kann die Politik jederzeit die Rahmenbedingungen ändern und zum anderen zieht der Makler den Löwenanteil des Vorteils über Provisionen aus dem Deal. Steuerliche Aspekte komplett auszublenden ist auch nicht sinnvoll. Prüfen Sie staatlich geförderte Produkte wie Riester oder Rürup, und auch eine intelligent eingefädelte Schenkung im Rahmen einer Nachlassplanung kann steuerlich sehr interessant sein.
- Ein Haus muss sich nicht rechnen, denn es ist kein Anlageobjekt, sondern ein Heim für Ihre Familie. Ein Eigenheim ist keine geeignete Finanzanlage und war es nie. Lesen Sie hier, wie dürftig die Immobilien-Wertsteigerungen zwischen 2007 und 2013 in Deutschland ausgefallen sind.
- Keine Rohstoff-Deals bitte. Der Rohstoffhandel ist nach wie vor ein recht undurchsichtiges Spiel und eine reine Preisspekulation, da weder wirtschaftliche Produktivität noch zusätzlicher Wert entsteht.
- Börsenmakler und Bankenvertriebler haben gute Manieren, sind gut gekleidet und riechen gut. Mit diesen drei „Guts“ werden Sie umgarnt, denn diese Leute leben von der Provision. Das Geld, Ihr Geld, muss in Bewegung gehalten werden, damit jedes Mal neue Provisionen fließen können. Bei 5 % Provisionssumme muss ein Makler Anlegergelder im Wert von 2 Millionen Euro im Jahr umschichten, um auf 100.000 Euro Provisionssumme zu kommen. Das ist aufwendig, da hat er keine Zeit, Ihnen eine Anlage maßzuschneidern; die Stangenware muss passen.
- Stecken Sie Ihr Geld nicht in neue, interessante oder gar coole Anlagen. Das Problem mit „interessanten“ Anlagen: Sie sind oft so konzipiert, dass sie sich gut verkaufen lassen. Ob die Anlagen sich dann auch im „Dauerbetrieb“ beim Anleger bewähren und zuverlässig eine Rendite abwerfen, ist oftmals zweitrangig.
- Kaufen Sie keine Anleihen, weil Sie glauben, diese wären „sicherer“ als Aktien. Anleihen sind nicht konservativ, Anleihenkurse können ebenfalls stark schwanken und gegen die Inflation, den größten Vermögensvernichter überhaupt, schützen Anleihen nur sehr schlecht.
- Greifen Sie zu Bleistift und Papier, und legen Sie Ihre langfristigen Lebensziele, das dazu passende Anlageprogramm und Ihre Nachlassplanung schriftlich nieder. Und halten Sie sich daran! Einmal im Jahr (vielleicht in der ruhigen Zeit zwischen den Jahren) setzen Sie sich allein oder mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin hin und machen den Soll-Ist-Abgleich. Spätestens aber alle 5 Jahre sollten Sie Ihren Plan überprüfen. Sonst ist es kein Plan, sondern eine Absichtserklärung.
- Misstrauen Sie Ihren Gefühlen. Je bullischer Sie sind, umso größer ist die Gefahr, eine Abreibung zu kassieren. Auch die Börsenbäume wachsen nicht in den Himmel. Wenn Sie dagegen vor lauter Pessimismus den Weltuntergang herbei prophezeien: Die Stunden vor der Dämmerung sind die dunkelsten. Es wird auch wieder aufwärts gehen. An der Börse heißt es „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“. Oder frei nach Eugen Bleuler: „Operative Hektik ist kein Ersatz für geistige Windstille“.